Baustelle Sommer

Sommerferien zu Hause können wunderschön sein. Ausser es befindet sich eine Baustelle ganz in der Nähe.



Bauarbeiten sind zum Teil mit fast unerträglichem Lärm verbunden. (Bild Madeleine Kuhn-Baer)
Bauarbeiten sind zum Teil mit fast unerträglichem Lärm verbunden. (Bild Madeleine Kuhn-Baer)

Mein Mann und ich verbringen die Sommerferien seit Jahren zu Hause. Schliesslich ist die wärmste Jahreszeit auch bei uns wunderschön. In der herrlichen Natur kann man sich bestens erholen – das Glarnerland bietet ja so viele Möglichkeiten. Weshalb also verreisen?

Nun ja, eine Einschränkung habe ich bisher gemacht: das Wetter. Wenn es in den Sommerferien einfach nur regnet, finde ich das auch nicht lustig. Einmal sind wir ins Südtirol geflohen, als es bei uns nur nass und grau und trist war und die Prognosen keine Besserung verhiessen. Doch meistens beschränkt sich das Regenwetter auf ein paar Tage. Dann kann man ja beispielsweise einen Museumsbesuch planen. Oder einfach mal zu Hause rumhängen. Tut auch gut.

Ab sofort mache ich jedoch eine zweite Einschränkung: die Baustelle. Und zwar aus gutem Grund. Just zu Beginn der Sommerferien sind schräg vis-à-vis von uns die Baumaschinen aufgefahren. Der Platz vor der katholischen Kirche wird saniert. Uns Anwohner hat man nicht informiert. Nun ja, das wird nicht so schlimm sein, habe ich zu Beginn gedacht. Doch ohalätz! Während drei Wochen mussten wir zum Teil wirklich ohrenbetäubenden Lärm ertragen. Mittels Abbauhammer wurde die Betonschicht abgetragen. Und als Tüpfelchen auf dem -i wurden die letzten Reste noch mit Hochdruck weggeputzt. Der Lärm war trotz geschlossener Fenster (und das im Hochsommer bei schönstem Wetter!) im Haus drin fast nicht zu ertragen. Und er dauerte wohlverstanden von morgens um sieben bis abends um halb sechs, einmal gar bis halb acht Uhr. Wenigstens war am Mittag eine Stunde Ruhe.

Wir sind keineswegs die einzigen, die im Sommer derartigen Baulärm zu ertragen haben. Eine Freundin, die in einem anderen Glarner Dorf lebt, muss derzeit mit einer Strassenbaustelle vor der Haustüre leben. «Da sitz ich nun mit wahnsinnigen Kopfschmerzen. Ich bin mir sicher, die sind vom riesigen Baulärm rund um mich. Eben kam ich endlich auf die Idee, Ohropax in die Ohren zu schieben. Mei, wie glorreich. Nun noch zwei Aspirin, und dann sollte der Tag irgendwie zu bewältigen sein», hat sie in einer Email geschrieben. Sie ist nun ins Engadin geflüchtet – in der Hoffnung, dort wenigstens Ruhe zu finden.

Ist das die Lösung? Müssen wir auch verreisen, um dem Lärm zu entrinnen? Für unsere Wirtschaft ist es schliesslich nur von Vorteil, wenn nicht alle Glarner wegfahren. Wie wäre es deshalb, wenn man wenigstens die Sommerferien in den Dörfern «baufrei» hielte? Es ist mir auch klar, dass man im Winter nicht bauen kann. Aber eine Pause im Sommer wäre wohl schon zu verkraften. Die Touristen, die zu uns kommen, sind schliesslich genau so lärmgeplagt wie wir. Ob sie unter diesen Umständen jemals wiederkommen werden, ist mehr als fraglich...