Berufsstolz – Referat und Erfahrungsaustausch am BZGS (Bildungszentrum Gesundheit und Soziales Kanton Glarus)

Die Ergebnisse ihrer Masterarbeit präsentierte Florentina Ajrizi, unlängst am Standort der Schule an der Kirchstrasse 1 in Glarus. Befragt hatte sie zwischen August und Oktober des vergangenen Jahres Zwanzig- bis Sechzigjährige, die in der Langzeit- und Akutpflege tätig sind. Zum Vortrag eingeladen waren Schulabsolventinnen, Lehrkräfte und Begleitende an den verschiedenen Ausbildungsstandorten.



Dr. Katja Hornung (rechts) und Florentina Ajrizi (Bilder: peter meier)
Dr. Katja Hornung (rechts) und Florentina Ajrizi (Bilder: peter meier)

Dr. Katja Hornung, Rektorin des BZGS, begrüsste und wies auf die hohe Bedeutung des Themas hin, dessen Inhalte anzuhören und unbedingt zu diskutieren seien. Anwesend war unter anderem Yvonne Ribi, Geschäftsführerin der SBK-Geschäftsstelle, die zu einigen Inhalten des Referats dezidiert und mit der notwendigen Deutlichkeit Stellung nahm. Es zeigte sich klar, wie hoch die Beachtung des Berufs ist, wie wichtig gegenseitiger Respekt, Wertschätzung, ganzheitliche Ausbildung, gerechte Entlöhnung und erfüllende Betätigungen sind. Hingewiesen wurde auch, wo «der Schuh wirklich drückt», wo Verbesserungen, damit baldige Änderungen ebenso erwünscht wie notwendig sind. Es wurde auf die verschiedenen Ausbildungen und deren Abschluss (Höhere Fachschule, Bachelor, Master) hingewiesen, damit aufgezeigt, dass ein differenziertes Beachten und Honorieren dieser Qualifikationen unbedingt erfolgen müssen.

Florentina Ajrizi hatte mit ihrer Arbeit unter anderem folgende Punkte aufgegriffen: Ziel und Fragestellung, Methoden, Ethische Überlegungen, Ergebnisse, Stärken und Limitationen, Schlussfolgerungen, Literatur – dies zur Erlangung des Master of Science ZHAW in Pflege. Mit Tabellen wurden zwei Hauptkategorien, das berufliche Selbstverständnis zum Berufsstolz zwischen den drei verschiedenen Ausbildungsformen, die Erfahrungen von Pflegenden zum Thema und Empfehlungen der drei Berufsgruppen verdeutlicht.

Erfreuliches Fazit der Erfahrungen: Der Pflegeberuf ist in unserer Gesellschaft allgemein und breit anerkannt. Es besteht bei den beruflich Tätigen eine zuweilen grosse Belastung. Der Aufwand fürs Erledigen schriftlicher Arbeiten ist eindeutig zu hoch. Es wird hinterfragt, ob mit Bachelor- oder Masterabschluss Anerkennung und berufliches Wissen gesteigert werden können. Es macht durchaus Sinn, entsprechende Empfehlungen zur Wahrung und Pflege des Berufsstolzes auszuarbeiten und den entscheidenden Instanzen mit aller Deutlichkeit zu unterbreiten.

Die Referentin hatte alles bemerkenswert sorgsam und zielführend gegliedert und konnte die Ergebnisse der Befragung in übersichtlicher, anschaulicher Form vermitteln. Gewisse Einschränkungen in der Erfüllung der fordernden, anstrengenden Arbeit wurden erwähnt., später auch in knapper Form diskutiert. Zwei von zehn Fachpersonen erwähnen explizit, mit der Berufswahl unzufrieden zu sein. Der Pflegenotstand (Mangel an ausgebildeten Fachpersonen) ist weltweit zu einem erheblichen Problem geworden. Mit Bezug auf eine Studie aus dem Jahre 2016 wurde verdeutlicht, dass der Berufsstolz und damit das berufliche Selbstverständnis sinken.
Mit Florentina Ajrizis Arbeit sind Ziel und Fragestellungen verbunden, die sich damit befassen, ob wirksame Empfehlungen in Zusammenhang mit beruflichem Stolz formuliert und abgegeben werden können. Zu berücksichtigen sind das berufliche Selbstverständnis und der jeweilige Abschluss. Befragt wurden fünfzehn diplomierte Pflegefachfrauen aus der Deutschschweiz, die seit mindestens einem Jahr im erlernten Beruf tätig sind.
Die Referentin zeigte auf, wie Gütekriterien, Datenanalyse, Interviews (jeweils maximal neunzig Minuten) und ethische Überlegungen gewichtet waren. Mit Zitaten wurde verdeutlicht, wie die eigene berufliche Situation wahrgenommen, damit gelebt wird. Das betrifft Anerkennung der verschiedenen Abschlüsse, Wertschätzung, gewonnene Erfahrungen im beruflichen Alltag, erlebte Wertschätzung und Akademisierung, die in der Schweiz zu wenig fortgeschritten scheint.
Zwischen den Berufsgruppen mit den verschiedenen Abschlüssen bestehen Unterschiede, die von den Befragten ausformuliert worden sind: Hohe Belastung, Hundert-Prozent-Pensum, Wahrnehmung von Kernaufgaben, Entlöhnung, Anerkennung des Abschlusses, Pflegequalität, Pflegeentwicklung, Gleichstellung im Team. Karrieremöglichkeiten, Ausformulieren und Fordern von Erwartungen.
Die Diskussion – wie sie in der Arbeit ausformuliert ist – ergab Bekanntes ebenso wie Unerwartetes. Forderungen müssen deutlich gemacht werden. Wertschätzung ist zu leben, auf den Leistungsdruck ist vertiefend hinzuweisen, den Kernaufgaben ist mehr Beachtung zu schenken.
Die Daten über den Berufsstolz der drei Berufsgruppen sind Ausgangspunkt für weitere Studien.

Fragen und Diskussion

Dr. Katja Hornung richtete ihre Fragen an die Referentin und an Yvonne Ribi. Was hat in der Ausbildung stolz gemacht? Wie erfolgte die Weiterbildung? Wie bedeutsam ist die im November 2021 angenommene Pflegeinitiative? Wie steht es um deren Umsetzung? Wie wird der Beruf ausgeübt – jetzt und in der Zukunft?
Yvonne Ribi erwies sich als wirbliger, offen formulierender und fordernder Gast. Sie erlebt die junge Berufsgeneration als wissbegierig, notwendig laut und eigenständig und fasst das so zusammen: Die Jungen sind der Goldstaub für die Pflege. Sie müssen wissen, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen. Sie hofft, dass die Umsetzung der Pflegeinitiative innert vernünftiger Zeit möglich wird.
Und am Rande wurden auch noch Filminhalte erwähnt, die mit dieser Thematik zu tun haben, «The new Nurses» und «Die göttliche Ordnung» seien angefügt.
Zum Verweilen und einem Gedankenaustausch waren im Anschluss an das Referat und die Diskussion alle eingeladen.