Bettagsmandat 2017

Freiwillige halten die Gesellschaft zusammen.



Bild Stadtkirche Glarus. (Bild: zvg)
Bild Stadtkirche Glarus. (Bild: zvg)

Es waren riesige Anlässe, die rund um die Sommerferien im Glarnerland stattgefunden haben: Das Kantonalturnfest im Juni und das Kantonale Schützenfest im August. Tausende Sportlerinnen und Sportler massen sich miteinander. Unzählige Helferinnen und Helfer ermöglichten eine reibungslose Durchführung. Ähnliches lässt sich auch zu vielen anderen Anlässen in den verschiedensten Bereichen berichten: Nur dank Freiwilligen sind diese überhaupt erst möglich.

Die neueste Erhebung des Bundes zeigt, dass sich 2016 42,7 Prozent der Schweizer Bevölkerung freiwillig engagierten. Dies nicht nur in Sport, Kultur, Sozialem, Kirche oder Politik, sondern insbesondere auch in der Betreuung von Kindern, Verwandten und Bekannten. Diese 42,7 Prozent leisteten pro Monat deutlich über zehn Stunden Freiwilligenarbeit. Diese Zahlen belegen den grossen Stellenwert der Freiwilligenarbeit für den Erfolg und den Zusammenhalt in der Schweiz.

Das gilt gerade auch in der Politik. Die vielfältigen Aufgaben werden vor allem durch Politiker und Politikerinnen im Milizamt erfüllt. Unser föderales und demokratisches System lässt dies zu. Dass dieses System funktioniert, ist nicht selbstverständlich. Die Belastung der Menschen durch die Arbeit nimmt zu. Für die Freiwilligenarbeit bleibt weniger Raum. In der Politik können die Folgen davon besonders schwerwiegend sein. Denn ohne Freiwillige lassen sich Ämter unter Umständen gar nicht mehr besetzen.

Der Landrat als Paradebeispiel


Dass es nicht immer einfach ist, genügend Freiwillige zu finden, wird sich wohl bald wieder zeigen. Mit Blick auf die kommenden Landratswahlen sind die Parteien gefordert, potenziellen Kandidaten das Ehrenamt des Landrates schmackhaft zu machen. Die Entschädigung gibt dabei selten den Ausschlag. Sie ist nicht kostendeckend.

Am Beispiel des Landrates zeigt sich der Wert des Milizsystems gut: Die vielfältigen Berufsbilder der Landräte prägen die Debatten. Sie können Anträge einbringen, welche die Lebensrealität der Menschen widerspiegeln. Die Nähe zur Bevölkerung zeigt dabei dem Landrat zugleich die Schranken auf.

Die Milizpolitiker sind nicht zu beneiden. In einer immer komplexeren Welt müssen sie Entscheidungen treffen. Zwar können sie sich auf professionell ausgearbeitete Grundlagen stützen. Es könnte dennoch der Eindruck entstehen, das Milizsystem stosse dann und wann an seine Grenzen. Tatsächlich können politische Entscheide quer zum System verlaufen. Sie sind aber – solange verfassungskonform – immer richtig.

Den Landräten kommt denn auch in der Kommunikation eine wichtige Funktion zu. Es ist eine ihrer Aufgaben, der Bevölkerung die – manchmal ungeliebten – Entscheide verständlich zu vermitteln. Stimmvolk und Landräte sprechen dieselbe Sprache. Das stärkt das Verständnis und das Vertrauen in die Politik.

Freiwilligenarbeit bereichert

Die Arbeit der Ehrenamtlichen ist wertvoll. Ihnen ist Sorge zu tragen – nicht nur in der Politik, sondern überall, wo sie ihren Beitrag leisten. So ist freiwilliges Engagement auch in den Kirchen von zentraler Bedeutung. Durch sie gewinnen die Kirchen an Vielfalt, Fähigkeiten, Impulsen und Wissen.

Auch die Freiwilligen profitieren. Sie erfahren, was es heisst, gebraucht zu werden. Sie bekommen Verantwortung, können Kompetenzen einbringen und weiterentwickeln, sich fortbilden. Sie haben Freude bei ihrem Einsatz, tragen zum Wohl der Allgemeinheit bei, lernen Menschen kennen, erfahren Wertschätzung und Gemeinschaft.

Jeder kann sich engagieren


Die Gesellschaft lebt vom Miteinander aller Beteiligten mit ihren Talenten, Stärken und Erfahrungen. Die biblischen Menschenbilder besagen bei aller Unterschiedlichkeit, dass jeder Mensch von Gott begabt ist. So finden sich in der Bibel viele Geschichten von Menschen, die ihre Begabungen erkannt und entfaltet haben. Diese Geschichten laden dazu ein, über die eigene Begabung nachzudenken. Sie ermutigen zu Engagement, was es auch sei. Jeder kann auf seine Weise etwas beitragen.

In der biblisch-christlichen Tradition gehört zum Glauben der Mut, sich zu engagieren, Verantwortung zu übernehmen und dadurch auch das Wort Jesu zu verwirklichen. So heisst es im Matthäus-Evangelium: «Was ihr den Geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.»