Biodiversität im Wald geht alle an

Der Wald spielt für die Artenvielfalt eine Schlüsselrolle. Forstdienste und Waldeigentümer in der Ostschweiz sind sich dieser Verantwortung bewusst. Dementsprechend gross ist der Wille, die Biodiversität im Wald auf allen Ebenen zu fördern. Die Kantonsoberförster der Ostschweiz (Kantone GR, TG, GL, AR, AI und SG) informierten heute in Hueb, Mogelsberg zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) über die Biodiversitätsleistungen des Ostschweizer Waldes.



Der Wald spielt für die Artenvielfalt eine Schlüsselrolle (bild; ehuber)
Der Wald spielt für die Artenvielfalt eine Schlüsselrolle (bild; ehuber)

Die Uno hat das Jahr 2010 zum Jahr der Biodiversität ausgerufen. Die Vielfalt des Lebens ist überaus wertvoll, und alle tragen dafür eine Verantwortung. Biodiversität, und die dank ihr erbrachten Leistungen der Ökosysteme, ist aber auch wirtschaftlich bedeutend für den Menschen. Der Wald nimmt in Bezug auf die biologische Vielfalt eine Sonderstellung ein. Er gehört in der Schweiz zu den natürlichsten und grossflächig zusammenhängenden Lebensräumen. Über 30'000 Arten, etwa 60 Prozent der bei uns vorkommenden Tier- und Pflanzenarten, sind direkt oder indirekt auf den Wald angewiesen.

Ostschweizer Kantone fördern Biodiversität

Der Forstdienst der Ostschweizer Kantone investiert mit Unterstützung des Bundes fachliches Know-how und finanzielle Mittel in die Förderung der Biodiversität. Insgesamt sind es knapp4 Millionen Franken pro Jahr. Die Massnahmenpalette beinhaltet insbesondere:

- Das Anlegen von Waldreservaten (bisher sind in der Region Ostschweiz rund 12'000 Hektaren Wald vertraglich gesichert).
- Die Ausscheidung von Alt- und Totholzinseln (jährlich werden davon in der Ostschweiz über 100 Hektaren aus der Nutzung genommen).
- Aufwertung von Waldrändern (jährlich werden in der Ostschweiz knapp 100 Hektaren Waldrand gepflegt).

Mehrere Kenngrössen für die Lebensraumqualität unserer Wälder weisen einen positiven Trend auf: Die Strukturvielfalt wächst, die Verjüngung erfolgt grösstenteils und zunehmend natürlich, und der Totholzanteil hat zugenommen. Untersuchungen haben Verbesserungs-potenzial bei ökologisch aufgewerteten Waldrändern, bei Waldreservatsflächen und bei der regionalen Verteilung des Totholzes geortet.

Aufwertung der Waldränder

Stufige, naturnah aufgebaute Waldränder an der Schnittstelle zwischen Wald und Offenland sind ein besonders augenfälliges Beispiel für ökologisch wertvolle und artenreiche Lebensräume. Die Aufwertung der Waldränder durch den Forstdienst beziehungsweise die Waldeigentümer vergrössert die Artenvielfalt und verbessert die Vernetzung mit dem Kulturland. Die Waldrandpflege bringt Licht in den Bestand und wirkt im Aussensaum struktur- und artenfördernd. Gleichzeitig wird mit dem Eingriff der natürliche, nachwachsende Rohstoff Holz genutzt und der weiteren Verwertung zugeführt. Im Bereich der Waldränder besteht ein grosses Potenzial zur Förderung der Biodiversität, zumal jeder Kanton unzählige Kilometer von Waldrändern hat; alle Ostschweizer Kantone zusammen geschätzte 47'000 Kilometer (als Vergleich: Der Erdumfang beträgt 40'000 Kilometer).

Landwirtschaft profitiert von Waldrandpflege

Ein Pflegeeingriff im Waldrandbereich ist auch für die angrenzenden Landwirtschaftsflächen ein Vorteil (ausgeglichenes Klima, weniger Schattenwurf, Lebensraum für Nützlinge). Die Waldrandpflege ist aufwändig und meist nicht kostendeckend. Bund und Ostschweizer Kantone unterstützen die Waldrandpflege mit annähernd einer halben Million Franken pro Jahr. Waldbesitzer und Forstdienste fördern den Erhalt dieser wertvollen Lebensräume und leisten so einen wesentlichen Beitrag zur Wahrung der Biodiversität in unserem Land. Die Förster vor Ort sind kompetente Ansprechpartner in allen Waldfragen, insbesondere auch für die Waldrandpflege.

Der Wald ist Rückzugsort für viele bedrohte Arten auf der roten Liste und damit Hort der Biodiversität. Eine fachmännische Waldpflege kommt auch der Artenvielfalt im Wald zugute.

Biodiversität

Biodiversität ist die Vielfalt des Lebens. Diese lässt sich auf drei Ebenen beschreiben:

- Vielfalt der Gene (Rassen oder Sorten von wildlebenden und genutzten Arten)
- Vielfalt der Arten (Tiere, Pflanzen, Pilze, Mikroorganismen)

- Vielfalt der Ökosysteme (Lebensräume wie Wasser, Wald, Alpiner Raum)

Als vierte Ebene versteht man unter "funktionaler Biodiversität" die Vielfalt der Wechsel-beziehungen innerhalb und zwischen den anderen drei Ebenen.