Seit seinem Erstling Working Man, erschienen vor drei Jahren, hat COAL sein Musikerleben raketengleich vorwärts getrieben. Das ist gut so, denn schon der Erstling legte die Latte hoch. Da war ein blutjunger, rotzfrecher, putzkluger Bursche, mit musikalischem Talent und Bühnenverve ausgestattet, der seine Songs auf Englisch sang und dabei absolut selbstverständlich klang. Die Szenies waren erst einmal sprachlos. Nun ist das neue Album da, und der 25-jährige Innerschweizer tourt zusammen mit seiner Band auf Teufel komm raus.
Dass COAL kein Feierabendcowboy ist, das war schon nach dem ersten Album klar. „Ich lebe diese Musik“, sagt der Sänger, Gitarrist und Songschreiber – und das ist kein Lippenbekenntnis. Die Jeans, das Karohemd, die Songs, die zur Biografie passen – vermutlich hätte COALs grosses Idol, Hank Williams, ganz ähnlich ausgesehen und geklungen, hätte er Jahrgang 1981 gehabt.
Nach einem längeren Nashville-Aufenthalt (das sollte für jeden Schweizer Musiker absolute Pflicht sein – für Trinkgelder spielen! keine Gage!) zog es COAL auch noch nach Texas. Dort hat er amerikanische Musikerinnen und Musiker als Bereicherung für Let’s build us a rocket aufgenommen; die Basics legte er zusammen mit seiner bewährten Live-Band in der Schweiz. So ist das Album denn ein Versprechen, das COAL zusammen mit Michael Ehrismann am Kontrabass, Charlie Zimmerman an der Gitarre und Arno Troxler an den Drums live auch wirklich einlöst. Es dokumentiert eindrücklich, wie der Bandleader die musikalische Tradition, der er sich verpflichtet fühlt, mit seiner eigenen Gegenwart immer wieder neu kombiniert. Musikalisch ist das Album hochkarätiger, saftiger Honky-Tonk. Akkordeon und Steel immer am richtigen Ort, eine formidable Rhythmus-Gruppe – und tolle Songs. Da kommt die Ex-Freundin vor, da wird die gute oder weniger gute Liebe besungen, es wird gekrampft, gefeiert, Abschied genommen. Manchmal ist das richtige Leben halt wie ein guter Song. Oder umgekehrt. Bei COAL weiss man das nie so recht – da merkt man, dass der Junge ebenso gerne Stones wie Merle Haggard hört. „Wir machen gute Musik; egal ob zum Tanzen, zum Feiern oder zum Zuhören“, sagt COAL selbst. Viel wahrer lässt sich das gar nicht sagen.
Sich von COAL’s frischem Sound kann man sich am kommenden Donnerstag, ab 21:00 Uhr, im Kultur- und Vereinszentrum Holenstein überzeugen und mitreissen lassen.
COAL – Schweizer Country im Holenstein
Let’s build us a rocket – der Titelsong von COALs neuem, zweiten Album ist vieles zugleich. Einmal die Abkehr vom einstigen Schwur, keine politischen Songs zu schreiben, zum anderen aber auch eine Hommage an alle musikalischen Vorbilder und eine Standortbestimmung der eigenen Karriere.