Das Glarnerland bedeutete nur eine kurze Lebensetappe

Sie war schon zu Lebzeiten eine Legende und galt weit über das Bündner Albulatal hinaus als schillernde Persönlichkeit. Doch erst ihr spektakulärer Tod machte sie in den Erinnerungen der Menschen unsterblich.



In diesem Haus an der Sernftalstrasse in Schwanden befand sich bis im Herbst 1970 das Restaurant Au
In diesem Haus an der Sernftalstrasse in Schwanden befand sich bis im Herbst 1970 das Restaurant Au

Eine Frauengeschichte aus den Alpen

Wie bereits in der Fridolin-Ausgabe vom Donnerstag, 26. Februar 2009, berichtet, zeigt die Gemeindestube Schwanden am Freitag, 13. März 2009, 20.00 Uhr, ausserhalb des offiziell laufenden Saisonprogramms 2008/09 den Film Bal a l'üna des Ostschweizer Theater- und Filmregisseurs Kuno Bont. Der Film erzählt die wahre Geschichte der Wirtin Paula Roth, welche im Albulatal bei Filisur in den Jahren von 1965 bis 1988 das Gasthaus Bellaluna führte. Die Frau hatte den Ruf sehr eigenständig, unerschrocken, eigenartig, aber trotzdem auf ihre ganz persönliche Art und Weise liebenswürdig zu sein. Eine durch und durch spezielle Frauenpersönlichkeit eben! Ja, man sagte ihr sogar etwas Hexenhaftes nach. Die wehrhafte Wirtin aus dem Albulatal wurde schliesslich am 18. April 1988 in ihrem Gasthaus wegen dem Besitz von relativ wenig Geld brutal ermordet. Auch wenn die drei Täter letztlich ermittelt und durch ein Bündner Gericht der gerechten Strafe zugeführt wurden, beschäftigt mehr als 20 Jahre später das abenteuerlich Leben von Paula Roth die Menschen weit über die Bündner Bergwelt hinaus immer noch.

Arbeitsort ein "Jassbeizli" in Schwanden, das es nicht mehr gibt

Zur der nicht unbedingt gradlinig verlaufenen Lebensgeschichte von Paula Roth gehörte auch, dass sie bis zur Übernahme der Wirtschaft Bellaluna ein nicht sehr sesshaftes Leben geführt hatte und etliche Male umgezogen war. Der lange Weg vom Geburtsort im Kanton Thurgau bis zu ihrem echten Zuhause im Bündnerland führte sie auch in die hintere Hälfte des Glarnerlandes, wo sie in Schwanden in einem Restaurant als Serviertochter arbeitete. Der Regisseur des Films Bal a l'üna wusste allerdings nicht, in welchem Schwander Gasthaus das war. Der kürzlich erfolgte Aufruf in der hiesigen Presselandschaft schaffte darüber aber rasch einmal Klarheit, meldeten sich doch in dieser Sache mehrere Zeitungsleser/innen beim Präsidenten der Gemeindestube Schwanden. Paula Roth bediente damals offenbar die Gäste im Restaurant Au. Eine Wirtschaft, die es seit Herbst 1970 nicht mehr gibt und in ein reines Wohnhaus umgebaut wurde. Zu finden ist das Gebäude der einstigen "Jassbeiz" am östlichen Dorfrand von Schwanden, vis à vis vom Electrolux-Hochregallager, also direkt an der Sernftalstrasse gelegen. Die heutigen Hausbesitzer können sich zwar noch gut an das ehemalige Restaurant erinnern, über die Serviertochter Paula Roth konnten sie aber nichts mehr erzählen. Und noch eine recht intensive Glarner Beziehung gab es zur Bellaluna-Wirtin: Der schon fast als legendär zu bezeichnende Glarner Motorradclub Schnauz betrachtete damals das abgelegene Lokal in Filisur als sein Stammquartier. Allerdings nicht ganz grundlos, denn angeblich soll der Club auf Vorschlag der Wirtin hin im "Bellaluna" seinen effektiven Ursprung haben. Der neueste Film von Kuno Bont dürfte somit die Erinnerungen an Paula Roth auch im Glarnerland weiterhin wach halten.