Das Theater Glarus brilliert mit Rolf Lyssys «Die Schweizermacher»

Aus Anlass ihres 100-Jahr-Jubiläums wagte sich das Theater Glarus in diesem Jahr an die Theaterversion «Die Schweizermacher», verfasst von Paul Steinmann nach der Filmkomödie von Filmregisseur und Drehbuchautor Rolf Lyssy. Das Ensemble des Theater Glarus mit 14 Erwachsenen und vier Kinder setzte diese schauspielerisch anspruchsvolle Komödie anlässlich der Premiere vom vergangenen Samstagabend vor ausverkauftem Hause perfekt um. Das Theaterstück «Die Schweizermmacher» hat heute, 50 Jahre nach der Premiere des Erfolgsfilms von Rolf Lyssy, nichts an Aktualität eingebüsst. Die Komödie ist eine bunte Mischung aus Situationskomik und ernsthaften Passagen.



100 Jahre Theater Glarus – Jubiläumsstück «Die Schweizermacher» Im Bild Max Bodmer (Rolf Blumer) und ein Assistent Moritz Fischer (Marco Landolt) (Bilder hasp)
100 Jahre Theater Glarus – Jubiläumsstück «Die Schweizermacher» Im Bild Max Bodmer (Rolf Blumer) und ein Assistent Moritz Fischer (Marco Landolt) (Bilder hasp)

Wenn sich eine Ausländerin oder ein Ausländer um den Schweizer Pass bewirbt, kommt er oder sie nicht um Max Bodmer (die Hauptrolle hervorragend gespielt von Rolf Blumer) herum. Ein Einbürgerungsbeamter und Polizeioffizier nach altem Schrot und Korn. Ein Hardliner, wenn es um das Thema Einbürgerung geht. Im Auftrag der Einbürgerungsbehörden prüft er die Kandidatinnen und Kandidaten nicht in erster Linie auf Herz und Nieren, als vielmehr auf Denken und Handeln.

Die Ansprüche für den Schweizer Pass sind gross

«Solid, CHarakterfest, Wehrhaft, EInfach, Zuverlässig, Ehrlich, Realistisch» sollen sie sein, die künftigen Schweizer Bürger! An Bodmer Seite soll dieser den jungen Polizeiaspiranten Moritz Fischer, gespielt von Marco Landolt, in diese verantwortungsvolle Arbeit einführen. Christoph Zürrer in der Rolle des deutschen Psychiaters Dr. Starke und seine Frau Resi, gespielt von Brigitte Felber, präsentieren sich als ausgekochtes, schlitzohriges deutsches Ehepaar, welches mit allen Mitteln und Tricks versucht, nach einem peinlichen Vorfall mit einem «Fondue d’Alleman» die Gunst des Migrationsbeamten Bodmer zurückzugewinnen. Den italienischen Fabrikarbeiter Francesco Grimolli und die jugoslawische Sängerin Milena Vakulic wollen sie genau kennen lernen, weil diese den Antrag auf Einbürgerung gestellt haben. Mauricio ist die Rolle als Francesco, Oberhaupt der Familie Grimolli auf den Leib geschrieben. Kein Wunder, denn Theaterpräsident Piva ist selbst italienischer Staatsbürger, beherrscht die italienische Landessprache und kennt sich mit dem italienischen Kauderwelsch bestens aus. Besuch von den beiden Migrations-Angestellten erhielt auch die jugoslawische Sängerin Milena Vakulic, welche auf den Polizeiaspiranten Fischer sichtbar einen nachhaltigen Eindruck hinterliess

Im Kollektiv zu einer gelungenen Premiere

Vergessen wollen wir aber auch nicht die weiteren Protagonisten auf der «Schützenhaus»-Bühne. Da wären Sandra Grimolli, gespielt von Marlis Gnos. Von Marlis ausserordentlichen, schauspielerischen Fähigkeiten wissen wir schon aus der Zeit der Chliibüni Glärnisch. Jederzeit überzeugend bei ihren Auftritten waren Hanspeter Toggenburger, der seine Rolle als Gemeindepräsident gekonnt und überzeugend spielte, Inspektor und Pfleger Klaus, (Fabian Züger), Lehrer und Pfleger Harry (Simon Schneider). Die vielseitige Clarissa Pankasz überzeugte mit ihren Rollen als Zsofi, Mariella, Heidi und Katrin in Personalunion. Zu einer erfolgreichen Premiere trugen auch Rosemarie Hegner in der Rolle als Frau Galli, Martin Koller als Vitor, die vier Bühnenneulinge Florin Hegner als Carlo Grimolli, Rojan Hegner als Luca Grimolli, Fabian Hegner als Pietro Grimolli und last but not least das Nesthäkchen Ranja Hegner. Sie alle zeigten eine tolle Bühnen-Leistung und der Nachwuchs lässt auf weitere tolle und erfolgreiche Jahre mit dem Theater Glarus hoffen. Eine Standing Ovations verdienen Jeannot Hunziker, welcher mit viel Herzblut und grossem Engagement die Regie und das Bühnenkonzept erarbeitet hat, Ursula Bottega als versierte Regieassistentin, eminent wichtig für die Bühnenakteure Dodo Brunner, welche als bewährte Souffleuse genau darauf achtet, dass die Protagonisten keine Aussetzer haben. Dodo ist zusätzlich als Präsidentin der Academia Glaronensi auch für die Übersetzung in Glarner Deutsch verantwortlich. Summa summarum war es ohne Zweifel ein kompaktes Kollektiv, eine gelungene Mixtur aus Bühnenakteureninnen und -akteuren der hoffnungsvollen jungen Nachwuchs-Schauspielerinnen und Schauspielern.

Den roten Pass muss man sich verdienen

Den roten Pass erhält man nicht einfach so. Den muss man sich verdienen und das wird kontrolliert: Zuhause in der Stube und am Tisch, am Arbeitsplatz, auf der Strasse, beim Sprachunterricht. Überall erscheinen Bodmer und Fischer und machen sich Gedanken und Notizen zu allen Einbürgerungswilligen. Der Weg für die Einbürgerungskandidateninnen und -kandidaten bis zum Entscheid der Gemeindeversammlung ist steinig und beschwerlich. Das Stück spielt in den 1970er-Jahren, hat aber noch nichts an Aktualität und Brisanz verloren. Vieles, was vielleicht veraltet erscheint, ist heute noch so aktuell und Tatsache wie damals. Lyssys Komödie «Die Schweizermacher» ist in der Tat ein Spiegelbild von heute, geprägt von feinfühligem Humor und Slapsticks am laufenden Ball. Trotz dem spannenden Thema erwartet die Zuschauerinnen und Zuschauer ein toller, vergnügter und entspannter Theaterabend. Wir wünschen allseits viel Vergnügen! Weitere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite www.theater-glarus.ch.