„De bonne humeur“ – eine ganze Woche gutgelaunt geniessen

In seiner Eröffnungsrede zog Präsident Robert Jenny gleich zu Anfang einen humorvollen Bogen von der Antike bis hin zum Heute über das diesjährige Motto der Musikwoche Braunwald „Humor in der Musik“.



Das Amar-Quartett residiert während der ganzen Woche im Hotel „Bellevue“ in Braunwald und begeisterte bereits an ihrem Eröffnungskonzert alle Gäste in höchstem Masse. (Bild: rzw.)
Das Amar-Quartett residiert während der ganzen Woche im Hotel „Bellevue“ in Braunwald und begeisterte bereits an ihrem Eröffnungskonzert alle Gäste in höchstem Masse. (Bild: rzw.)

Das Amar-Quartett liess in seinem gleich anschliessenden Auftritt die Zuhörenden vorerst einmal den Raum und Mensch füllenden Klang ehrfurchtvoll geniessen, bis dann durch die Werke der Komponisten Paul Hindemith und Holm Birkholz die Fröhlichkeit die Musizierenden und das Publikum vollends vereinte.

„Humorvoll die Körpersäfte fliessen lassen…“


„…und das in der Antike geprägte, heute noch gebräuliche Wort „Humor“ (lat. (h)umor) aus dem Erleben entstand, dass eine gute Stimmung ein harmonisches Körpergefühlt bewirke“, wie Robert Jenny seine Begrüssungsrede eröffnete.

So ist gerade das im französischen Sprachgebrauch zu „humeur“ gewordene Wort „Humor“ auch heute noch gleichbedeutend mit Flüssigkeit, Säften bis hin zu Gemüt und Stimmung, wobei im deutschsprachigen Raum das Fliessende ganz verschwunden ist und sich je nach Verwendung differenziert im Ausdruck einer Stimmung.

„Humor ist, wenn man(n)/frau trotzdem lacht“, dieser allbekannte Kalauer meint doch eher erzwungenes oder unecht wirkendes Lachen. Doch dazu wird es in dieser Woche mit Bestimmtheit nicht kommen, wie das samstägliche Eröffnungskonzert mit dem Amar-Quartett aufs Trefflichste erleben liess. Die beiden Streichquartette von Joseph Haydn zeigten die hohe, geniale Kunst der Musizierenden im Spiel ihrer Instrumente wie auch im Zusammenspiel der harmonischen Perfektion und im Werk „Verdis Traum“ des jungen Zürcher-Komponisten Martin Wettstein, dass die Neue Musik durch sie eine ebenso stimmungsvolle wie auch überzeugende Interpretation erfährt.

Humor nach Noten dank des Komponisten Paul Hindemith’


Dass der deutsche Komponist Paul Hindemith ein humorvoller Mensch mit der Befähigung war, sein Naturell bis heute durch seine Musik erleben zu lassen, bezeugen allein schon die Betitelungen der durch das Amar-Quartett ganz zum Schluss zur Aufführung gebrachten Werke. Das „Repertorium für Militärmusik“ gleicht einem kompositorischen Genialstreich, indem der Cellist Péter Somodari seine stupende Fähigkeit eines unfähigen Musikers aufs Genüsslichste ausdrückte, indem er es nicht schaffte, im Akkord den richtigen Ton zu setzen und dies krampfhaft immer wieder aufs Neue versuchte bis ganz zum Schluss hin. Die Spontaneität der Lacher bei dieser mit grosser Ernsthaftigkeit vorgetragenen komischen Darbietung zog sich auch durch die anschliessenden Werke „Intermezzo für zwei entfernte Trompeten“ und vor allem bei der Darbietung „der beiden lustigen Mistfinken“ für zwei Piccolo-Flöten und Begleitung hindurch fort. Das Amar-Quartett wird immer wieder unter Beizug befreundeter Musiker erweitert, so auch am sonntäglichen Konzert und donnerstags beim morgendlichen Gesprächskonzert. Doch bei der Darbietung des Werks für zwei Piccolo-Flöten und Begleitung waren keine Flötenspieler auszumachen, bei geschlossenen Augen jedoch ganz deutlich zu hören! Dass Anna Brunner und Igor Keller diese Flötentöne ihren Violinen entlockten, liess ihre hohen musikalischen wie auch technischen Fähigkeiten ein vermehrtes Mal aufleuchten wie auch Hannes Bärtschi als Bratschist und Péter Somodari als Cellist als begleitendes „Orchester“.

Das Versprechen des Vorstandes der 73. Musikwoche Braunwald mit Humor eine ganze Woche musikalisch und wortreich zu geniessen, wurde gleich schon beim ersten Konzert auf eindrücklicher Weise in hohem Masse eingelöst.