Der kleine Unterschied

oder was Badezimmerspiegelschränke mit der weiblichen Kommunikation verbindet


Zugegeben: Es wäre in etwa der gleiche energetisch-leerläufige Schwachsinn, über die Frage zu sinnieren, ob die arbeitsplatzbetreffenden Unterschiede zwischen Mann und Frau in der heutigen Zeit kleiner seien als früher, wie wenn man diese Frage von vornherein dementieren oder bejahen würde. Und da wir notabene – wie uns die Kollegen Beckham und Co. deutlich vor Augen führen – mittlerweile so oder so im inoffiziellen Zeitalter der Travestie und der Metrosexualität leben, möchte auch ich nicht genauer darauf eingehen. Wirklich nicht.

Von überaus grösserem Interesse sind hingegen jedoch die Unterschiede ausserhalb der Arbeitswelt. Und ich spreche hier keineswegs von genderspezifischen Velosatteln und/oder Feuchtigkeitscremen, beziehungsweise Feuchtigkeitscreminnen (um auch dem weiblichen Anteil adäquat gerecht zu werden). Auch lasse ich das altleidige Thema des Damenhandtascheninhalts (inklusive dazugehörigem Mysterium) beiseite, da ich (als Mann) auch hierzu keine weltbewegenden Einsichten vermitteln könnte.

Interessant wird es erst dann, wenn wir in die Intimsphäre der eigenen vier Wände eindringen. Und zwar nicht salopperweise ins Schlafgemach (wie dies bei einem Boulevardblatt vielleicht üblich wäre), sondern in den intimsten Intimbereich, den eine Behausung bieten kann: Ins Badezimmer.

Die Umfrage einer deutschen Frauenzeitschrift hat letzthin gezeigt, dass überraschend viele deutsche Frauen abends freiwillig auf eine Stunde mit dem Partner verzichten, um dann frühmorgendlich diese eine Stunde länger im Bad zu verbringen. Die gleiche (wen wundert’s: nicht repräsentative) Umfrage hat übrigens auch gezeigt, dass viele deutsche Männer mehr Zeit in den „Sport am TV“ investieren, als in die Körperhygiene. Doch das ist wohl eine andere Geschichte…

Wenn wir nun diese erste Erkenntnis mit den kommunikationspsychologischen Tatsachen verbinden, die besagen, dass das weibliche Geschlecht a) tendenziell eher mit Körpersignalen zu kommunizieren versteht und b) in der verbalen (also gesprochenen) Kommunikation tendenziell mehr Worte benutzt als ihre männlichen Artgenossen, so stellen wir fest, dass es erschreckende Parallelen zwischen diesen beiden Feststellungen gibt: Frauen kommunizieren also nicht nur mit quantitativ mehr Worten, sondern auch mit mehr „Körper“ (den sie gleichzeitig entsprechend aufwändiger pflegen).

So verwundert es also nicht, dass sich hinter den Badezimmerspiegelschränken von Frauen mehr Produkte verstecken, als hinter denjenigen von Männern. Ebenso klar wird damit, weshalb Männer unter der Dusche mit nur einem Mittel (notfalls aber auch Geschirrspülmittel, herkömmlicher Seife oder einfach nur Wasser) auskommen können, während im Verlauf eines Frauenduschgangs nach und nach Duschcremen, Haar- und Pflegespülungen, Colorationsveredler, Conditioner, Bodymilks und zahlreiche andere Mittelchen zum Einsatz kommen.

Schlussfolgernd können wir also festhalten, dass eine Frau, die viel redet, auch viel Zeit im Badezimmer verbringt und dementsprechend viele Produkte im Spiegelschrank und in der Dusche verstaut hat. Ich für meinen Teil habe daraus geschlossen, dass in diesem Fall auch der Umkehrschluss (dass also eher ruhige Frauen wenige oder gar keine Produkte im Badezimmer bunkern) zutreffen müsste und habe diesbezüglich unlängst meine Freundin als nichtsahnendes Versuchsobjekt getestet.

Glauben Sie mir: Es funktioniert! Als sie nämlich nach einem anstrengenden Arbeitstag zu Hause eingetroffen war, packte ich ihre Mittelchen und warf diese vor ihren Augen kommentarlos – aber innerlich reaktionsbereit und gespannt auf ihre Reaktion – via geöffnetem Badezimmerfester auf die Strasse. Daraufhin war sie – wenn auch nur für ein paar Minuten – sprachlos (und ich konnte mir in Ruhe das Fussballspiel im Fernseher anschauen).

Sinä!