Der Wetterschmöcker und die Ameisen

Setzen Sie sich gerne auf einen Ameisenhaufen? Wohl kaum, oder?



Auf www.myswitzerland.com ist der Clip mit dem Muotathaler Wetterpropheten Martin Horat wieder aufgeschaltet. (Bild: mb.)
Auf www.myswitzerland.com ist der Clip mit dem Muotathaler Wetterpropheten Martin Horat wieder aufgeschaltet. (Bild: mb.)

Manchmal kann ich kaum glauben, worüber sich Menschen aufregen. Da produziert Schweiz Tourismus einen originellen TV-Spot mit dem Muotathaler Wetterschmöcker Martin Horat, in welchem der 67-Jährige von einem Ameisenhaufen aus einen schneereichen Winter vorhersagt. Der Spot geht um die Welt, läuft auf diversen Fernsehkanälen. Auch im Internet ist der Clip ein Hit. Ein voller Erfolg also für Schweiz Tourismus – und den haben wir angesichts des hohen Frankenkurses auch nötig.

Doch dann kommt eine Tierschützerin und legt Beschwerde wegen Störung der geschützten roten Waldameisen ein. Dies erweist sich im Nachhinein als falsch: Im Film kommen nämlich schwarze Ameisen vor, die nicht unter Schutz stehen.

Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) interveniert in der Folge bei Schweiz Tourismus und rät, den Spot vom Netz zu nehmen. Die Zuschauer könnten sich animiert fühlen, sich ebenfalls einmal auf einen Ameisenhaufen zu setzen ... Um welche Ameisenart es sich handle, sei zweitrangig, weil die Leute nicht wüssten, ob es eine geschützte Art sei oder nicht.

Schweiz Tourismus entfernt den Clip tatsächlich vorübergehend, sucht aber das Gespräch mit dem Bafu. Die Situation wird neu beurteilt, und plötzlich heisst es: «Wir glauben nicht, dass Leute diesen Spot nachahmen und vermehrt auf Ameisenhaufen sitzen.» Aha, also doch noch eine vernünftige Einsicht.

Martin Horat kann die Aufregung überhaupt nicht verstehen und meint sogar, dass sich die Ameisen über menschlichen Besuch freuen würden. Sie machten das Männchen, wenn er komme. Diese Aussage ist wohl ebenso übertrieben wie die Beschwerde der Tierschützerin, auch wenn Horat weiss, wovon er spricht: Er macht seit Jahren Prognosen auf Ameisenhaufen.

Etwas Positives hat das Ganze trotzdem: Die für mich unverhältnismässige Reaktion der Tierschützerin hat dem Spot zu noch mehr Beachtung verholfen. Und es ist ein guter Spot, was man nicht von jeder Werbung sagen kann. Mir gefällt zum Beispiel auch die Graubünden-Werbung mit den sprechenden Steinböcken. Ein genialer Wurf der Werberinnen und Werber. So etwas wünschte ich mir auch vom Glarnerland!