«Dichtestress haben wir nur im Verkehr»

Am Forum von Service 7000 diskutierten Experten über die allgemeine Lage im Immobilienmarkt, aber auch über Themen wie das Niveau von Mietobjekten oder dem verdichteten Bauen.



Moderator Mark Baer
Moderator Mark Baer

Es ist schon Tradition, dass Service 7000 langjährige Kunden und Gäste aus der ganzen Schweiz zu einem Referat, einer Podiumsdiskussion und einem feinen Nachtessen einlädt. So auch letzte Woche, als über 400 Personen den Weg in die lintharena gefunden haben. Zu Beginn gab Ansgard Gmür, Präsident des Schweizerischen Hauseigentümerverbands, einen Überblick über den Immobilienmarkt im Spannungsfeld von Wirtschaft und Politik. Dabei betonte er auf seine unnachahmlich forsche Art die immer weiter steigende Zahl von Verordnungen, Vorschriften und Abgaben vonseiten des Bundes.

Zu viele Hürden


Im Podium sah hier Werner Messmer vom Baumeisterverband eine grosse Bremse für das «verdichtete Bauen». Auf der einen Seite werde der Abbruch von alten meistens nicht mehr bewohnbaren Gebäuden immer aufwendiger und teurer, auf der anderen Seite werden gerade in Grossstädten zu viele Regeln für den Bau aufgestellt, sodass sich am Schluss solche Projekte gar nicht mehr richtig rentieren. Aus diesem Grund könne das verdichtete Bauen gar nicht richtig umgesetzt werden. «Dichtestress haben wir nur auf Strasse und Schiene», waren sich auch die weiteren Podiumsteilnehmer Martin Vogel, CEO Schaffhauser Kantonalbank, Walter Schärer, Wincasa, sowie Martin Reithebuch einig. Während in Städten wie Zürich ein paar Stockwerke höher sinnvoll wären, werden in vielen Gemeinden auf der grünen Wiese neue Siedlungen errichtet. Dies sorge für mehr Pendlerverkehr und leere Dorfkerne. «Wir müssen uns wieder mehr überlegen, wo wir in 20 oder 30 Jahren wohnen wollen.» Hier kam auch das Thema «Wohnen im Alter» zur Sprache.

Hohes Niveau bei den Mietobjekten


Ein weiteres spannendes Gesprächsthema war die Frage «Warum in der Schweiz der Anteil an Wohneigentum der kleinste in ganz Europa ist». Walter Schärer vom führenden integralen Immobilien-Dienstleister Wincasa betonte hier den hohen Standart der Mietobjekte. «In der Schweiz vermieten wir Wohnungen auf Eigentums-Niveau.» So seien zum Beispiel in Deutschland die Küchengeräte nicht Bestandteil der Wohnung. Der Mieter muss sie selber besorgen und nimmt sie beim Umzug auch wieder mit. Dies bestätigte auch Reithebuch, wobei er hier einräumte, dass dies vielleicht nur in der Schweiz funktionieren kann. «Der Schweizer behandelt sein Mietobjekt als wäre es sein Eigentum.» Gmür sah in den Abgaben und Steuern natürlich einen weiteren Grund, dass Wohneigentum in der Schweiz weniger attraktiv ist als im Ausland. «Eigentum wird unverhältnismässig belastet.»

Zinsen bleiben tief


Keine Anzeichen für eine Steigerung des Hypothekarzinses sieht Martin Vogel. Man müsse sich aber bewusst sein, dass bereits ein kleiner Anstieg zu einer angespannten Situation führen kann. «Bei so kleinen Zahlen ist der Zins schnell mal verdoppelt.»

Gelebte Solidarität


Zum Abschluss der Diskussion kam die Aufforderung aus dem Plenum für die Opfer des Erdbebens in Nepal zu spenden. Eliane Reithebuch engagiert sich seit Jahren für ein Kinderhilfswerk in Nepal, welches zwar zum Glück mit samt den 200 Kindern verschont geblieben ist. Das Elend im Land sei aber gross. Martin Reithebuch versprach zudem, die an diesem Abend gesammelte Spende zu verdreifachen, sodass am Schluss 60 000 Franken für die Bedürftigen zusammengekommen sind. Den Abschluss des gelungenen Anlasses machte ein feines glarnerisches Abendessen aus der Küche der «lintharena» sowie eine Einlage vom Zigermandli Richi Bertini und die musikalische Darbietungen von «Hörelimaa Young Collective» einem Ad-hoc-Ensemble aus talentierten und engagierten jungen Glarner Musikern.