Die alte Dame und ihre Kinder

Ob die verschiedenen Textilfabrikanten wohl je daran geglaubt hatten, dass ihr „Hülfsverein“ in Ennenda, den sie Mitte 19. Jahrhundert gründeten solange Bestand haben würde? Nebst Armenunterstützung, Tuberkulosefürsorge, aber auch Gemeindekrankenpflege fand 1931 der Neubau für eine Kinderkrippe sofort die nötigen Anhänger bei den Gründern des Vereins, um einerseits die Arbeitskräfte zu erhalten und anderseits um sie zu entlasten. Die verschiedenen Industriellen Ennenda`s langten abermals tief in den Sack und so konnte 1932 der Neubau eingeweiht werden.



eine fröhliche Kinderschar beim Spiel in der 75 jährigen Krippe
eine fröhliche Kinderschar beim Spiel in der 75 jährigen Krippe

Hans Leuzinger (1887-1971) der Erbauer

Der Glarner Architekt Hans Leuzinger ist wohl einer der bedeutendsten Architekten für das Glarnerland. Seine Werke prägen viele Dörfer aber auch Gebirgszüge in die er seine Häuser und Unterkunftshütten hinein gestaltete. Als Beispiele: Altersheim Schwanden, Kunsthaus Glarus, Planurahütte, Fridolinshütte, Ortstockhaus etc. Nebst all diesen Bauten, gehört auch die Kinderkrippe Ennenda zu seinen Werken. Der pragmatisch, moderne Baustil den Leuzinger bereits damals verwendete, ist immer noch deutlich sichtbar, wurden doch bei den Renovationen und Erweiterungen der Bau-Stil bestens angepasst.

Kinderkrippe als Wohlfühloase der Kleinsten unserer Gesellschaft

Der „Hülfsverein“ liess mangels Bedürfnis diverse Bereiche ihrer Institution fallen, übrig geblieben sind die Gemeindekrankenpflege, heute umgewandelt in die Spitex und die Kinderkrippe die nun einzig und allein noch dem Verein angehört. Dabei entwickelt sich die Kinderkrippe vom kleinen Nesthäkchen, dessen Ruf in der Bevölkerung eher negativ und abschätzig war, mehr und mehr zu einer wichtigen Einrichtung auf die viele Eltern kaum mehr verzichten können. Die Krippe ist nicht nur eine Stätte an der Kinder gehütet werden, sondern gewissenhaft und mit Liebe auf ihr weiteres Leben vorbereitet werden. Finanziell ist die Kinderkrippe Ennenda nach wie vor auf die Arbeitgeber angewiesen, die Mütter und Väter von Kindern in der Krippe angestellt haben. Ebenso auf die Gemeinde Ennenda und die Anliegergemeinden, weil sie die anteilmässige Übernahme des Defizits zu tilgen helfen und damit die Tagestaxen vernünftig und verantwortbar angewendet werden können. Wenn auch die Krippenplätze trotz mehrmaliger gesamtschweizerischer Aufrufe immer noch ein mageres Dasein in Sachen Finanzen und Akzeptanz fristen, gibt es auch Lichtblicke: Herr Hans Eberle, bis vor kurzem der Patron der Metallwarenfabrik in Ennenda, errichtete eine Stiftung mit einem namhaften Betrag. Dass dabei zweckgebunden die Zinsen gebraucht werden dürfen ist für die Krippenleitung wie für dessen Vorstand eine wichtige Stütze im Hintergrund und ermöglicht den „Eberle- und Ennendanerkindern“ eine willkommene Taxvergünstigung. Eine seit geraumer Zeit anvisierte Lehrstelle konnte ebenfalls aus dieser „Finanzspritze“ ermöglicht werden.

Fest für Jung und Alt

75 Jahre muss gebührend gefeiert werden, darum kümmert sich ein Fest-OK unter der Leitung von Monika Trümpi und organisiert einen Tag der offenen Tür. Am 16. Juni ist die Hintere Villastrasse fest in Krippenhänden und für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Nebst Dreiradrennen (auch für Erwachsene) Eselreiten, diversen Spielen, bei denen auch ein kleines Geschenk winkt, ist auch kulinarisch vorgesorgt. So verwöhnen sie die Angestellten der Krippe mit ihrer Leiterin im kleinen aber feinen Festzelt draussen vor der Kinderkrippe mit Gegrilltem und diversen Spaghetti. Kuchen und Kaffee darf ebenso wenig fehlen, wie Sirup mit lustigen Strohhalmen für die Kinder. Selbstverständlich ist dazu jedermann herzlich eingeladen, gerne zeigen wir Ihnen die alte Dame „Kinderkrippe“ mit ihren jungen Bewohnern.