Die Casino-Gesellschaft Ennenda

Die Casino-Gesellschaft blickt auf eine lange, bewegte Geschichte zurück. Auch heute steht sie nur Männern offen, wobei Partnerinnen hin und wieder zur Teilnahme eingeladen sind. Im Oktober 1858 wurde die Gesellschaft von zwölf Personen gegründet.



So präsentiert sich der Beginn der Statuten der Casino-Gesellschaft. (Bild: pmeier)
So präsentiert sich der Beginn der Statuten der Casino-Gesellschaft. (Bild: pmeier)

Es fanden sich damals vor allem Angehörige aus Fabrikantenfamilien und Kaderangestellte zusammen. Als «Stätte der Geselligkeit» und zwecks «gegenseitiger Aussprache» waren die Treffen ausgekündigt. Es «herrsche Mangel an gesellschaftlichem Zusammenhang». Die Gesellschaft weitete ihr Tun stetig aus. Anfänglich waren es die Gespräche und das Studium der gemischten Lektüre und Zeitschriften, die auf dem Zirkularweg zugestellt und weitergegeben wurden. Später kamen kürzere und längere Ausflüge, Diskussionen um Gemeinde- und Landesangelegenheiten sowie Auseinandersetzungen mit sozialen und wissenschaftlichen Themen dazu. Der Anteil an politischen Diskussionen stieg ab 1893 markant. Als 1876 die Mittwochgesellschaft gegründet wurde und sich ähnliche Ziele setzte, dachte man im Casino kurz an eine Auflösung. An Gründen sind Überalterung und geringer Besuch der eigenen Aktivitäten, persönliche und lokale Differenzen im Jubiläumsbericht von Dr. Hans Becker-Lieni erwähnt. Ein Zusammenschluss der beiden Gesellschaften wurde aber klar abgelehnt. Glücklicherweise kam es anders. Für die Folgejahre wird von «einträchtigem Zusammenwirken» und «friedlichem Miteinander» geschrieben. Das politische Engagement war ähnlich wie bei der Mittwochgesellschaft: Erküren von Kandidaten aus den eigenen Reihen, Diskussionen und Empfehlungen zu Sach- und Wahlgeschäften. Die finanzielle Situation war nicht immer gleichermassen erfreulich. So wurde einst intensiv um die «Anschaffung eines Billards» für 1000 Franken diskutiert. Gar legendär müssen einige Ausflüge verlaufen sein, es sei einst ein 18 Seiten umfassendes Reiseprotokoll entstanden. Überhaupt: Der Chronist berichtet gar einfühlend und detailliert beispielsweise auch über die vielen Mitglieder. Man nimmt mit Interesse zur Kenntnis, dass um 1900 eine «Abendgesellschaft Ennetbühls» existierte, dass um 1918 mit dem Politisieren aufgehört wurde, die «Beitrittsgebühr» für Neumitglieder zwei Franken betrug oder bei Fernbleiben bei einem Anlass 50 Rappen Busse fällig wurden. Das Casino fand sich meistens im damaligen «Schützenhof», später in der «Eintracht» am Kirchweg, dann im Restaurant Gesellschaftshaus zusammen. Von Interesse ist das Angebot der Zeitschriften im Lesezirkel. Namen wie «Der Inspector von St. Gallen», «Postheiri», das politische Witzblatt «Kladderadatsch», Über Land und Meer», «Schweizerische Alpenzeitung», «Grosses Weltgeschehen» oder «Am häuslichen Herd» sind in der Chronik erwähnt. Beinahe exzessiv fielen Ausflüge auf neu eröffneten Bahnen in nahe und ferne Umgebung aus. Schlittenfahrten, gemütliche Essen, Soirées musicales et dansantes mit Familienkapellen, Referate, Kegelabende sind weiterführend erwähnt. Die Chronik ist bis 1983, dem 125-jährigen Bestehen der Casinio-Gesellschaft, weitergeführt. Aktuell zählt die Casino-Gesellschaft noch 17 aktive Mitglieder, die pro Jahr vier feste Anlässe (unter anderem HV und Neujahrsapéro) kennt und lockere Kontakte zu Casino-Gesellschaften in Schwanden und Glarus pflegt. Die Zahl der Mitglieder sinkt, aber aufgeben will man nicht.Artikel