Die kochenden Gentlemen aus Ennenda

Es kommt häufig vor, dass sich Gleichgesinnte aus irgendeinem Grunde zusammenschliessen. Zumeist stehen Geselligkeit, gemütlicher Gedankenaustausch, stressfreies Verweilen und das Verwirklichen gemeinsam geplanter Vorhaben im Vordergrund.



Die kochenden Gentlemen aus Ennenda

Wenn aber ein derartiger Zusammenschluss erfolgt, weil man kulinarisch Neues gemeinsam ausprobiert und kocht, Menüpläne erstellt, auf gepflegtes Anrichten und Präsentieren der zubereiteten Speisen besonders achtet, sich mit dem Einkauf von Gemüse, Fleisch und anderen Zutaten befasst, kommt unweigerlich die Frage auf, wer sich in karg bemessenen Freiräumen mit derart Aufwendigem so nachhaltig befasse. Die Antwort verblüfft: Es sind die Mitglieder des Gentlemen`s Cooking Club aus Ennenda mit ihrem Präsidenten Rolf Lehmann, dem eigentlichen «Gründervater». Er war es, der im Dezember 1990 Gleichgesinnte anfragte, um nicht bloss sein Hobby zu pflegen, Fertigkeiten zu vertiefen und sich mit Neuem zu befassen, sondern mit guten Freunden weiterhin Kontakte pflegen zu können. Das ist bestens gelungen. Einige sind seit dem Gründungsjahr dabei, andere kamen dazu oder verliessen den Verein. Das Tätigkeitsprogramm – so könnte man meinen – sei nun doch gar einseitig, man befasse sich mit ewig Gleichem. Weit gefehlt; die Organisation ist klug aufgebaut. In der Regel ist jedes Mitglied einmal im Jahr Küchenchef – mit allen Pflichten, die dazugehören. Das sind Menüwahl für einen Drei- bis Viergänger, Rezept erstellen, Einkauf, meistens vorgängiges Probekochen in der eigenen Küche. Einbezug von etwas Speziellem, Neuem, das andere wiederum «gwundrig» macht. Bei solchen Gelegenheiten ist die verschworene Gemeinschaft, bestehend aus 40- bis etwa 50-jährigen, meist unter sich, aktuell immer am Ende des jeweiligen Monats in der Küche des Oberstufenzentrums Buchholz, Glarus. Und wenn man Einblicke in die Speisefolgen erhält – die Kochkünste reichen von gut bürgerlich über mediterran bis asiatisch – läuft dem einen oder anderen das Wasser im Mund zusammen. Selbstverständlich profitieren auch die Familien der kochenden Männer von diesen Künsten. Die Entgegennahme der jeweiligen Kommentare sei durchaus spannend, so Rolf Lehmann.

Gemütlich, aber zielorientiert geht es immer zu und her. Das Hobby, so wiederum Rolf Lehmann, soll gleichbedeutend mit wohltuender Distanz zum Alltag, Erholung und etwas Dazulernen, aber auch «Gschprächle» sein. Hin und wieder wird bei grösseren Anlässen gekocht, aber derartige Anfragen geht man behutsam an. Zu lieb sind da die regelmässigen «Herrenabende», die Gourmet-Reisen nach irgendwo, Wochenendwanderungen und anderes im Verlaufe des langjährigen Bestehens geworden.

Dass Ehegattinnen zu einem Grillabend oder Herbstfest eingeladen sind, entspricht der Gentlemen-Tradition. So werden diese Männer aus allen Teilen des Kantons und des Rickens gemütlich und in sympathisch wirkender Art weiterkochen, das eine oder andere ausprobieren, in die Rolle des veritablen Küchenchefs schlüpfen und die Lieben zu Hause hin und wieder gewaltig verwöhnen.