Die Landwirtschaft wirkungsvoller vertreten

Im Kanton Glarus gibt es viele bäuerliche Organisationen, die ihre speziellen Anliegen zwar wirkungsvoll vertreten und gute Arbeit leisten. Dennoch zeigt sich ein gewisser Koordinationsbedarf, speziell auch im politischen Bereich - und nicht zuletzt im Blick auf die Gemeindestrukturreform.



Die abtretende Aktuarin Elisabeth Schuler und ihre Nachfolger Christian Dürst blicken zu IP-Ring-Präsident Hansruedi Zweifel (links). (Bild Jann Etter)
Die abtretende Aktuarin Elisabeth Schuler und ihre Nachfolger Christian Dürst blicken zu IP-Ring-Präsident Hansruedi Zweifel (links). (Bild Jann Etter)

Überdies sollen Doppelspurigkeiten vermieden; die Beratungstätigkeit intensiviert, die Arbeitslast auf mehr Schultern verteilt, der Verkehr mit dem Kanton neu definiert und auch die Interessenvertretung im Landrat gestärkt werden.

Grünes Licht

Wie an der von Hansruedi Zweifel, Linthal, geleiteten HV des IP-Rings Glarnerland (IP = Integrierte Produktion) vom letzten Donnerstagabend im „Schützenhaus“ Glarus, zu erfahren war, haben zwei Dutzend landwirtschaftliche Organisationen im Oktober letzten Jahres grünes Licht für die Erarbeitung des Projekts „Weiterentwicklung der bäuerlichen Organisationen im Kanton Glarus“ gegeben. Dem IP-Ring gehören rund 300 der insgesamt 390 Glarner Landwirte an.

Das Projekt soll von der Agridea in Lindau konkretisiert werden. Unter dem Vorsitz von Hans Peter Hauser-Berther, Näfels, Präsident des Glarner Bauernverbandes, wurde beschlossen, dass der IP-Ring und Bio Glarus die auf 12 000 Franken geschätzten Gesamtkosten (davon IP-Ring Fr 9400.--) bei ihren Mitgliedern einziehen, im Schnitt 31 Franken pro Mitglied. Mit diesem Finanzierungsmodus werden alle Glarner Landwirte, die alle einem der beiden Verbände angehören, erfasst.

Der Vorschlag des Vorstandes ging nicht ganz widerspruchslos über die Bühne. Das Vorhaben wurde als zu theoretisch und als zu teuer bezeichnet. Bauernpräsident Hauser wünschte sich dagegen eine verbesserte Zusammenarbeit. Mit 48 gegen 23 Stimmen hiess die Versammlung das Vorhaben aber gut und hiess auch die Kredit gut; der Jahresbeitrag erhöht sich von 110 auf 120 Franken; die zehn Franken sind für das Reformprojekt bestimmt. Der restliche Betrag der 31 Franken pro Mitglied geht zu Lasten der Verbandskasse.

Inhaltsreicher Jahresbericht

Hansruedi Zweifel erstattet einen inhaltsreichen Tätigkeitsbericht, angefangen bei den regenreichen, unbeständigen Vegetationsverhältnissen. Den grossen Engerlingsschäden soll nun auf rund 100 Hektaren zu Leibe gerückt werden. Sorgen bereiten die gestiegenen Produktionskosten, z.B. wegen der Treibstoffpreise. Eher Minder- und Mehrerträge seien bei den Direktzahlungen erwarten, hatten Zweifel schon bei der Begrüssung gesagt.

Die Schlachtviehpreise waren 2008 recht gut; nach wir vor gefragt sei qualitativ gutes Nutzvieh.

Der Vorstand befasste sich in Zusammenarbeit mit dem Amt für Umweltschutz mit dem Gülle-Austragen im Winter und in der Übergangszeit; es sollen in nächster Zeit Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet werden. Einig ist man sich nun bei Mistlagerung im Winter; es steht noch eine Grundsatzdiskussion zum Schleppschlauchverfahren für das Ausbringen der Gülle an.

Erfolgreich verlief der spezielle Schulunterricht über die Landwirtschaft (agro-image = Landwirtschaft macht Schule) mit 12 Lektionen in Linthal, Mollis und auch Kaltbrunn).

Notwendige Betriebskontrollen

Die Betriebskontrollen durch die KUT (Kontrolldienst für tierfreundliche und umweltschonende Qualitätsproduktion, Flawil) verliefen ohne nennenswerte Probleme. Bei 16 unangemeldeten Tier- und Gewässerschutzkontrollen im Glarner Unterland kamen dagegen etliche Mängel zum Vorschein, die aber, wie die Nachkontrollen ergaben, behoben wurden. Die Sanktionen kosteten die Bauern freilich viel Geld. Solche Sonderkontrollen seien aber notwendig, betonte Zweifel. Es gehe um das Ansehen der Landwirtschaft.

Dem Jakobkreuzkraut wurde im Hinter- und Unterland zu Leibe gerückt. Bei den SBB bestehe noch Handlungsbedarf, denn sie habe es 2008 bei der Bekämpfung nicht so genau genommen. Etliche Gemeinden unterstützten die Aktion. Ab Heuer ist Bio Glarus für die Bekämpfung zuständig.

Neues Vorstandsmitglied

Roman Steiger informierte über das Kontrollwesen der KUT. Die 187 Kontrollen kosteten insgesamt 27 740 Franken. Die Versammlung beschloss die Weiterführung der Kontrollen und erteilte dafür der KUT Flawil erneut den Auftrag, was als Vertrauensbeweis zu werten ist.

Der IP-Ring Glarnerland zählt wie erwähnt gut 300 Mitglieder; es kam im vergangenen Jahr auch zu Übertritten von Bio Glarnerland. Der Mitgliederbestand ist in den letzten Jahren sehr stabil geblieben, wie die abtretende Aktuarin und Geschäftsführerin Elisabeth Schuler-Staub, Bilten, unterstrich. Als ihr Nachfolger wurde Christian Dürst, Obstalden, einstimmig gewählt.

Anspruchsvolles Tätigkeitsprogramm

Das Tätigkeitsprogramm 2009 sieht u.a. die massgebliche Mitarbeit am Projekt „Weiterentwicklung der bäuerlichen Organisationen“ vor, die Vereinheitlichung im Vollzug des Gewässerschutzes bezüglich Gülleausbringung, die Weitführung des Kampfes gegen das Jakobskreuzkraut und die Neophyten sowie die Weiterführung des Unterrichts an den Schulen.

Schliesslich berichtete Roman Steiger über neueste Vorschriften beim ÖLN (ökologischer Leistungsnachweis), zum RAUS (regelmässiger Auslauf im Freien) und zum BTS (besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme). Er forderte auf, dem Tierschutz grosse Aufmerksamkeit zu schenken und z.B. das Auslaufjournal genau zu führen. Die Sanktionen könnten sonst finanziell sehr empfindlich sein.

Nach einem Imbiss wurden ein Film über landwirtschaftliche Maschinen und, von Friedrich Schule vom Abteilung für Landwirtschaft, herrliche Flugaufnahmen von den glarnerischen Alpen gezeigt.