Die Linth kriegt teilweise ihre Freiheit zurück

Im Rahmen der Sanierung des Linth- und des Escherkanals durch das Linthwerk wird dem Fluss teilweilweise freien Lauf gelassen. Denn neben der Hauptaufgabe Hochwasserschutz, hat das rund 100 Mio. teure Projekt auch das Ziel den Mehrwert für Natur und Mensch zu erhöhen.



Markus Jud zeigt
Markus Jud zeigt

„Endlich können wir am Linthkanal erste Arbeiten zeigen.“ Damit eröffnete Willi Haag, St. Galler Regierungsrat und Präsident des Linthwerks, die Pressekonferenz vom letztem Mittwoch. Nach der zehnjährigen Planungsphase konnte das Projekt „Hochwasserschutz Linth2000“ vor anderthalb Jahren starten. „ Die Planung hat lange gedauert, damit der Bau um so rascher durchgeführt werden kann.“ Aus diesem Grund wurde auch eng mit den verschiedenen Interessengruppen zusammen gearbeitet. Eine Beschwerde wurde jedoch trotzdem bis ans Bundesgericht weitergezogen. „Wir haben in allen Punkten Recht bekommen. Dennoch hat das Prozedere Geld und vor allem Zeit gekostet.“

„Gröbere Mängel“ nach 200 Jahren

Der Bau des Linth- und des Escherkanals zusammen mit der anschliessenden Linthmelioration – Trockenlegung der sumpfigen Gebiete in der Linthebene und im unteren Glarnerland – haben die Entwicklung dieser Region vor knapp 200 Jahren erst ermöglicht. Und bis heute schützt der Damm auch vor Hochwasserereignissen. „In den Jahren 1998 und 2005 sind wir aber nur knapp an einer Katastrophe vorbei gekommen.“ Die Ereignisse haben gezeigt, dass nach 200 Jahren gröbere Mängel am Damm entstanden sind und eine Sanierung notwendig ist. „Die Sicherheit vor Hochwasser hat in unserem Projekt absolut oberste Priorität.“

Escherkanal bald fertig


Daneben gibt das eidgenössische Wassergesetzt von 1991 den gesetzlichen Rahmen, dass bei Sanierungen ein ökologischer Mehrwert geschaffen werden muss. Aus diesem Grund wird viel für die Renaturierung der beiden Kanäle getan; Sie werden verbreitert, mit Steinblöcken für Verwirbelungen und Nischen für Fische erreicht. An bestimmten Stellen lässt man die Linth nach 200 Jahren wieder aus dem Kanal frei. So zum Beispiel in der Nähe von Benken. Hier wird im Hänggelgiessen eine kleine Rietlandschaft entstehen, indem die Linth in ihren alten Flusslauf zurückkehrt. Weitere solche Massnahmen sind entlang des rund 17 Kilometer langen Kanals geplant. Während am Linthkanal die Arbeiten bis in den Frühling 2013 dauern werden, steht die Sanierung des kleinen Bruders kurz vor der Vollendung. „Wir rechnen damit, dass wir im Herbst am Escherkanal fertig sind, „ meinte dazu Linthingenieur Markus Jud. „Die Arbeiten am Hochwasserschutz sind abgeschlossen und die Flussaufweitung ist weit fortgeschritten.“

Bitte um Verständnis

Der Linthkanal ist aber nicht nur ein wichtiger Bezugspunkt für Tiere. Auch die Menschen nutzen den Kanal immer fleissiger als Naherholungsgebiet. Seien dies Spaziergänger, Hündeler, Velofahrer, Skater, Kanuten oder Schwimmer. „Wegen den Bauarbeiten müssen wir die Bewegungsfreiheit aus Sicherheitsgründen zwangsweise einschränken, „ erklärte dazu Markus Schwizer, Gemeindepräsident von Kaltbrunn. Es werde jedoch darauf geachtet, dass dies nur soweit es wirklich nötig sein muss geschieht. „Wir streben eine ausgewogene Lösung an.“ Er wies auch deutlich darauf hin, dass die Bevölkerung die signalisierten Absperrungen beachten und respektieren sollen. „Teilweise konnten Unfälle bisher nur mit viel Glück vermieden werden. Und es liegt in unserem Interesse aber auch im Interesse jedes einzelnen, dass es zu möglichst keinen Zwischenfällen kommt.“ Und wer sich für die Baustelle und die Sanierung des Linthkanals interessiert, hat die Möglichkeit am Tag der offenen Baustelle – der nächste Termin ist 17. April am Escher- und 24. April am Linthkanal – oder an einer Linthwerkführung teilzunehmen. „Im letzten Jahr haben rund 1300 Personen an einer solchen Führung teilgenommen. Dies zeigt auch die grosse Identifikation der Bevölkerung mit dem Bauwerk,“ ergänzte Willi Haager. Er sei sich auch sicher, dass nach der Sanierung im Rahmen von rund 100 Mio. Franken auch der Mehrwert des Kanals als Erholungsgebiet deutlich grösser sein wird.