Die verschollene Fahne des Generals

Die seit Jahrzehnten verschollene Regimentsfahne von General Niklaus Franz von Bachmann (1740–1831) aus Näfels, über deren Aussehen sich die Gelehrten stritten, ist wieder aufgetaucht – nicht nur für die General-Bachmann-Gesellschaft eine kleine Sensation!



Bachmanns Regimentsfahne: Vorderseite (Fotos: Jürg Burlet)
Bachmanns Regimentsfahne: Vorderseite (Fotos: Jürg Burlet)

General Bachmann kommandierte im 2. Koalitionskrieg (1799–1801) eines der vier Schweizer Emigrantenregimenter in österreichisch-britischen Diensten. Am 15. März 1800 übergab er in Schwabmünchen, einem Ort südlich von Augsburg, seinem aufmarschierten Regiment zwei in roter Grundfarbe gehaltene Fahnen. Leider haben Zeitzeugen nur die Farbe, aber nicht das Aussehen der Fahne beschrieben und seither stritten sich Historiker, ob schon damals ein freischwebendes weisses Kreuz oder ein Kranz aus Eichen- und Lorbeerblättern die Devise «Pro Deo et Patria», «Für Gott und Vaterland», zierten.

Bachmanns verstärktes Regiment stand im Sommer 1800 unter österreichischem Kommando im Rheintal, am Vorarlberg und Ende Jahr im Unterengadin im Einsatz. Im Februar 1801 beendete der Frieden von Lunéville den Krieg und in der Folge wurden die Schweizer Regimenter in der Steiermark zusammengezogen und aufgelöst.

Wenn damals ein Regiment aufgelöst wurde, dann fanden nicht nur die die Soldaten, sondern meistens auch ihre Fahnen den Weg zurück in die Heimat. General Bachmann brachte seine Regimentsfahne, wie schon zuvor die prachtvolle Fahne aus dem Dienst in Sardinen-Piemont, nach Näfels. Auch nach seinem Tod blieb sie weiter im stattlichen Herrschaftshaus «An-der-Letz» in Familienbesitz. 1891 schenkte Frau Ida von Müller, die Urenkelin des Generals, die Fahne dem Historischen Verein des Kantons Glarus (HVG) zur Ausschmückung der Sala Terrena im Freulerpalast. Danach verlor sich ihre Spur und die Fahne galt als verschollen.

Nun ist das Rätsel um den Verbleib und das Aussehen der Fahne gelöst! Der renommierte Historiker und Alt-Staatsarchivar von Freiburg, Hubert Foerster, suchte seit langer Zeit nach dem verschollenen Feldzeichen. Zusammen mit Jürg Burlet, dem ehemaligen Kurator für Fahnen und Uniformen des Schweizer Nationalmuseums, ist er unzähligen Hinweisen nachgegangen. Ihre Recherchen liessen sie im Frühjahr 2023 vermuten, dass die Fahne noch immer im Freulerpalast in Näfels sein muss. Im Herbst 2023 kam aus Glarus die überraschende Nachricht, dass sich das gesuchte Objekt im Landesarchiv befindet. Die Fahne konnte 1948 vom HVG von einem Herrn de Pacquement aus Paris erworben werden und seither befand sie sich tatsächlich im Freulerpalast. Im Herbst 2012 wurde sie aus konservatorischen Gründen vom Museum des Landes Glarus dem Landesarchiv übergeben und im Inventar als «Bataillonsfahne General Bachmann» verzeichnet. Das einst rote Fahnentuch ist heute stark verblasst und die Flugseite leicht ausgefranst. Aber nun ist klar, wie die Fahne ausgesehen hat, denn auf der Fiche ist vermerkt: «Fahne des Regiments Niklaus von Bachmann. Rote Seide, beidseitig bestickt: Kranz mit Silber/Gold-Schleife, in der Mitte gotische Silberstickerei mit dem Schriftzug «Für Gott und Vaterland», «Pro Deo et Patria». Dimension: 142 x 138 cm».