Die Vielfalt kommt mit der Pflege

Hecken bieten Wildtieren Lebensraum und bereichern die Glarner Landschaft. Um ihren Wert zu entfalten, müssen sie aber fachgerecht gepflegt werden. Der Glarner Bauernverband und die Trägerschaft des Vernetzungsprojekts Hirzli lieferten mit einem gemeinsamen Weiterbildungskurs interessierten Landwirten das nötige Rüstzeug dazu.



Gewusst wie: Jakob Bürgi erklärt, wie durch gezielten Rückschnitt die Vielfalt der Straucharten in einer Hecke erhöht werden kann.
Gewusst wie: Jakob Bürgi erklärt, wie durch gezielten Rückschnitt die Vielfalt der Straucharten in einer Hecke erhöht werden kann.

Wie Butter und Käse sind auch Hecken ein Produkt der Landwirtschaft. Sie werden von Bauern hergestellt und müssen regelmässig zurückgeschnitten werden, sonst wachsen die Sträucher zu Bäumen aus. Das Vorgehen ist dabei entscheidend für die Qualität des Resultats. Das erfuhren 30 Landwirte, die Mitte November den Heckenpflegekurs des Glarner Bauernverbands und des Vernetzungsprojekts Hirzli in Niederurnen besuchten.

Wissen auffrischen

«Es ist mir wichtig, dass ihr die Arten kennt», begrüsste Jakob Bürgi die Anwesenden. Der Bauer aus Feusisberg leitete zusammen mit Kreisförster Adrian Kamm den Anlass und pflegt auf seinem Betrieb 800 Meter Hecken. Im Glarnerland bestünden viele Gehölzstreifen fast nur aus Haseln und Eschen, weiss er. Je artenreicher Hecken aber sind, desto grösser ist ihr Nutzen für die Natur. Einheimische Sträucher bieten Bienen, Siebenschläfern und anderen Wildtieren das ganze Jahr über Nahrung und Unterschlupf, da die verschiedenen Gehölzarten zu unterschiedlichen Zeiten blühen und Früchte tragen. Vielfalt kann durch fachgerechte Pflege gefördert werden. «Die schnellwüchsige Hasel sollte zugunsten von langsamer wachsenden Sträuchern wie dem Pfaffenhütchen alle paar Jahre auf den Stock gesetzt werden», rät Bürgi. Hingegen lohne es sich, Schwarzdorn nicht bodeneben abzuschneiden, da sich der Dornenstrauch sonst mit vielen Schösslingen ins angrenzende Land ausbreite. Nützliches Wissen, das in den letzten Jahren vielfach verloren ging, wie Landwirtin Rita Widmer vom Vernetzungsprojekt Hirzli bedauert.

Funktion hat sich geändert

Früher wurden die Sträucher auf Parzellengrenzen und als Lebhäge bei Viehweiden gepflanzt. Das beim Rückschnitt anfallende Holz wanderte als Bürdeli in die Kachelöfen. Inzwischen haben die Gehölzstreifen diese Funktionen für die Landwirte weitgehend verloren. «Es sind einige Hecken aus der Landschaft verschwunden. Sie geben Schatten oder behindern die Bewirtschaftung. Deshalb hat man sie zum Teil durch Zäune ersetzt», so Widmer. Dass Bauern trotzdem noch Hecken pflegen, hängt mit deren Schutz und mit den Beiträgen zusammen, die Bewirtschafter für diesen Dienst zugunsten von Mensch und Natur bekommen. Denn auch wenn vielfältige Hecken nicht auf dem Teller landen, konsumiert sie die Bevölkerung täglich: sie verschönern die Wohn- und Naherholungsgebiete, sind Sitzwarten von Greifvögeln, Brutplätze von Neuntötern und Futterquelle für unzählige Tiere, über die sich der Mensch freut. Dass Gehölze im weniger arbeitsintensiven Winter zurückgeschnitten werden, kommt den Bauern entgegen. Auf der Nachmittagsexkursion in Bilten gaben die Kursleiter zudem Tipps, wie sich der Arbeitsaufwand reduzieren lässt. So wurde gezeigt, wo in der Hecke die stachelige Hundsrose am besten gepflanzt wird, damit sie später bei der Pflege nicht stört. Auf dem Rundgang erfuhren die Landwirte auch, dass viele der Sträucher immer noch einen direkten Nutzen für sie haben. Auf besonderes Interesse stiess die heilende Wirkung von Kreuzdorn gegen Hautkrankheiten beim Vieh. «Dornensträucher sind wegen der Verletzungsgefahr nicht so gern gesehen», erklärt Widmer. «Wenn man ihren Wert kennt, ist man aber eher bereit, solche Nachteile auf sich zu nehmen.» Nach diesem Kurs bietet wohl mancher Landwirt dem Kreuzdorn einen Ehrenplatz in seiner Hecke an.

Glarus Süd ist am reichsten

Im Kanton Glarus sind Hecken gemäss Artikel 7 der Verordnung über den Arten- und Biotopschutz geschützt. Massnahmen, die sie beeinträchtigen, bedürfen einer Bewilligung durch den Kanton. Damit soll gewährleistet werden, dass diese wertvollen Lebensräume, Vernetzungs- und Landschaftselemente erhalten bleiben. Für ihren Pflegeaufwand können Landwirte Beiträge beantragen. Diese reichen von Landschaftsqualitäts-Beiträgen von Fr. 20.– pro Are für das Landschaftselement «Hecke» bis zu Vernetzungs- und Qualitätsbeiträgen von maximal Fr. 60.– pro Are für vernetzte und qualitativ hochwertige Hecken mit Krautsaum. Glarus Süd besitzt von allen drei Glarner Gemeinden noch am meisten Hecken, speziell in den Gebieten Mitlödi–Schwändi–Thon, Auen–Linthal und Engi. Weitere Informationen zu Hecken und deren Pflege sind im Naturzentrum Glarnerland erhältlich.