Dora Andres führt die Schweizer Schützen

Die frühere freisinnige Berner Regierungsrätin Dora Andres, wohnhaft in Schüpfen, ist am Samstag an der Delegiertenversammlung des Schweizer Schiesssportverbandes (SSV) in der linth-arena sgu Näfels als neue Präsidentin gewählt worden



Korpskommandant André Blattmann sprach zur Versammlung (Bild: ehuber) OK-Präsident Gabriel Kundert gratuliert Samuel Schmid zu seiner Ernennung als neues Ehrenmitglied (Bild: ehuber)
Korpskommandant André Blattmann sprach zur Versammlung (Bild: ehuber) OK-Präsident Gabriel Kundert gratuliert Samuel Schmid zu seiner Ernennung als neues Ehrenmitglied (Bild: ehuber)

Sie folgt auf die Zürcher Regierungsrätin Rita Fuhrer, die nach dreijähriger Amtszeit zurückgetreten war, aus Enttäuschung über das Scheitern des Reformprojektes „SSV 2010“, mit welchem die Eliminierung prozessualer Mängel und eine neue Aufgabenverteilung zwischen Vorstand und Geschäftsstelle angestrebt worden war.

Veränderungen in diesem riesigen Verband mit einigen hunderttausend Mitgliedern, davon rund 70 000 besonders aktive, sozusagen „festfreudige“ lizenzierte Schützen, scheinen dringend, wie Vizepräsident Daniel Siegenthaler, erklärte; er hoffe, dass neuer Wind in die Segel des Folgeprojektes „SSV 200X“ geblasen werde.

Eine Kampfwahl

Neben Dora Andres bewarb sich auch der wie Andres im April 1957 geborene freisinnige Urner Regierungsrat Josef Dittli, Attinghausen, um das Präsidium. Beide wurden von Sprechern ihrer Verbände vorgestellt, wobei die Berner betonten, es sei wichtig mit Blick auf die Anti-Waffen-Initiative wieder eine Frau an die Spitze zu wählen. Beiden wurde grosse Führungserfahrung auch in kritischen Situationen attestiert.

Das Wahlresultat war überraschend deutlich: Von den 315 Delegierten - im Ganzen nahmen über 400, meist festlich gekleidete Schützinnen und Schützen an der DV teil - stimmten 226 für Andres, 87 für Dittli. Andres unterstrich in ihrer Wahlannahme-Erklärung, dass der Schiesssport alle Generationen verbinde.

Andreas von Känel, Chef Abteilung Gewehr 10/50m, Murten, wurde unbestritten zum neuen Vizepräsidenten gewählt. Er ersetzt Daniel Siegenthaler, der an Stelle der krankheitsbedingt abwesenden von Rita Fuhrer die DV leitete. Siegenthaler bleibt im Vorstand. Noch keinen Ersatz fand man dagegen für René Inauen, Steinach, Chef Gewehr 300 m.

Ehrungen

Paketweise wurden verdiente Schützinnen und Schützen geehrt - mit der vergoldeten Medaille, mit einer Wappenscheibe und schliesslich mit der Ehrenmitgliedschaft, die alt Bundesrat Samuel Schmid - unter grossem Applaus - verliehen wurde. Schmid forderte die Schützen auf, sich nicht auseinander dividieren zu lassen im Blick auf die bevorstehenden Auseinandersetzungen um den Waffenbesitz.

Grussworte

Die von Gabriel Kundert, Näfels, mustergültig organisierte DV war mit der Landeshymne eingeleitet worden und wurde von der Harmoniemusik Näfels unter der Leitung von Christoff Berger umrahmt.

Der Präsident des Glarner Kantonalschützenvereins, Melchior Laager, freute sich in seiner Begrüssungsadresse, dass der SSV im Glarnerland tage, was auch eine Würdigung des 175-jährigen Bestehens seines Verbandes bedeute. Laager stellte das sgu vor, wo auf Initiative von Gabriel Kundert zwischen 1985 und 1996 zehn Wettkämpfe mit hochdotierter internationaler Beteiligung - über 100 Weltmeister - stattgefunden haben.

Frau Landammann Marianne Dürst umriss den Charakter und die Traditionen der Glarner. Mit Blick auf die Gemeindestrukturreform sprach sie vom Glarner „Pionier-Gen“ und der durch dieses hervorgerufene Aufbruchstimmung. Sie sprach das Lob der Landsgemeinde mit ihrem unmittelbaren demokratischen Prozess. Seit dem Eidgenössischen Schützenfest von 1892 in Glarus sei die DV das erste Wiedersehen mit dem SSV. Und so schloss sie: „Denken Sie daran: Sie sind immer willkommen bei uns. Hier im wunderschönen, stolzen, charaktervollen und traditionsbewussten Macherkanton Glarus.“

Der OK-Präsident des Eidgenössischen Schützenfest 2010 in Aarau, der frühere Regierungsrat Ernst Hasler, lud zur Teilnahme an und erinnerte an die Gründung des SSV im Jahre 1824 in Aarau, wo hundert Jahre später ein unvergessliches „Eidgenössisches“ stattfand.

Freiheit und Sicherheit sind nicht gratis

Der neue Chef der Armee, Korpskommandant André Blattmann, überbrachte die Grüsse von Bundesrat Ueli Maurer. Heute wie damals, 1388 in der Schlacht bei Näfels, brauche es den Tatbeweis. Freiheit und Sicherheit seien nicht gratis.

Wir müssten auch heute und in der Zukunft bestimmte Wert hochhalten, so wie es die Armee immer getan habe. Wären die Wirtschaftsführer ihrer Sache immer verpflichtet gewesen, dann hätten wir den heutigen Schlamassel nicht.

Blattmann führte weiter aus, die Ordonnanzwaffe sei der Ursprung des Schiesswesens. Die Armee handelt im Auftrag des Staates. Soll man also den Soldaten die Waffe wegnehmen? Bei über zwei Millionen Waffen in der Schweiz befinden sich gerade einmal deren 200 000 in der Obhut von Armeeangehörigen. Eine Verteidigung ohne Waffen ist nicht möglich. Der Waffenbesitz ist eine Vertrauensfrage.

Blattmann bezeichnete des Obligatorische Programm als Teil der Schiessausbildung: Präzision als Grundlage für andere Distanzen. Immerhin müsste das Obli-Programm angepasst werden, so wie man in frühern Jahren immer wieder etwa getan hat. Tradition und aktuelle Bedürfnisse wären als unter einen Hut zu bringen, um die Glaubwürdigkeit des (ausserdienstlichen) Schiessens zu belegen. Schliesslich verwies der Redner auf den sehr geringen Anteil an Selbsttötungen mit Ordonnanzwaffen. Der Anteil der Vergiftungen oder Erhängungen ist um ein Mehrfaches grösser. Er wandte sich in aller Form gegen eine Kriminalisierung der Ordonnanzwaffenträger. Die DV dankte mit brausendem Applaus.