Ein Flugplatz für die Industrie?


«Die international tätigen Glarner Industrien bräuchten den Flugplatz Mollis, und wäre der Kanton ein Unternehmen, so müsste Marianne Dürst Benedetti den beteiligten Ratskollegen Andrea Bettiga und Röbi Marti sagen, was sie von ihnen braucht», lässt sich auf der Titelseite der «Südostschweiz» vom Sonntag lesen. In einem Unternehmen würde aber vor einer derartigen Entscheidung zuerst einmal recherchiert. So zum Beispiel, welche Einnahmen und Ausgaben anfallen? Welche Verpflichtungen, Risiken und Verantwortlichkeiten entstehen? Wer auch bei einem grösseren Unfall haftet? Wer die Verantwortung und die Kosten für den Unterhalt und die Erneuerung der Piste trägt? Aber auch, welche Konsequenzen für den Kanton bzw. für die nächste Generation entstehen, sollte der Bund von seiner offenbar heute bestehenden Rückbauverpflichtung tatsächlich entlastet werden? Die Finanzen des Kantons sind bekanntlich nicht auf Rosen gebettet. In einer Zeit, wo selbst bei der Ausbildung unserer Kinder, das heisst der Zukunft der Schweiz, Sparen angesagt ist, steht doch dem Steuerzahler das Recht zuArtikel, Prioritäten zu setzen. Dazu müsste er vorab, mindestens von politischer Seite, korrekt und objektiv informiert zu werden.

Auch ich bin weder Pilot noch Flugplatzinvestor und weder für, noch gegen den Flugplatz Mollis und kenne den Sachverhalt nur aus der Presse. Man liest, dass es für Manager, welche 80 und mehr Stunden pro Woche arbeiten, angenehmer und wertvoll sei, statt über Zürich, direkt nach Mollis zu fliegen. Ich wurde bereits vor 10 Jahren von Peter Kolesnik exakt auf diese Möglichkeit hingewiesen. Dies mit dem Hinweis, dass wir bei der Eidgenössischen Oberzolldirektion eine entsprechende Bewilligung beantragen sollten. Weil wir dieser Idee grundsätzlich positiv gegenüberstanden, haben wir genau dies getan und die Oberzolldirektion erteilte der Kunststoff Schwanden AG am 27. Sept. 2002 die Bewilligung zur Benützung des Militärflugplatzes Mollis, für Geschäftsflüge über die Landesgrenze direkt nach Mollis. Selbstverständlich versuchen wir seither diesen «Vorteil» zu nutzen bzw. unseren internationalen Kunden (mit eigenen Flugzeugen) beliebt zu machen. Nur wird dies aber leider nicht erhört. Denn seit dem Erhalt der Bewilligung vor bald 10 Jahren hat kein einziges Flugzeug unserer Kunden den Weg nach Mollis gefunden!

Interessehalber wollte ich von Bernhard Merki, CEO der Netstal Maschinen AG, wissen, wie er die Sachlage beurteilt. Sein Kommentar dazu: absolut kein Bedürfnis, er könne sich an einen einzigen Fall erinnern, wo ein Kunde einmal nach Mollis geflogen sei. Im Übrigen sei er zu diesem Thema nie befragt worden.

Da überrascht doch die Aussage «das Glarnerland hat zum Glück noch international tätige Industrien und die brauchen den Flugplatz» und man fragt sich, welche Suppe da gekocht, mit einer Prise Termindruck gewürzt und mit Hinweisen wie «Helirettung nicht ohne JA» zusätzlich angereichert wird. Fragen darf man sich aber getrost auch, wer schliesslich die Haftung und die Verantwortung für das Ganze übernimmt und wer das am Ende zu bezahlen hat? Interessant wäre zudem zu wissen, ob die Gemeinde und/oder der Kanton gegenüber den bereits bestehenden und allenfalls den neuen Investoren für den Fall, dass die Glarner Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zu einem Flugplatz – mindestens in dieser Form – zu gegebener Zeit «nein danke» sagen würden, schadenersatzpflichtig würde oder welche Garantien hinsichtlich der Aufrechterhaltung des Flugbetriebes bereits geleistet wurden oder noch zu leisten wären?