Ein sensationeller Fund

Nach jahrelanger Sucharbeit und strenger Geheimhaltung präsentierte Jean-Christoph Castel vom Naturhistorischen Museum in Genf Schädel und Knochen von Höhlenbären, die vor über 40 000 Jahren in der Geissbachhöhle oberhalb Ennenda lebten.



Jean-Christoph Castel vom Naturhistorischen Museum in Genf präsentiert einen in der Geissbachhöhle gefundenen Schädel eines Höhlenbären. (Bild: ehuber)
Jean-Christoph Castel vom Naturhistorischen Museum in Genf präsentiert einen in der Geissbachhöhle gefundenen Schädel eines Höhlenbären. (Bild: ehuber)

An der sehr eindrücklichen und vor allem gut verständlichen Orientierung hatten die Teilnehmer die seltene Gelegenheit, archäologische Funde aus weit vergangener Zeit in den Händen zu halten. So zum Beispiel ein mächtiger Schädel eines Höhlenbären, der vor mehr als 40 000 Jahren in der Geissbachhöhle lebte.

Viele Jahre unentdeckt

Wie Castel ausführte, gestalteten sich die Untersuchungen und Grabungen äusserst schwierig und waren auch mit körperlichen Strapatzen verbunden. In der Höhle, die nur durch einen engen Eingang betreten werden kann ist, weder Wasser noch Strom vorhanden, was das Bergen der vielen Knochen und Sedimente noch zusätzlich erschwerte. Es sind bisher 150 Meter der Höhle ausgemessen, die an verschiedenen Stellen bis zu acht Meter hoch ist. An andern Stellen ist das Fortbewegen nur durch Kriechen möglich. Man vermutet, dass sich der Eingang der Höhle früher an einer andern Stelle befand. Während 2 000 Jahren hat bestimmt niemand die Höhle betreten, ist Castel der festen Überzeugung. Die Höhle wurde bereits im Jahre 2004 vom Höhlenforscher François Bourret kartiert. Obwohl die Untersuchungen geheim gehalten wurde, müssen sich nach Meinung der Forscher, Unbefugten Zugang zur Geissbachhöhle verschafft haben. Dabei wurden verschiedene Schädel, aber auch Knochen entfernt. 2007 liess der Kanton deshalb ein Tor und eine Tafel mit dem Hinweis „Betreten der Höhle verboten“ anbringen.

Ein sehr grosses Tier

Der Höhlenbär, der zu jener Zeit in der Geissbachhöhle lebte, war bis zu 1.60 Meter gross, und wenn der Bär sich aufrichtete, erreichte er eine Grösse von gut drei Metern. Auffallend, so Castel weiter, wurden sehr viele Knochen von jungen Tieren gefunden. Dies lässt darauf schliessen, dass die jungen Höhlenbären in der Höhel gestillt wurden, aber jeweils den harten Winter nicht überlebten. Die Funde werden nun von Castel weiter ausgearbeitet, und Kantonsförster rechnet damit, dass diese nach etwa drei Jahren wieder ins Glarnerland zurückkehren und im Naturmuseum in Engi der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Frage, ob noch weitere Untersuchungen in dieser Höhle durchgeführt werden, wird zurzeit im Kreise der Beteiligten des Kantons, der Gemeinde Ennenda und der Wissenschaft besprochen. Sicher ist, dass diese Höhle nicht touristisch genutzt werden kann, denn der Zustieg durch die steile, steinschlaggefährdete Runse weitab des Weges ist zu gefährlich. Die sensationellen Funde selbst werden zu einem späteren Zeitpunkt in Engi zu sehen sein. Darauf freut sich der Konservator des Naturmuseum in Engi schon heute.