Ein stilles Begegnen im Güterschuppen Glarus

Zwischen Mittwoch und Samstag der vergangenen Woche konnte man im Güterschuppen Glarus das Entstehen, Werden und die feierliche Auflösung, gleichsam die Übergabe des farbigen, wundersamen Sandmandalas ans Wasser mitverfolgen.



Aus kleinen
Aus kleinen

Inmitten grosser Ruhe, ja Zurückgezogenheit wuchs das buddhistische Sandmandala. Aus kleinen, teilweise beinahe unscheinbaren, zumeist streng geometrischen Formen wuchs ein farbenreiches kreisrundes Bild, dessen Entstehung zahlreiche Stunden und einen immensen, für Laien kaum nachvollziehbaren Aufwand erforderte; in der Frage gipfelnd, weshalb derartige Schönheiten nur wenige Stunden nach ihrer Vollendung ins Nichts zurückgeführt werden. Das Wort Mandala bedeutet gemäss verfügbaren Erläuterungen Kreis. Darin sind im streng symmetrisch gegliederten Diagramm mit einem Zentrum mehrere Kreise und Quadrate gefügt. Zuweilen wird das Bild als Darstellung des Kosmos empfunden und entsprechend gedeutet. Im tibetischen Buddhismus hat das Mandala eine bedeutsame Stellung. Es dient der Meditation und rituellen Handlungen.

Der komplizierte, vielteilige Aufbau der verschiedensten tibetischen Mandalas ist streng vorgeschrieben. Im Verlaufe des langjährigen klösterlichen Ausbau sind Lamas verpflichtet, die verschiedenen Varianten genau zu studieren. Die Mandalas gewähren eine Sicht aus der Vogelperspektive. Sie führt zum rechteckigen Mandala-Palast mit zumeist vier Toren, die in die Aussenwelt münden. Im Hof des Palasts weilen oft zahlreiche Götter. In deren Mitte ist die wichtigste, die zentrale Gottheit, die nicht selten in einer Lotusblüte ruht. Mandalas gibt es in verschiedensten Grössen. Sehr oft sind sie auf Rollbilder gemalt, damit sie bei wichtigen, vereinenden Festen gut sichtbar aufgehängt werden können. Mit dem Sandmandala, das im Güterschuppen entstand, wurden Erkenntnisse um die Vergänglichkeit in akribischem Fügen des verschiedenfarbigen Flächen sichtbar gemacht. Der Lama Ngawang aus dem nepalesischen Lo-Manthang war derart kunstreich, behutsam mit nie erlahmender Geduld tätig. Schälchen mit farbigem Sand waren das Grundmaterial, das er auf vorgegebenen, streng geometrischen Grundmustern zu einem farbenreichen Ganzen fügte. Hin und wieder streute er den Sand mit seinen Fingern, bei feineren Vorgaben füllte er den Sand in ein Röhrchen, das sich gegen vorn verengt. Mit leichtem Klopfen liess der Lama den Sand in die verschiedenen Flächen fliessen. Oft waren das nur leichte Spritzer, dann wieder grössere Rechtecke oder längliche kleine Säulen, die es zu füllen galt.

Gar aufmerksam und mit spürbarer Faszination verfolgten zahlreiche Gäste das Werden. Bereitwillig liessen sich viele über den bedeutsamen Zweck dieses wahrlich einzigartigen Vorhabens informieren. Der Lama Ngawang ist bestrebt, in seinem fernen, abgeschiedenen Bergtal aktiv Entwicklungshilfe zu leisten. Eine Hilfe, die jenen Kindern zugute kommen soll, die fern ihrer bedrohten Heimat mit der tibetischen Kultur und Sprache aufwachsen. So werden die Kinder in der vor zehn Jahren gegründeten Schule in ihrer Muttersprache unterrichtet. Zudem werden dank der unermüdlichen Aufbauarbeit Kenntnisse im Gesundheitswesen und der Wasserversorgung vermittelt.

Die Galerie und das kulturelle Forum Gartenflügel in Ziegelbrücke, massgeblich aufgebaut und von Ruth und Robert Jenny nachhaltig mitgetragen, waren Veranstalter dieses Vorhabens, das ein sinnrichtiges Sensibilisieren und Unterstützen der Tätigkeiten im landschaftlich enorm faszinierenden Mustangtal an der tibetischen Grenze auslöste.