Jedes Jahr erarbeiten Frauen aus dem ganzen Kanton im Auftrag der Reformierten Landeskirche einen besonderen Gottesdienst, der an zwei Orten angeboten wird. Diesmal wandte sich die Gruppe einer mutigen Frau aus dem Alten Testament zu: Tamar, Schwiegertochter von Juda (1. Buch Mose, Kapitel 38).
In Betschwanden und Netstal
Der erste Gottesdienst fand in der reformierten Kirche Betschwanden statt, musikalisch bereichert durch das Cello-Duo Dupré. Sehr eindrücklich waren die Lesung des Bibeltextes durch die Schwander Pfarrerin Carolin Weimer und die szenische Darstellung von Tamar durch Margrith Jost aus Netstal.
«Tamar stellt alles auf den Kopf», sagte Pfarrerin Claire Meier aus Ennenda in ihrer Predigt. Die mutige Frau schaffte es, aus dem Abstellgeleise auszubrechen und als eigenständiger Mensch gesehen zu werden. Das war für Frauen zu der Zeit nicht vorgesehen – und für Witwen erst recht nicht.
Tamar setzte alles aufs Spiel, gewann so das Leben und erfuhr letztlich Gerechtigkeit von Gott. «Am Schluss kommt es gut. Gott schreibt auch auf krummen Wegen gerade», sagte Claire Meier. Geschichten wie diejenige von Tamar wollten uns ermutigen, uns über Konventionen hinwegzusetzen. «So lassen wir zu, dass unser menschliches Leben in die Gerechtigkeit von Gott hineingenommen wird. Und das ist doch nicht nur etwas Spannendes, sondern auch etwas sehr Verheissungsvolles, oder?», so die Ennendaner Pfarrerin.
Da Tamar Dattelpalme heisst, gaben die Frauen allen Anwesenden eine Dattel mit auf den Weg – «um das Süsse zu geniessen und die vorgetragenen Gedanken nochmals Revue passieren zu lassen», wie Marianne Kern ausführte.
Der besondere Gottesdienst wird am Sonntag, 10. Oktober, um 9.30 Uhr in der reformierten Kirche Netstal wiederholt. Für die musikalische Begleitung sorgen dann die Glarner-Land-Streicher.
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