Eine Hundertschaft hat abgerüstet

101 Mann des Jahrgangs 1975 sowie einige jüngere, die ihre Dienstpflicht bereits erfüllt haben, sind am letzten Freitag aus der Armee entlassen worden.



Regierungsrat Andrea Bettiga
Regierungsrat Andrea Bettiga

Der sozusagen traditionelle Anlass, wiederum mustergültig organisiert vom Kreiskommando und den Militärbetrieben, begann in einem Nebengebäude es Zeughauses, wo nach der Waffenkontrolle und dem Aufkleben der Namensetikette ein sinnreich aufgebauter Parcours zu durchschreiten war, wo Stück für Stück der Ausrüstung obligatorisch und zum Teil freiwillig abgegeben wurden, z.B. die Taschenmunition (sofern nicht schon früher nach dem WK deponiert), die Schutzmaske samt Zubehör, Uniform (teile) (Yolanda Hefti half beim Auspacken mit), Schlafsack, Mannputzzeug, Effektentasche usw.

Jan Zogg aus Matt kassierte für das Abändern der persönlichen Waffen, sofern man sie behalten wollte, die Gebühren: 60 Franken für das alte und 90 für das neue Sturmgewehr, und selbst für die „Privatisierung“ der Pistole mittels einer P-Schablone verlangte der Bund 30 Franken. Wer die Waffe behalten wollte, hatte das vorher melden und eine Selbstdeklaration unterschreiben müssen, dass er einen guten Charakter habe. Der Verschluss wurde alsdann in ein vorbereitetes Transportbehältnis versorgt. Und mit dem so genannten Automator applizierte Peter Zweifel das „P“. Ab nächstem Jahr sind die Bedingungen für das Behalten der Waffe strenger, u.a. braucht es die Teilnahme an je zwei Obli und Feldschiessen innert drei Jahren (heute total zwei Bundesübungen).

Ein Viertel behielt die Waffe

Zeitweise gab es Warteschlangen, aber der von Hanspeter Cadonau organisierte „Türk“, in welchem auch extra für diesen Tag aufgebotene Betriebssoldaten zuverlässig wirkten, verlief diszipliniert und schnell.

Wir fragten Train-Soldat Peter Gisler aus Braunwald, warum er zu den rund 25 Prozent gehöre, welche die Waffe behalten. Er antwortete, dass er immer das Obli geschossen habe und es eben auch weiterhin tun wolle. Treue zum Verein! Und auch die Gebrüder Josef und Peter Gallati, beide Train-Wachtmeister vom Boggenberg im Oberseetal, nahmen die Waffe, die man bei ihnen „oben“ doch nötig habe, mit nach Hause. So waren alle zufrieden und vor allem, wenn man die nunmehr abgegebene Ausrüstung und das Gepäck denkt, erleichtert.

Abschied im GH

Man traf sich dann im GH Ennenda zur offiziellen Verabschiedung. Der von Fritz Hefti, Mollis, präsidierte und von dem übrigens ebenfalls aus der Wehrpflicht entlassenen Wachtmeister Benjamin Mühlemann dirigierte Glarner Militärtrompeterverein umrahmte die Feier.

Punkt 16.30 Uhr, zwei Stunden nach dem Beginn der „Abrüstung“ im Zeughaus, meldete Kreiskommandant Major Walter Rhyner dem Glarner Sicherheits- und Justizdirektor Dr. Andrea Bettiga seine Mannen. Als Gäste begrüsste er die Ennendaner Gemeindepräsidentin Käthi Meier, den Chef der Militärbetriebe, Oberstleutnant Mathias Vögeli, Hanspeter Spitz vom Logistikcenter Hinwil und Sektionschef Josef Meli.

Der Dank des Militärdirektors

Regierungsrat Dr. Andrea Bettiga dankt den Wehrmännern für ihren Einsatz in der Armee und betonte, dass die Entlassungsfeier bewusst im traditionellen Rahmen stattfinde. Er forderte auf, nun die „dienstfreien“ Kräfte in andern Bereichen für die Öffentlichkeit einzusetzen, z.B. für Politik, Kultur oder Sport.

Alsdann dankte er mit Handschlag jedem Einzelnen, und Oberstleutnant Vögeli übergab die ausschliesslich für die Wehrmänner reservierten, exklusiven Sackmesser.

Der Dank der Eidgenossenschaft

Der Direktor der Militärakademie an der ETH Zürich, Brigadier Daniel Lätsch, dankte namens der Eidgenossenschaft den Wehrmänner, mit einigen Komplimenten an das Glarnerland, wo er schon viele Diensttage verbracht hat, beginnend.

Die Armee sei angesichts der zahlreichen Kriegsschauplätze, aber auch wegen der Katastrophen und des Terrors nach wie vor nötig. Er stelle Überlegungen zu Terroranschlägen z.B. im Bahnhof Zürich an, welche grosse Teile wegen zerstörter Infrastruktur und Verkehrsverbindungen lahm legen könnten. Die Hilfeleistung der Armee wäre da dringen nötig. Lätsch verwies auch auf den Klimawandel, der wegen zuviel oder zu wenig Wasser zu umfangreichen Wanderungen in andere Gegenden führen könnte.

Unsere Wirtschaft brauche auch Sicherheit, und dazu sei auch die Armee da. Diese aber brauche mehr Geld. (Lätsch hatte schon letztes Jahr bei der gleichen Gelegenheit auf den Geldmangel der Armee hingewiesen.) Er bat, für dieses Anliegen Verständnis aufzubringen. Wie Bettiga forderte er schliesslich zur Mitarbeit in der Öffentlichkeit auf.

Mit der letzten Achtungstellung und der Landeshymne ward der offizielle Teil geschlossen. Dann verpflegte die GH-Küche.