Einst fuhr die Sernftalbahn

Der Vorstand des Glarner Seniorenverbandes lud zu einem gar nostalgischen Rückblick auf die Sernftalbahn ein. Berufener Referent war Heinrich Hämmerli. Er und die erfreulich zahlreichen Interessenten wurden von alt Regierungsrat Kaspar Zimmermann, Präsident des Verbandes, im Saal des Gesellschaftshauses Ennenda herzlich begrüsst.



Beim Treffen des Glarner Seniorenverbandes begrüsste Präsident Kaspar Zimmermann (links) den Referenten Heinrich Hämmerli. (Bilder: p.meier)
Beim Treffen des Glarner Seniorenverbandes begrüsste Präsident Kaspar Zimmermann (links) den Referenten Heinrich Hämmerli. (Bilder: p.meier)

Dass eine grosse Zahl der Anwesenden die Bahn zwischen Schwanden und Elm mehrfach benützt haben, fand Erwähnung. Heinrich Hämmerli hatte sich die Mühe genommen, eine aussagekräftige Zahl von Dias aus den Gründungszeiten bis zum Ende des Bahnbetriebs rauszusuchen und sie zu einem schon fast historischen Dokument zuzufügen. Dass die Sernftalbahn nicht einfach vergessen wird, ist jenen zu verdanken, die am Aufbau und Betrieb des Museums in Engi tatkräftig und mit viel Sachkenntnis beteiligt sind. Geöffnet ist es an jedem dritten Wochenende in den Monaten Mai bis Oktober. Eintritt wird nicht erhoben. Die Bahn fuhr zwischen 1905 und 1969. Die Eröffnung fand am 12. September 1905 mit Wagen und Loks statt, die man sich in unserer Zeit kaum mehr vorstellen kann. Das Bahntrassee verlief grösstenteils auf der bestehenden Strasse und führte zuweilen knapp an Haustüren vorbei. Die Bahn fuhr derart, dass die Reise von Schwanden nach Elm – natürlich auch in der Gegenrichtung – eine Stunde dauerte. Heinrich Hämmerli zeigte beeindruckend auf, wie stark die Naturgewalten (Lawinenniedergänge in der Lochsiten zwischen Engi und Schwanden und beim Meissenboden, die Geleise überführende Gesteinsmassen nach starken Gewittern) die Geschichte der Bahn mitgeprägt haben. Das ziehe sich, so der Referent, wie ein roter Faden durchs 64 Jahre umfassende Geschehen hin.

Erbaut wurde die erste Bahn durch einen Fachbetrieb in Augsburg (mechanische Teile) und die Maschinenfabrik Oerlikon (Elektronik). Im Verlaufe der Jahrzehnte wurde der Wagenpark modernisiert und ausgebaut. Bereits in den Anfängen sei es durchaus möglich gewesen, nach Zürich zu reisen, um dort Einkäufe zu tätigen, das seien aber lange Tage geworden, so Hämmerli. Neben Personen wurden auch Waren (Stroh, Metall, Gestein, Kühe, Papierholz) unablässig transportiert.

Die Erreichbarkeit der drei Sernftalgemeinden wurde durch die Bahnverbindung markant verbessert. Wären da nicht die Lawinen und Runsenniedergänge gewesen, die für Elm einmal 22 Tage Abgeschnittenheit zur Folge hatten. Das Bahnpersonal hatte sich nicht bloss mit dem eigentlichen Kerngeschäft zu befassen. Es musste auch gezäunt und zuweilen Strassenteile geflickt, gejätet und weggeräumt werden.

Bewunderung für jene machte sich breit, als Hämmerli zeigte, wie acht Meter hohe Lawinenkegel weggeschaufelt und das Trassee freigelegt wurden. Alles wurde in mühsamster und aufwendiger Handarbeit erledigt. Achtzig Rappen wurden pro Arbeitsstunde ausbezahlt, was einen Tagesverdienst von fünf bis sechs Franken ergab. Das Sernftal entwickelte sich als Ferien- und Sportregion. Entsprechend grosse Bauten für längere Aufenthalte entstanden. Das Aufkommen der Industrie bescherte der Bahn willkommene Aufträge.

Hämmerli gewährte mit seinem detaillierten Erläutern Einblicke in die zu erledigenden Arbeiten, sei es in der Werkstatt, dem eigentlichen Betrieb oder dem Trasseeunterhalt. Vielseitigkeit war gefragt. Es wurde stets in gar guter Weise zusammengearbeitet. Und im Mai 1949 wurden die heute noch bekannten roten Wagen angeschafft. Geschwindigkeiten bis 45 Stundenkilometern waren nun möglich. Still wurde das 50-jährige Bestehen gefeiert. Die Stilllegung der Bahn zeichnete sich ab, als der Busbetrieb ausprobiert wurde, als sich die Kombination Bahntrassee und Strassenverlauf als zunehmend problematischer erwies und grosse Teile der Gütertransporte auf der Strasse erfolgten. Und am 24. Mai 1969 wurde nach einer feierlichen Fahrt Abschied genommen.

Die Ausführungen wurden mit viel Beifall verdankt. Heinrich Hämmerli machte verständlicherweise aufs Museum, die Möglichkeit eines Vereinsbeitritts, die Möglichkeit des tatkräftigen Mithelfens und die Homepage (www.sernftalbahn.ch) aufmerksam. Kaspar Zimmermann wies abschliessend auf die Mitgliederversammlung im Februar, einen Vortrag von Markus Nöthiger über frühere Zeitepochen und ein Referat des Spitaldirektors Markus Hauser im April und weitere geplante Aktivitäten hin. Der kreativ planende Vorstand hat mit Ausnahme vom Juli für jeden Monat eine Aktivität vorgesehen.