Eisenbahner konzertant unterwegs

Bei der Schweizerischen Bundesbahn kennt man offensichtlich nicht nur den Taktfahrplan, sondern zeigt sich mit dem SBB-Blasorchester auch in musikalischer Hinsicht ganz im Takt der Noten.



Das SBB-Blasorchester spielte im Gemeindezentrum von Schwanden konzertant musikalisch auf hohem Niveau auf. (Bilder: mzünd) Selina Beyeler und Hanspeter Zweifel erweiterten mit ihrem Gesang das musikalische Spektrum des SBB-Blasorchesters in verschiedene Stilrichtungen. Starke Stimme mit sympathischer Ausstrahlung: SBB-Mitarbeiterin und Sängerin Beyeler Selina. Stimmgewaltig: Singender Entertainer
Das SBB-Blasorchester spielte im Gemeindezentrum von Schwanden konzertant musikalisch auf hohem Niveau auf. (Bilder: mzünd) Selina Beyeler und Hanspeter Zweifel erweiterten mit ihrem Gesang das musikalische Spektrum des SBB-Blasorchesters in verschiedene Stilrichtungen. Starke Stimme mit sympathischer Ausstrahlung: SBB-Mitarbeiterin und Sängerin Beyeler Selina. Stimmgewaltig: Singender Entertainer

Ein orchestraler und stimmgewaltiger Zug raste am Freitagabend musikalisch ungebremst durch das Gemeindezentrum von Schwanden, was sich darin begründete, dass das SBB-Blasorchester unter der Leitung von Gilbert Tinner dort konzertant aufspielte. Zudem wurde das über 40-köpfige Orchester durch die Sängerin Selina Beyeler und dem Sänger Hanspeter Zweifel stimmgewaltig ergänzend. Und das nicht etwa als Anhängsel im Sinne von mitgeführten Güterwagen, sondern gezielt in der Art von verstärkenden Schiebeloks. Was übrigens die Notengenauigkeit des Orchesters und der Solisten anbelangt ohne jegliche hörbare Entgleisung. Genau so, wie man das eben von der SBB im Alltagsbetrieb erwartet. Nun, was das bereits angesprochene Rasen anbelangt, kam da während des ganzen Konzertes in Schwanden überhaupt keine Hektik auf, auch wenn der musikalisch bunte Schnellzug immerhin 17 Zwischenhalte in Form von unbekannten Musikstücken bis hin zu echten Ohrwürmern fahrplangemäss einlegte und nach Noten streckengenau abfuhr. Die Palette von den im Zug mitgeführten Kompositionen reichte von Georges Gershwin bis hin zu Freddie Mercury. Bert Kaempferts Welthit Strangers in the Night fehlte im Programm genauso wenig, wie der bekannte «SBB-Song» Welcome Home (im Duett vorgetragen von Selina und Hanspeter). Selbst der für Musiker und Musikerinnen sicherlich nicht einfach zu spielende Ghost Train wurde ohne Fehl und Tadel zum Besten gegeben. Speziell diese Komposition von Eric Whitacre zeigte auf, was das SBB-Blasorchester qualitativ tatsächlich drauf hat. Gleiches gilt für die beiden singenden Solisten, welche teilweise solo, aber auch zu zweit im Duett das Orchester singend unterstützten. Das recht zahlreich aufmarschierte Publikum – oder besser gesagt die Fahrgäste im musikalischen Schnellzug – waren denn auch von dem Gebotenen begeistert und dankten es mit stehenden Ovationen. Artikel

90 Prozent der Orchestermitglieder sind Bahnangestellte


Der musikalische Sonderzug nach Schwanden war unter der Bezeichnung «Welcom Home Tour» unterwegs und wurde organisatorisch vom Kulturverein Gemeindestube Schwanden quasi ins Glarner Hinterland schienengerecht umgeleitet. Die rund 50 Musiker/-innen, welche sich mehrheitlich aus dem SBB-Personalbestand und somit auch aus unterschiedlichen Bahnberufssparten rekrutieren, reisen jeweils zu den Konzerten aus der ganzen Schweiz an. Selbst der Orchesterleiter, Gilbert Tinner, ist ein aktiver Lokomotivführer, welcher zudem als freischaffender Musiker, Arrangeur und Komponist tätig ist. Die Sängerin Selina Beyeler arbeitet hauptberuflich als SBB-Projektleiterin im Regionalen Marketing. Der singende Lokomotivführer Hanspeter Zweifel braucht im Glarnerland wohl kaum mehr näher vorgestellt zu werden. Der ehemalige Gemeindepräsident von Linthal und heutige Gemeinderat der Gemeinde Glarus Süd dürfte aber in letzter Zeit die Bühne im Gemeindezentrum von Schwanden weniger singend, denn in seiner politischen Tätigkeit im Rahmen von Gemeindeversammlungen betreten haben. Sein Heimvorteil nützte er dennoch im Rahmen des Konzertes nicht schamlos aus, sondern zeigte sich zusammen mit allen Orchesterbeteiligten ganzheitlich als «SBBler» und somit im Sinne des vereinten Klangkörpers des SBB-Blasorchesters. Na ja, eben typisch «eisenbahnerisch» im Team, denn ohne den typischen SBB-Teamgedanke würde auf dem Schweizerischen Schienennetz vermutlich überhaupt nichts gehen. Eisenbahner hin oder her, ein musikalischer Genuss erster Güte war der Abend in Schwanden allemal.