Endlich Wochenende


Das Himmelsreich ist unendlich gross, darüber ist man sich einig. Dass dem bei der Hölle nicht sein muss, wissen alle, die jemals mehr als drei Stunden im Auto und Stau verbracht haben. Mit etwas Glück sind es sonnige 40 Grad im Schatten, und sie besitzen ein älteres Auto ohne Klimaanlage.Doch so richtig lustig wird es erst, wenn der erste Run auf die Toilette fällig wird, oder noch schlimmer, wenn Klein Michael bereits auf der Hinterbank im Kindersitz sein DICKES Geschäft vollbracht hat.

Es ist Samstagmorgen. Kurzerhand, also spontan, entscheiden meine Frau und ich das Wochenende mit einem Familienausflug zu beginnen. Nach einer kurzen Diskussion, über das genaue Ziel des Tages, geht es mit einem längeren Gespräch, wie man jetzt wohl am effizientesten dort hinkommt, weiter. Da Strassenkartenlesen nicht Jedermanns Sache sei, übernimmt meine Frau das Zepter. Konkret heisst das, sie fährt und ich darf die richtigen Anweisungen geben.

Die heikle Phase hat begonnen, denn bereits der kleinste Fehler kann fatal enden. Zur Erinnerung: Es ist heiss, Klimaanlage haben wir keine und Klein Michael denkt nicht daran, uns über sein zukünftiges Geschäft rechtzeitig zu informieren. Zu diesem Zeitpunkt aber, wissen wir von all dem noch nichts. Wir sind erst abgefahren und hören unsere Lieblingsmusik im Radio.

Bis jetzt geht alles gut, denn Strecke und Weg auf die Autobahn sind ja bestens bekannt. Doch bereits nach 30 Minuten Fahrt wird mein diplomatisches Geschick ein erstes Mal auf die Probe gestellt, schliesslich sei es klar, dass auf jede Fahrt, wie spontan diese auch immer sei, ein Beschreib der Strecke mittels Routenplaner dazu gehöre. Nach meinem Versuch, die Strassenkarte als ebenso guten Ersatz anzupreisen, hilft schlussendlich –wie im Voraus bereits erahnt- nur noch mein „meaculpa, meaculpa, tuttameaculpa- frei übersetzt „meine Schuld, meine Schuld, meine alleinige Schuld- weiter.

Heute scheinen wir einen ausgesprochen guten Tag erwischt zu haben. Wir haben die Landsgrenze bereits hinter uns gelassen und bisweilen erst einen ganz kleinen –kaum erwähnenswerten- Zwischenfall zu vermelden. Als wir plötzlich unsere gewählte Verkehrsroute wegen einer Umleitungstafel ändern müssen, beginnen meine Warnglocken zu läuten. Fast wie unter Zugzwang leidend, schmiere ich meiner Frau den Spruch, “Naja, die Umleitung wäre ja sowieso nicht im Routenplaner erfasst gewesen. Gott sei Dank habe ich die Strassenkarte eingepackt!“, um die Ohren. Wie eine tollwütige Bisamratte – Dem Herrn sei Dank ist sie kein Tiger oder so- beginnt eine zweite, heftige verbale Auseinandersetzung. Inmitten unserer Diskussion –Mami und Papi streiten ja nicht, sie diskutieren höchstens angeheizt- riechen wir plötzlich einen strengen Geruch.

Verdutzt –mit der Überzeugung, dass wir beide dieselbe Befürchtung haben- schauen wir uns an: “Nein, das darf doch nicht Wahr sein! Schlimmer kann es kaum noch kommen.“
Ungeachtet davon, dass wir keinerlei Interesse hatten, Murphys Law zu beweisen, werden wir dennoch dessen Opfer. Vor unserem Wagen taucht plötzlich eine, von unserem Standort aus betrachtet, unendlich scheinende Blechschlange auf. Im Radio werden uns Wartezeiten von drei und mehr Stunden vorausgesagt.


An die weiteren Ereignisse des Tages kann ich nicht mehr so genau erinnern, da mein Hirn, um den Tag dennoch heil zu überstehen, automatisch auf Standby geschaltet hat. Tatsache ist, dass wir jetzt wieder zuhause sitzen, Michael im Bett ist und meine Frau seitdem sie vor zwei Stunden im Bad verschwunden ist, kein Wort mehr mit mir geredet hat. Wie schön, endlich ist es Wochenende, oder?