Energieautarke Gemeinde Glarus Nord

Ann-Kristin Peterson vom WWF des Kantons Glarus und Kandidierende für einen Gemeinderatssitz sowie Jürg Rohrer, Koordinator der Grünen von Glarus Nord, veranstalteten am vergangenen Montagabend im SGU Näfels eine Präsentation zum Thema „Energieautarke Gemeinde Glarus Nord“. Im Anschluss daran entspann sich eine lange Diskussion zwischen EW-Mitarbeitern und Politikern.



Ann-Kristin Peterson
Ann-Kristin Peterson

Eine Studienarbeit an der Hochschule Wädenswil befasste sich mit der Energieversorgung der zukünftigen Gemeinde Glarus Nord. Die heutige Situation wurde analysiert und Vorschläge für die Zukunft wurden erarbeitet. Am vergangenen Montagabend fand nun die Präsentation der Resultate statt. Die Verantwortlichen hoffen, eine Gruppierung ins Leben zu rufen, die das Projekt Selbstversorgung anpackt.

Schweizer Verbrauch ums achtfache gestiegen

Der Energieverbrauch in der Schweiz ist seit dem Zweiten Weltkrieg ums achtfache gestiegen. Er macht 6 % des BIP aus. Vieles deute darauf hin, dass wir „energiesüchtig“ seien. Ein Drittel der Weltbevölkerung verbraucht 80 % der Energie, allen voran Nordamerika und Australien, erst dahinter kommt Europa. Es sei Zeit für ein Umdenken in dieser Frage, so Ann-Kristin Peterson.

In der Schweiz gebe es inzwischen 128 Energiestädte. Das Musterbeispiel in dieser Hinsicht sei die österreichische Bezirkshauptstadt Güssing, die dank ihrer Energieautarkie hunderte von Arbeitsplätzen habe schaffen können. In Österreich gebe es ein 45 Millionen teures Förderprogramm.

Die Vorteile einer sich selbst versorgenden Region seien, dass die Kaufkraft in der Region bleibe und dass das regionale Gewerbe profitiere. Chancen einer „Energiewende“ seien weniger Abhängigkeit, weniger Abfluss an Energiekosten und die regionale Wertschöpfung. Wichtig sei es, den Energieverbrauch zu senken und die Energieeffizienz zu erhöhen.

Selbstversorgungsgrad von Glarus Nord beträgt 28 %

Wie Jürg Rohrer ausführte, flössen jedes Jahr mindestens 25 Mio. Franken aus Glarus Nord für den Kauf von Energie ins Ausland. Dafür erhält die Gemeinde eine einmalige Zahlung von 3 bis 4 Mio. Franken vom Bund (Konjunkturpakete I und II). Durch rein technische Massnahmen könnte der Selbstversorgungsgrad auf ca. 75 % erhöht werden. Die effiziente Nutzung der Energie (Wärmedämmung der Gebäude, effiziente Stromnutzung, sparsame Fahrzeuge) hat ein etwa vier Mal grösseres Potenzial als die Mehrproduktion von Energie.

Man solle einheimische Energien nutzen wie Holz, Sonne, Abwärme, Geothermie, Biotreibstoffe, Wasserkraft, Wind und Umweltwärme.

Ann-Kristin Peterson demonstrierte an diesem Abend, dass durch das Auswechseln einer 75-Watt-Glühbirne durch eine 15-Watt-Energiesparlampe gleich viel Helligkeit erreicht wird.

Wenn pro Haushalt in Glarus Nord eine 100 Watt-Glühbirne durch eine Energiesparlampe ersetzt würde, so könnte gleich viel Strom eingespart werden, wie das Kraftwerk „Sitli“ in Filzbach im Jahr produziert.

Diskussion im Anschluss an den Vortrag

Die Mitarbeiter der Elektrizitätswerke sagten, dass sie sich diese Aufgaben bereits zum Ziel gesetzt hätten. Das Umdenken habe bei ihnen bereits begonnen. Gewissermassen würden Peterson und Rohrer bei ihnen also offene Türen einrennen. Die EWs des ganzen Kantons hätten eine Sitzung organisiert, um die Strommarktöffnung gemeinsam besser zu bewältigen und um das Energiesparen zu fördern. Ihnen ginge es ums Wohl der Abonnenten. Rolf Hürlimann von der FDP Schwanden wollte das Interesse der EWs am Energiesparen relativieren: „Sie wollen sich ja wohl nicht selber abschaffen!“ Er fragte ins Publikum, ob man die Verantwortung fürs Sparen auch den Energieversorgern oder einer separaten Stelle übertragen solle. Die Abfallentsorgung sei immer im Bauamt untergebracht gewesen, aber die Angestellten hätten sich dafür nicht interessiert. Seit sie beim Amt für Wald und Umwelt sei, würde die Sache viel motivierter angegangen.

Zur weiteren Vertiefung der Potenziale und vor allem zur Realisierung von Projekten soll eine politisch neutrale, möglichst breit abgestützte Gruppierung ins Leben gerufen werden. Interessenten sollen sich bitte mit Ann-Kristin Peterson oder Jürg Rohrer in Verbindung setzen.