Es begann mit Schlangenfrau, Musik und Film

Das Dutzend ist voll – beinahe mit der letzten Woche unserer sommerlichen Schulferien begannen die Aktivitäten der Sommerbühne im zentral gelegenen Volksgarten Glarus. Kaspar Marti, Präsident des Vereins Glarus Service, begrüsste alle ab Bühne, vor möglichen Unwettern bestens geschützt.



Impressionen vom ersten Abend der Sommerbühne in Glarus. (Bilder: p.meier)
Impressionen vom ersten Abend der Sommerbühne in Glarus. (Bilder: p.meier)

Eine erfreuliche Zahl Kulturinteressierter hatte sich zum ersten der fünf sorgsam zusammengestellten Verwöhnprogramme eingefunden. Musikliebhaber und Filmfreunde werden bis und mit kommendem Sonntag in dieser Reichhaltigkeit etwas vorfinden, das auf Gefallen stossen dürfte. Dank grosszügigem Sponsoring ist alles kostenlos angeboten. Diese noble und willkommene Geste verdankte Marti in gebührender Art.

Ein Besuch dieser Sommerbühne kommt der Einladung zu langem Verweilen gleich


Man trifft Bekannte, was nicht selten zu langen und herzlichen Gesprächen führt. Man wählt aus dem reichhaltigen Angebot mit «Speis und Trank» aus. Mit einer guten Portion Neugierde hört man Musikalischem aus verschiedensten Stilrichtungen zu, schaut sich zu später Abendstunde den ausgewählten Film an, geht weg und findet sich wieder ein, wenn man es für angezeigt erachtet. So betrachtet, hat der auf fünf Tage verteilte Anlass auch eine gewisse gesellschaftliche Bedeutung. Alles ist absolut unverbindlich, ungezwungen, gemütlich, spannend, selbstgewählt.

Mit einer Neuheit wurde am vergangenen Mittwoch begonnen. Angekündigt war die Schlangenfrau Colette Orler. Eingeführt wurde deren halbstündige Aufwartung durch Kaspar Marti. Backstage stand grad der gesamte Güterschuppen als Raum für Einstimmung, Aufwärmen und Rückzug zur Verfügung. Die Kontorsionistin bezog das Publikum in einen ganz kleinen Teil der «Aufwärmrunde» mit ein. Das ging noch ganz artig zu und her. Leichtes Auflockern und Dehnen ist nicht eben anforderungsreich. Was dann nach Ansage anschloss, war eine Kunst des Verrenkens, Streckens, Zusammenkrümmens samt Bewegungsfolgen, die wohl einige nicht für möglich gehalten haben – ausser man sei durch einschlägige Auftritte in Zirkusmanegen im Kreis der Kenner aufgenommen. Colette Orler wirkte in ihren Aussagen zuweilen gar verhalten und enorm ernsthaft. Sie fügte Einzelnummer an Einzelnummer, nach jeweiliger kurzer Einführung. Die Programmansage erfolgte – kunstgerecht – im Kopfstand; anders wäre es kaum gegangen. Wenig später wurde man in die Kultur des Sitzens eingeweiht, man erfuhr, was therapeutisches Sitzen, Fake-Sitzen (ähnlich der Werbung für Appenzeller Käse), traditionelles Sitzen am Arbeitsplatz oder in der trauten Wohnstube ist und wie man das eine oder andere hinkriegt. Liegestützformen in einer höheren als der gewohnten Liga und das Durchsteigen eines unbespannten Tennisrackets in riesig verrückt – entrückter Weise war bereits Abschluss des ersten Teils.

Wenig später kam es zu einem anderthalbstündigen Auftritt der Formation mit Namen Long Couleur. Gastiert hatte die stimmungsstark, schmissig, zuweilen auch sehr lautstarke aufspielende Gruppe bereits in Vorjahren im Volksgarten. Es war mitreissend, variantenreich, gekonnt, ansteckend rassig, intensiv und kunstsinnig. Was Schlagzeuger, Klavierspieler, Saxofonist, Kontrabassist und Sängerin fügten, war riesig toll, Jazz, Pop und Chansons wurden in willkommenem Wechsel gespielt.

Das Wirblige ab Bühne übertrug sich nicht selten auf die Kinderschar auf der Rasenfläche, es wurde mitgetanzt, geklatscht, ein klein wenig geturnt, rumgewirbelt, gespielt, am Blumenschmuck geschnuppert und etwas weiter hinten liess man sich mittragen, hielt im einen oder anderen Gespräch inne und begann schon mal über Inhalte des Films «Unerhört Jenisch», eine aktuelle Dokumentation, zu reden. Stephan Eicher spielt mit dem Bild des Zigeuners. Er ist mit seinem Bruder auf der Suche nach seinen jenischen Wurzeln, deren Spuren in die bündnerischen Berge führen. Das Geschehen ist vielschichtig, berührend.

Mit Auftritten verschiedenster Formationen und Filmen geht es bis kommenden Sonntag weiter. Was wann zu hören ist, steht auf Flyern und in Ankündigungen der Presse.