„Es gibt keine Alternative zur Milizarmee“

An der 171. Hauptversammlung der Glarner Offiziersgesellschaft sprach sich der Direktor der Militärakademie an der ETH Zürich, Brigadier Daniel Lätsch in einem engagierten und rege diskutier-ten Referat für unsere Milizarmee aus.



Brigadier Daniel Lätsch am andern Tag als Gast an der Glarner Landsgemeinde (Bild: ebuber)
Brigadier Daniel Lätsch am andern Tag als Gast an der Glarner Landsgemeinde (Bild: ebuber)

Für die Glarner Offiziersgesellschaft (GOG) war es die 171. Hauptversammlung, für Major Jürg Feldmann seine erste als Präsident, die traditionellerweise am vergangenen Landsgemeindesamstag im Glarnerhof in Glarus abgehalten wurde. Major Feldmann konnte nicht nur Landammann Röbi Marti, den neuen Sicherheitsdirektor Dr. Andrea Bettiga und Ständerat Pankraz Freitag willkommen heissen, sondern auch den militärischen Ehrengast der Landsgemeinde, Brigadier Daniel Lätsch, Direktor der Militärakademie an der ETH Zürich, sowie dessen Gattin, Oberst im Generalstab Hans Schatzmann, den neuen Präsidenten der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG), und Major i Gst Markus Mattig, Kommandant des Gebirgsinfanteriebataillons 85. Zu den Ehrengästen gehörten aber auch Gemeindepräsidentin Andrea Trümpy, Glarus, Kreiskommandant Oberst i Gst Fritz Stüssi, Melchior Laager, Präsident des Glarner Kantonalschützenvereins und Martin Laupper, Präsident der General Bachmann Gesellschaft.

Zügig und ohne Wortmeldungen wurden die statutarischen Geschäfte erledigt. In seinem ersten Jahresbericht liess Major Feldmann das vergangene GOG-Vereinsjahr und dessen Höhepunkte Revue passieren, und Kassier Major Hans Jörg Riem konnte einen erfreulichen, wenn auch bescheidenen Vorschlag in der Jahresrechnung präsentieren. Für den zurückgetretenen Revisor Oberst Roy Kunz wählte die Versammlung Oberleutnant Christian Marti, und das vielseitige Jahresprogramm 2008/09 beginnt mit einem Besuch der aktuellen Ausstellung „Das Glarnerland im Zweiten Weltkrieg“ im Thomas-Legler-Haus in Diesbach. Die Details und weiteren Veranstaltungen des GOG-Jahresprogramms sind auf www.gog-glarus.ch zu finden.

Armee und Kanton werden umgekrempelt

Landammann Röbi Marti überbrachte vor seinem Wechsel in die Baudirektion zum letzten Mal als Sicherheitsdirektor die Grüsse der Glarner Regierung und wies auf die Parallelen zwischen Kanton Glarus und Schweizer Armee hin: Beide würden umgekrempelt, und so wie sich die Landsgemeinde in einem aufgewühlten Meinungsklima bewährt habe, müsse auch die Armee aus den Reformen das Bestmögliche machen. Oberst i Gst Hans Schatzmann verdankte namens der SOG das Engagement der Glarner Offiziersgesellschaft und versprach, dass sich die SOG vehement für die Belange der Milizoffiziere einsetzen werde.

Krieg nicht mehr an der Grenze, sondern in den Städten

Unter dem Titel „Wohin zielt die Schweizer Armee?“ legte der Direktor der Militärakademie an der ETH Zürich, Brigadier Daniel Lätsch dar, wie sich die sicherheitspolitische Lage in Europa seit dem Kalten Krieg, aber auch unsere Gesellschaft verändert haben, und welches die Auswirkungen auf unsere Armee sind. Unser Land wird zwar nicht mehr von Panzerdivisionen bedroht, aber der endgültige Frieden ist seit dem Mauerfall auch nicht entstanden. Regionale Konflikte, sei es auf dem Balkan oder auf Sri Lanka, haben aufgrund der bei uns lebenden Bevölkerungsgruppen unmittelbare Auswirkungen in unserem Land. Postkoloniale Hypotheken wie wirtschaftliches Gefälle zwischen Nord und Süd, Minderwertigkeitskomplexe vor allem unter islamischen Bevölkerungsgruppen sowie Stammeskriege und ethnische Konflikte verursachen ein diffuses Bedrohungsbild. Kämpfe werden nicht mehr an Sperren und Grenzen ausgetragen, sondern in Städten mitten unter der Zivilbevölkerung.

Brigadier Lätsch bezeichnete den eingeleiteten Entwicklungsschritt 08/11 (weniger Panzer und mehr Infanterie) als die richtige Antwort, ebenso das Prinzip der jetzt eingeübten Raumsicherung. Als problematisch erachtet er die Konstellation im Parlament mit je nach Detailthema wechselnden Allianzen, aber auch den Mangel an Nachwuchs auf verschiedenen Kaderstufen. Er rief dazu auf, unserer Armee finanziell und personell Sorge zu tragen, denn es gebe keine echte, glaubwürdige Alternative zu unserer Milizarmee, auch wenn im Nachgang zum Fall der Berliner Mauer fast alle Staaten die Wehrpflicht abgeschafft haben oder kurz davor stehen.

Die anschliessende lebhafte und engagierte Diskussion zeigte, dass der Referent mit seinen Ausführungen auf eine interessante Zuhörerschaft gestossen war. Insbesondere könne, so mehrere Votanten, im Bereich Kadernachwuchs nicht nur der internationalisierten Wirtschaft die Schuld zugeschoben werden, auch verwaltungs- und armee-intern müsse unserer Milizarmee wieder vermehrt Sorge getragen werden. Der traditionelle Apero unter freiem Himmel bot willkommene Gelegenheit, das Gehörte und Diskutierte weiter zu verfolgen, alte und neue Bekanntschaften zu pflegen und die kommenden Landsgemeindegeschäfte zu erörtern. Petsch Marti