Fazit und Ausblick nach dem ersten Jahr

Anfang August 2008 hat David Becher die Führung der Glarner Kantonalbank übernommen. Ein Start mit vielen Problemen und offenen Fragen. Was ihn in dieser Zeit bewegte, die weiteren Pläne und das 125-Jahr Jubiläum, das die GLKB dieses Jahr feiern kann: zu diesen Fragen ist er glarus24.ch in einem interessanten Gespräch Rede und Antwort gestanden.



Fazit und Ausblick nach dem ersten Jahr

glarus24: Seit gut einem Jahr leiten Sie nun die Glarner Kantonalbank. In dieser Zeit ist sehr viel passiert. Wie haben Sie die Höhen, aber auch Tiefen erlebt?

David Becher: Kurz nach meinem Start am 6. August 2008 stand die Halbjahresmedienkonferenz mit der Bekanntgabe eines hohen Wertberichtigungsbedarfes auf dem Programm. Dies war nicht nur für die Öffentlichkeit und unsere Kundschaft sondern auch für die GLKB-Mitarbeitenden eine Art Schock und eine grosse Enttäuschung. Für mich persönlich war im August 2008 das gesamte Umfeld im Glarnerland ziemlich unbekannt und neu. Dies war einerseits eine grosse Herausforderung für mich verbunden mit einem grossen Arbeitspensum, andererseits waren die letzten 12 Monate aber auch enorm spannend und abwechslungsreich. Für mich zählen nebst der positiven Aufnahme meiner Person, die vielen motivierten Mitarbeiter und die grosse Unterstützung durch die neuen Bankratsmitglieder zu den Höhen des ersten Jahres in der GLKB. Erfreulich auch die rasche und konsequente Umsetzung der geänderten Risikopolitik. Und die Task Force hat in sehr kurzer Zeit sehr viel erledigt. Erfreulich auch die Stärkung der Eigenmittel mit der Erhöhung des Dotationskapitals sowie das Bekenntnis des Kantons respektive der Politik zu einer starken, eigenen Kantonalbank. Die starke Neubesetzung in der Geschäftsleitung und in verschiedenen Schlüsselpositionen hat sich bereits positiv ausgewirkt.

glarus24: So betrachtet war ihr erstes Jahr durchwegs erfolgreich. Aber jedes „Paradies“ hat auch eine Schlange. Wo sehen Sie die Tiefen im vergangenen Jahr?

David Becher: Leider konnten wir im vergangenen Jahr wenig Neukunden und zusätzliches Kundenvermögen gewinnen, dies im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern. Trotz unserer sehr offenen und transparenten Informationspolitik scheint das Vertrauen bei der Kundschaft und der Wunschkundschaft noch nicht restlos zurückgekehrt zu sein. Privat hatte ich in diesen doch sehr intensiven zwölf Monaten zu meinem Bedauern etwas zu wenig Zeit für eigene sportliche Aktivitäten.

glarus24: Nach den notwendigen Wertberichtigungen, die sich auch negativ auf das Jahresergebnis ausgewirkt haben, wurden verschiedene Massnahmen notwendig und auch eingeleitet. Was waren die wichtigsten Massnahmen und wie haben diese bisher gegriffen?


David Becher: Wie eingangs erwähnt stand an erster Stelle die Änderung der Risikopolitik der Bank. Dazu die verschiedenen Ausprägungen zum Beispiel geografisch, in erster Linie auf den Kanton Glarus und der angrenzenden Region, klare Vorgaben bezüglich Kredithöhen und Kompetenzen, sowie Einführung einer frontunabhängigen Kreditprüfungsstelle. Auf keinen Fall aber sind sogenannten Kreditklemmen im Kanton vorgesehen. Der Ausleihungsabbau bei ungedeckten KMU-Krediten erfolgte mehrheitlich bei ausserkantonalen Kunden oder im Bereich der gefährdeten Engagements.

glarus24: Der Landrat hat entschieden, dass der bisherige Bankrat ab 2010 durch einen Verwaltungsrat ersetzt wird und die Glarner Kantonalbank in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wird. Was hat das für Ihre Arbeit in der Bank für Auswirkungen und wo sehen Sie die Glarner Kantonalbank in den nächsten Jahren? Kantonal und auch überregional?


David Becher: Die Umwandlung von der öffentlich-rechtlichen Körperschaft in eine spezialgesetzliche Aktiengesellschaft bedeutet für uns zunächst mal einen Zusatzaufwand: Mitarbeit bei der Erarbeitung von Statuten, Überarbeitung/Anpassung von Reglementen, Weisungen etc., Anpassung von Broschüren, Formularen, Einholen von Bewilligungen, Verkehr mit Ämtern usw. Da nicht alles ohne externe Beratung möglich ist, sind damit neben den internen Ressourcen auch externe Kosten verbunden. Grundsätzlich ist die Rechtsform für die GLKB aus meiner Sicht nicht so entscheidend. Wichtig ist das Geschäftsmodell. Dieses sieht einen klaren Schwerpunkt im Kanton und dem eng angrenzenden Wirtschaftsgebiet vor. Derzeit sind wir daran, die Bereichsstrategien für den Privatkunden-/ Anlagebereich sowie das Geschäftskundensegment zu erarbeiten. Wir sehen für die kommenden Jahre ausreichend Chancen in beiden Geschäftsfeldern, ohne dass die Risikoexposition der GLKB entscheidend erhöht werden muss. Daneben prüfen wir innerhalb und ausserhalb des Kantonalbankenverbundes die Verstärkung von Kooperationen oder auch neue Zusammenarbeitsformen. Das von der Landsgemeinde am 3. Mai 2009 verabschiedete und geänderte Kantonalbankengesetz sieht vor, dass der Kanton Mehrheitsaktionär der GLKB bleibt. Dies dürfte sich in den nächsten Jahren kaum ändern. Neben der Abgabe von allfälligen Minderheitsbeteiligungen durch den Kanton verfolgen wir von der operativen Führung der GLKB die Marktentwicklungen intensiv und wollen uns sich bietende Chancen nutzen.

glarus24: Die Glarner Kantonalbank feiert dieses Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum. Zu dieser Feier hat die Bank den Kunden ein besonderes Geschenk offeriert. Ich spreche von der Aktion 125 Renovationshypotheken über max. 125 000 Franken pro Objekt zu einem Sonderzinssatz von 1.25% für die Dauer von drei Jahren. Wurde dieses Angebot von den Kunden genutzt und wenn ja in welchem Rahmen und wie war die Resonanz auf dieses tolle Angebot? (Bin ich als ihr Kunde zu spät um von diesem Angebot Gebrauch machen zu können)


David Becher: Die Resonanz auf unser Jubiläumsangebot war sehr positiv. Bis heute haben wir über 100 Anfragen erhalten. Die Hälfte davon hat bereits ein konkretes Kreditgesuch mit entsprechenden Offerten der Handwerker bei uns eingereicht oder ist bereits an der Renovation und nutzt den mittlerweilen bewilligten Kredit. Wenn Sie sich beeilen, können wir Ihren Antrag für eine Renovationshypothek bestimmt noch berücksichtigen.

glarus24: Was für Aktionen sind im Rahmen dieses Jubiläums noch geplant und wird die Glarner Bevölkerung mit einbezogen?


David Becher: Die kommenden Wochen stehen primär im Zeichen unserer Jubiläumsfestivitäten. Für die Öffentlichkeit sind 2 Hauptattraktionen vorgesehen:
- am Samstag, 22. August 2009, werden wir unseren Hauptsitz in Glarus von 10.00 bis 16.00 Uhr für Kundinnen, Kunden, Interessierte und Neugierige öffnen. An diesem Tag der offenen Türe erfahren unsere Besucherinnen und Besucher viel Interessantes aus 125 Jahren GLKB und natürlich treffen sie fast alle unsere heutigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Selbstverständlich wird auch für Speis und Trank gesorgt sein und für die Kinder stehen eine Hüpfburg und ein Karussell bereit.
- am Wochenende vom 12./13. September 2009 schliesslich werden wir ein tolles Eisenbahnfest mit Dampflokomotiven für den ganzen Kanton durchführen. Kundinnen und Kunden können sich an unseren Schaltern schon heute Gratis-Tickets für die Fahrten von Glarus nach Linthal bei hoffentlich wunderbarem Wetter ergattern. Nichtkunden werden am Eisenbahnwochenende noch Gelegenheit erhalten, Tickets für eine Nostalgiefahrt nach Linthal und zurück zu lösen. An diesem Wochenende wird es neben den Geleisen in Glarus und Linthal vielfältige Aktivitäten geben.

glarus24: Herr Becher, was wünschen Sie persönlich der Glarner Kantonalbank zum 125. Geburtstag und für die weitere Zukunft?


David Becher: Ich wünsche mir viele zufriedene Kundinnen und Kunden, die gerne und intensiv mit der GLKB zusammen arbeiten. Nach den Turbulenzen der letzten 18 Monate und der wirklich harten Arbeit des vergangenen Jahres wäre dies aus meiner Sicht das schönste Geschenk für unsere Bank und unsere Mitarbeitenden. Für die weitere Zukunft wollen wir aus der Glarner Kantonalbank wieder eine feine und profitable Bank machen, bei der die Mitarbeitenden aller Stufen stark auf die Bedürfnisse ihrer Kundschaft eingehen. Dafür wünsche ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Bank Gesundheit, Kraft und gutes Gelingen.

glarus24 bedankt sich für das sehr offene und informative Gespräch. Wir wünschen Ihnen weiterhin eine glückliche Hand bei Ihren Entscheidungen und hoffen, dass Sie im zweiten Jahr doch noch die notwendige Zeit für Ihre sportlichen Aktivitäten finden. Das Glarnerland hat ja in dieser Hinsicht sehr viel zu bieten.