Fazit von Moskau

Überall stehen Koffer, Kisten, Schachteln herum. Fenster sind geputzt, Vorhänge gewaschen. Alles Unnötige weggeschmissen. Ein untrügliches Zeichen, dass es nicht mehr lange dauert.

Am 14. April kommen die Umzugsmänner. Und eine Woche später heisst es Abschied nehmen von Moskau. Doch ist es wirklich ein Abschied?

So sah es bei uns vor drei Wochen aus. Nun sind wir schon eine Woche in Berlin. Zeit, ein Fazit zu ziehen.

 



Abschied aus Moskau.
Abschied aus Moskau.

Ich habe mir lange überlegt, wie ich den letzten Moskau-Report schreiben soll. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder emotional oder sachlich. Doch eines wird sich gleich bleiben. Traurig sind wir nicht. Als wir vor gut drei Jahren in Moskau angekommen sind, war ich sehr gespannt auf diese Stadt. Was hat sie zu bieten? Wie ist das Leben hier? Was wird uns erwarten? Es sind immer die gleichen Fragen, die man sich stellt. Doch es gibt viele verschiedene Antworten. Die Antwort von der Zeit in Moskau fällt eher etwas nüchtern aus. Man könnte sagen, es war interessant. Obwohl Moskau geografisch zu Europa gehört, sind die Kulturellen Unterschiede doch gross. Mal abgesehen vom Glauben. Als Mitteleuropäer kämpft man hier mit einer Mentalität, die man nur sehr schlecht verstehen kann. Man spürt an allen Ecken und Enden die Auswirkungen der Politik der letzten Jahrzehnte. Keiner weiss so richtig, in welche Richtung es nun geht. Jeder versucht für sich das Beste herauszuholen. Und da bleibt so mancher auf der Strecke. Man macht sich das Leben gegenseitig schwer. Ein Spruch, den man in Moskau des Öfteren hört, ist: «Moskau ist gut, um Geld zu verdienen, aber leben kann man hier nicht.» Und das sagen Russen! Wer meine Moskau-Reports die letzten Jahren ein wenig verfolgt hat, weiss, dass ich nicht immer positiv geschrieben habe. Doch ich will jetzt versuchen, die guten Seiten von Moskau zu finden. Was hier in dieser Stadt am meisten auffällt, ist die Sauberkeit. Mal von der Luft abgesehen, könnten sich einige europäische Städte ein Beispiel nehmen. Da war ich sehr überrascht. Man sieht wenig Abfall herumliegen. Auch was den öffentlichen Verkehr betrifft, muss man Positives berichten. Im Speziellen die «Metro». Die Moskauer U-Bahn: Zwar nicht mehr die Neueste, aber sehr effizient. In den Stosszeiten kommt alle 35 Sekunden ein Zug. Und das funktioniert, von sehr wenigen Ausnahmen mal abgesehen, reibungslos. Wenn man kulturell interessiert ist, hat Moskau auch viel zu bieten. Allen voran die Oper-Bühnen. Hochkarätige Künstler und Artisten stehen Schlange, um einmal ein Engagement zu bekommen. Auch die Musik und das Theater müssen sich nicht verstecken. Und da ist noch die Architektur. Für jeden Interessierten ist Moskau ein Mekka. Auch findet man viele geschichtsträchtige Orte in dieser Stadt. Steht man auf dem Roten Platz, zwischen der Basilius-Kathedrale und dem Kreml, befindet man sich mitten in der Weltgeschichte. Das alles kann aber nicht hinwegtäuschen, dass das Leben hier nicht einfach ist. Wenn ich diese drei Jahre in Moskau in einem Satz zusammenfassen möchte, würde das so klingen: Es war eine interessante Erfahrung.