Finanzrating: Verschuldung der Gemeinden steigt

Die Finanzhaushalte der Glarner Gemeinden sind intakt. Allerdings zeigen sie zunehmend negative Tendenzen. Die Gemeinden verschulden sich immer mehr, um ihre Investitionen zu finanzieren.



Noch sind die Glarner Gemeindefinanzen gesund, aber die Verschuldung aufgrund von Investitionen steigt • (Foto: Keystone)
Noch sind die Glarner Gemeindefinanzen gesund, aber die Verschuldung aufgrund von Investitionen steigt • (Foto: Keystone)

Der Regierungsrat nimmt das Finanzrating 2020 der Glarner Gemeinden zur Kenntnis. Darin zeigen sich zunehmend negative Tendenzen bei den Gemeindefinanzen. Während das Eigenkapital konstant hoch bleibt und die konsolidierte Erfolgsrechnung mit einem annähernd ausgeglichenen Ergebnis abschliesst, verschulden sich die Gemeinden immer mehr, um ihre Investitionen zu finanzieren. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Die Gemeinden halten die Zielvorgaben dennoch bei mindestens 13 von 19 Finanzkennzahlen ein. Im Vorjahr waren es deren 16. 

Hohe Investitionen machen den Gemeinden zu schaffen

Insgesamt erreichen die Investitionen im Berichtsjahr mit 53,2 Millionen Franken brutto und mit 44,6 Millionen Franken netto neue Rekordwerte, obwohl das Investitionsvolumen der Gemeinden bereits im Jahr 2019 weit über dem Stand der Vorjahre lag. Investiert wird vor allem in die Bereiche Umweltschutz und Raumordnung (14,1 Mio. Fr.), Bildung (12,3 Mio. Fr.) und Verkehr (7,4 Mio. Fr.). Die Selbstfinanzierung, also jene Mittel, die zur Finanzierung der Investitionen zur Verfügung stehen, liegt mit 18,6 Millionen Franken im Bereich der beiden Vorjahre. Trotzdem musste für über 58 Prozent der Investitionen (26 Mio. Fr.) auf zusätzliche Mittel zurückgegriffen werden.

Die Finanzierungslücke bei den Glarner Gemeinden lässt die Bruttoschulden im Berichtsjahr um 32,1 Millionen Franken auf 182,6 Millionen Franken steigen. Die Budgets und Finanzplanungen zeigen keine Besserung bis 2026 an. Das Nettovermögen sinkt um 25,1 Millionen auf 27,4 Millionen Franken per Ende 2020. Dadurch halbiert sich das durchschnittliche Nettovermögen pro Kopf der Bevölkerung von 1300 Franken aus dem Vorjahr auf 674 Franken. Das Eigenkapital beträgt nahezu unveränderte 230,7 Millionen Franken. Die Erfolgsrechnung schliesst im Total der Gemeinden mit 0,9 Millionen Franken leicht im Minus ab. Ohne zusätzliche Abschreibungen von 5,5 Millionen Franken hätte ein Überschuss von 4,6 Millionen Franken resultiert.

Die Glarner Gemeinden sehen in ihren Budgets und Finanzplanungen der Jahre 2021–2026 Nettoinvestitionen von insgesamt 313 Millionen Franken vor. Im gleichen Zeitraum rechnen sie mit einer Selbstfinanzierung der Investitionen von 98 Millionen Franken. Der Finanzierungsfehlbetrag summiert sich im Total auf 215 Millionen Franken. Geht man davon aus, dass sich die Nettoschuld in etwa dem Ausmass des Finanzierungsfehlbetrages erhöht, würde die Nettoverschuldung der Gemeinden Ende 2026 den Betrag von rund 188 Millionen Franken erreichen.

Die Gemeindebudgets 2021 und 2022 wie auch die Finanzplanungen für die Jahre 2023–2026 schlagen mit wenigen Ausnahmen negative Rechnungsergebnisse vor. Die Prüfung des Haushaltsgleichgewichts zeigt, dass alle Glarner Gemeinden spätestens im Finanzplanjahr 2024 das definierte Ziel eines mittelfristigen Ausgleichs der Erfolgsrechnung verfehlen werden.