«Flucht in die Karibik»

In der Veranstaltungsreihe der Anna-Göldi-Stiftung findet am Freitag, 24. Februar, ein Anlass mit NZZ-Redaktor Martin Beglinger in der Landesbibliothek Glarus statt.



NZZ-Redaktor Martin Beglinger. (Bild: zvg)
NZZ-Redaktor Martin Beglinger. (Bild: zvg)

Die derzeitige Weltlage mit den vielen kriegerischen Konflikten und den daraus resultierenden Flüchtlingsströmen scheint beispiellos, macht betroffen und ratlos. Wie soll die Weltgemeinschaft mit der Flüchtlingsfrage umgehen? Der Glarner Historiker und Journalist Martin Beglinger wirft in einem Artikel unter dem Titel «Flucht in die Karibik» einen Blick zurück in die Vergangenheit und beleuchtet die Frage: Wie ging denn die Völkergemeinschaft damals mit den Flüchtlingen um? Wie während des zweiten Weltkriegs mit den unzähligen, völlig rechtlosen, vertriebenen Juden? Und wie in den Siebzigerjahren mit den Hunderttausenden von Vietnamesen und Kambodschanern, die als Boat-Poeple vor dem Vietnamkrieg auf der Flucht waren?

Ein Rassist als Hoffnungsträger für Verzweifelte


Beglinger rückt in seinem im Magazin «NZZ Geschichte» veröffentlichten Beitrag die aus Deutschland und Österreich flüchtenden Juden in den Fokus: Die Weltgemeinschaft verhandelte 1938 an einer grossen internationalen Tagung in Evian über das Schicksal der jüdischen Flüchtlinge. Doch die hochkarätigen Diplomaten aus 32 Staaten zeigten dort wohl viel Verständnis, aber kaum Bereitschaft danach zu handeln. Das Resultat war jedenfalls ernüchternd: «Man sucht die Welt ab nach Plätzen für Flüchtlinge. Und findet einzig die Insel eines Rassisten.» Denn Rafael Trujillo, der damalige umstrittene Diktator der Dominikanischen Republik zeigte sich praktisch als Einziger bereit, eine grosse Zahl Flüchtlinge aufzunehmen – anfänglich 10 000, später sogar bis 100 000. Dies allerdings mit fürchterlichen, tief abgründigen Motiven.

Hinter den Zahlen stehen Schicksale


Der NZZ-Redaktor beschreibt in seiner unglaublich anmutenden Geschichte nicht nur nüchterne Fakten. Vielmehr zeichnet er die Hintergründe anhand des Schicksals von einzelnen Flüchtlingen, die via Schweiz schliesslich in der Karibik landen, einfühlbar nach. Sein Artikel berührt, gibt zu denken, Parallelen zur heutigen Zeit drängen sich geradezu auf. Denn: Auch heute steht hinter den nackten Flüchtlingszahlen das Schicksal einzelner Menschen.

Martin Beglinger stellt am Freitag, 24. Februar, 19.30 Uhr «Flucht in die Karibik» in der Landesbibliothek in Glarus vor. Anschliessend findet eine Diskussion mit dem Autor statt. Der Anlass wird moderiert von Fridolin Elmer.