Nebst seiner Bilder hat Fridolin Walcher auch noch einen akustischen Leckerbissen als Geschenk aus dem Glarnerland mitgebracht. Annarös Streiff und Kurt Annen sangen einige Naturjodel, was die Besucher begeisterte.
Martin C. Mächler, Kolummnist bei glarus24, nutzte die Gelegenheit und sprach mit Fridolin Walcher über seine Zeit in Berlin.
Martin C. Mächler: Was bedeutet es für einen Glarner Fotografen seine Bilder in Berlin ausstellen zu können?
Fridolin Walcher: Natürlich ist es schön für einen Fotografen – oder Künstler, wie man das hier nennt – wahrgenommen zu werden im Tschungel dieser Grossstadt. Wir leben ja davon, dass unser Werk auch gesehen wird. Es freut mich insbesondere, dass Gunther Dietrich, der Galerist, sich hierher in mein Atelier bemüht hat, wo er dann auch gleich Bilder mitgenommen hat für seine Jubiläumsausstellung. Ich bin da als Gast vertreten, neben seinen Fotografen, die er sonst vertritt. Es macht schon Spass, die Glarner Wände zwischen international bekannten Positionen hängen zu sehen wie Chema Madoz, Manfred Paul, Eliska Bartek … und, dass das Ganze quasi nebenbei passiert, ist umso schöner. Ich bin ja nicht nach Berlin gereist, um jetzt ausstellen zu können.
Martin C. Mächler: Wie findet man die richtigen Kontakte in Berlin?
Fridolin Walcher: Ich finde es hier sehr einfach, Kontakte zu knüpfen, gerade auch mit andern Fotografen , aber auch mit Menschen verschiedenster Richtungen. – Alle diese Kontakte kann ich gar nicht aufrechterhalten. Vieles sind wertvolle Begegnungen. Einige dieser Kontakte werden mir aber sicher auch in Zukunft weiterhelfen, z.B. für zukünftige Ausstellungen hier in Berlin.
Martin C. Mächler: Gefällt Ihnen diese Stadt?
Fridolin Walcher: Ja, ich sollte noch einige Monate anhängen können. Nach zwei Monaten war ich richtig vernetzt. Ich fühlte mich sehr schnell zu Hause hier im Quartier, meinem Dorf, mitten in der Mitte. Berlin hat für mich nicht den Charakter einer Grossstadt, die mir nur um die Ohren pulsiert. Ich lebe hier in lauter lebendigen Dörfern mit verschiedenen Charakteren. Es scheint so vieles möglich zu sein. Die Leute haben Ideen und realisieren sie auch. Nicht so viele wenn und aber wie in der Schweiz. – Und, Kultur hat einen sehr grossen Stellenwert, ist Aushängeschild der Stadt, nicht lästiges Anhängsel. Das inspiriert.
Martin C. Mächler: Was für Ziele steckt man sich, wenn man vom Glarnerland für vier Monate nach Berlin kommt?
Fridolin Walcher: Mein Ziel war , hier in der Stadt anzukommen mit Herz und Seele, offen den Menschen und den Situationen zu begegnen, um dann bildnerisch etwas von diesem Leben auch umzusetzen.
Nun bin ich drei Monate hier und merke, die Umsetzungsphase könnte und müsste noch viel länger dauern. Ich bin noch nicht überall so weit wie ich gerne wäre. Es gibt Themen, wie die Romaintegration, die ich mir ausgesucht habe, die sehr schwierig zu bearbeiten sind, weil es Zeit braucht, mich in spezielle Gesellschaften zu integrieren. Anderes fällt mir dafür ungewollt vor die Füsse.
Insgesamt bin ich sehr dankbar für diese Auszeit hier. Ein wunderbares Experimentierfeld, in eine Grossstadt entlassen zu werden, wo man niemanden kennt, um dann sich selbst zu beobachten, was man als soziales Wesen macht, um da glücklich und zufrieden zu leben. Die Leere eröffnet ganz neue Möglichkeiten. So ist urplötzlich viel Raum da für eigene Kreativität.
Wir bedanken uns bei Fridolin Walcher für das Gespräch und wünschen ihm weiterhin noch eine schöne und möglichst kreative Zeit in Berlin.