Franz Feldmann und seine Familie unterwegs in Kanada und den USA

Es ist ein gewisses Privileg, wenn man sich mit der ganzen Familie für etwas mehr als ein Jahr vom Alltag bewusst abwenden und zu einer langen Reise ins mehr oder weniger Ungewisse aufbrechen kann. Es gehören Mut, Vorausplanung, Optimismus, genügend Finanzen und Zusammenhalt dazu, um ein Vorhaben so umzusetzen, wie es Pia und Franz Feldmann aus Nuolen mit ihren damals zehn- und elfjährigen Buben Ramon und Jan über etwas mehr als ein Jahr hinweg angepackt haben.



im Gespräch. Zahlen wurden im Vorspann erklärt (Standplätze
im Gespräch. Zahlen wurden im Vorspann erklärt (Standplätze

Franz Feldmann, gebürtiger Schwandner, amtet als Oberstufenlehrer und ist ein begeisternder, passionierter Fotograf, der Reizvolles, Unerwartetes mit viel Sachkenntnis im Bild festzuhalten weiss. Mit der Präsentation der beinahe unendlich vielen Eindrücke, die auf der Reise durch Teile Kanadas und der USA zusammengekommen sind, faszinierte er kürzlich eine erfreulich grosse Zahl von Interessierten im Hänggiturm auf dem Mühleareal in Schwanden. Politisches, Gesellschaftliches und Geschichtliches hatte er wohl bewusst ausgeklammert. Vielmehr konzentrierte er sich auf landschaftliche Schönheiten, höchst malerische Gebirgszüge, Launen der Fliessgewässer, Tiere, Pflanzen, Seen, Siedlungen aus teilweise bekannten Gegenden. Es kam eine Vielfalt zusammen, die unwillkürlich Lust aufs Reisen weckte, zum geniesserischen, genauen Hinschauen und Verweilen aufforderte. Dass sich Franz Feldmann während der etwas mehr als 90 Minuten umfassenden, mit einprägsamer Musik unterlegten Präsentation, auf knappe, sachliche, wertfreie Kommentare beschränkte und die aufmerksam Hinhörenden nicht mit einer Flut an Überflüssigem bedachte, war wohltuend.

Für die reisefreudige Familie gab es keine vorgegebenen Routen. Die vier waren als Neugierige, Suchende, Verweilende, Geniessende unterwegs, liessen sich auf ihrer Suche nach landschaftlich Schönem viel Zeit. Sie besuchten bekannte, berühmte Plätze, begaben sich aber auch an Orte, die von Touristenströmen verschont bleiben. Unterwegs war die Familie nicht bloss im 17 Quadratmeter messenden, eigenen Wohnmobil, das in die USA verschifft worden war. In Kanus, auf dem Velo und zu Fuss wurde erkundet, bereist. In solchen Momenten wuchsen wohl Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse, die unauslöschlich haften bleiben.

Bereits beim Betreten des Hänggiturms erhielt man einen klug gewählten Einblick in Kommendes. Flashartig waren Momente festgehalten, die ein gutes Einstimmen bedeuteten. Joshua Tree National Park, Grand Canyon, Arcadia National Park, Golden Gate Bridge, Yellowstone, Avenue of the Giants, Badlands, Valley of Fire, Nevada, California, Arizona, Utah, Oregon, Alberta, Las Vegas, Quebec, New Glarus, Halifax, Everglades – beinahe im Eilzugstempo zogen Begriffe am Auge vorbei, waren aber alles andere als ein Déjà-vu-Erlebnis. Es war zu erfahren, wie die interessierte Presse das doch aussergewöhnliche Vorhaben begleitet hatte.

Gestartet wurde in Halifax, weiter ging es nach Quebec, Washington. Key West, Everglades, Texas, an die pazifische Küste, nach San Diego und nach da und dort, irgendwie ziellos, nie auf einer vorgegebenen Route. Man erlebte den Indian Summer, Weihnachten auf einem der mehr als 230 aufgesuchten Plätze, schloss viele Bekanntschaften, traf Unerwartetes und versank in einfach unendlich Schönem, wie es zuweilen auf kitschigsten Ansichten vorkommt. Man sah mal einen Bären, tummelte sich in Schnee, traf auf eine Vielzahl von Bisons, bestaunte Orcas, Seekühe, Krabben, Fluten von Muscheln, eine erdrückende Fülle verschiedenster Kakteen, Moose, Pilze, erfuhr, dass beim Enden einer Strasse an einem der vielen Seen die Fähre kostenlos benutzt werden konnte, welch farbige Felsen es gibt, wie sich`s in einer Salzwüste anfühlt. Richtiges Aufnehmen braucht viel Zeit. Eine Spanne, die für die Familie übers eigentliche Reisen weit hinausreichen dürfte.

Wikinger hätten einst New Foundland besiedelt, die Vielzahl der Nationalparks ist erdrückend, an einem der aufgesuchten Orte sei der Unterschied zwischen Ebbe und Flut gewaltige zwölf Meter. Man liess Teile Ottawas, die beleuchteten Niagarafälle,Toronto, Banff, Calgary, die Badlands an sich vorbeiziehen, kam aus dem Staunen kaum heraus, plauderte sich durch die willkommene Pause und war bereits – filmgebunden – kurz Gast in Memphis, Florida. New Orleans, San Diego, im Staate New York, sah das Weisse Haus, hörte beim Passieren von Memphis Blues-Fetzen, sah die Grabstätte des Elvis, ein Raketen-Versuchsgelände, die Grenzregion zwischen Mexiko und den USA samt Rio Grande.

Es mussten geografische Grundkenntnisse aus zugegebenermassen längst vergangenen Zeiten sachte hervorgekramt werden, um den Routen wenigstens ansatzweise folgen zu können. Es stimmte ein klein wenig versöhnlich, dass die Strassennamen in New Glarus wieder ein Zurückführen in die vertraute Heimat erlaubten. Die vielen Highlights waren eine abschliessende, sicher willkommene Zusammenfassung dieses vielschichtigen Begegnens.