Für Tierseuchen gut vorbereitet: Seuchenübung «Avienza 2024»

Die Kantone Glarus und Graubünden haben mit einem fiktiven regionalen Tierseuchenausbruch die Krisenszenarien auf ihre Tauglichkeit überprüft. Dazu wurde vom 8. bis 12. April 2024 in den Bündner Gemeinden Untervaz, Cazis und Albula ein Ausbruch der Vogelgrippe in drei Geflügelhaltungen simuliert. Die Übung wurde durch das Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit und die Militär- und Zivilschutzorganisationen der beiden Kantone durchgeführt.



Schutzanzugkontrolle für den Eintritt in die rote Zone (Stall): Bündner und Glarner Zivilschützer proben regelmässig die Bewältigung eines Tierseuchenausbruchs • (Foto: F. Brütsch)
Schutzanzugkontrolle für den Eintritt in die rote Zone (Stall): Bündner und Glarner Zivilschützer proben regelmässig die Bewältigung eines Tierseuchenausbruchs • (Foto: F. Brütsch)

Die Überprüfung der materiellen und personellen Ressourcen, die Zusammenarbeit mit verschiedenen Militär- und Zivilschutzorganisationen und die Minimierung der Schäden durch schnelles und korrektes Handeln waren das Hauptziel des Einsatzes. 

Es konnte festgestellt werden, dass alle Beteiligten ihren Aufgaben gewachsen waren und die Seuchenbekämpfungsübung erfolgreich durchgeführt werden konnte. Schnell und effizient wurde im Zusammenspiel mit den Behörden, der Entsorgungsfirma, privaten Partnern und den Tierhaltenden der Seuchenfall in allen Bereichen realistisch durchexerziert. Es zeigte sich einmal mehr, dass die aus einer Übung gewonnenen Erkenntnisse sehr wertvoll und wichtig für zukünftige Einsätze sind.

Folgenschwere Tierseuche

Die aviäre Influenza (Vogelgrippe) gehört weltweit zu den folgenschwersten Tierseuchen. Die Schäden beschränken sich nicht nur auf die Tiere und die Landwirtschaft selber, sondern gehen weit darüber hinaus. Menschen, die in engem Kontakt mit erkranktem Geflügel leben, können daran erkranken. In den letzten drei Jahren traten bei Wildvögeln in Europa mehrere Tausend Fälle von Vogelgrippe auf. Auch die Schweiz ist immer wieder davon betroffen. Das Virus hat seine Eigenschaften verändert: Immer mehr Geflügel- und Vogelarten stecken sich damit an. Das Risiko eines Eintrags in die Schweiz ist im Winter besonders gross, weil Zugvögel aus Nordosteuropa zur Überwinterung hierzulande eintreffen. Betroffen sind alle Vogelarten, insbesondere Hühner und Truten. Infektionen führen beim Nutzgeflügel meistens zu deutlichen Krankheitsanzeichen. Wassergeflügel, wie z.B. Enten und Gänse, erkranken selten und wenn, dann weniger schwer.

Reaktionszeit und Routine als Schlüssel zum Erfolg

Je schneller eine hochansteckende Tierseuche erkannt wird, desto gezielter können Massnahmen getroffen werden, um eine Ausbreitung zu minimieren oder sogar zu verhindern. Dabei spielen die Tierbeobachtung durch den Landwirt, das richtige Verhalten des Tierarztes und die Überwachung des Personen- und Tierverkehrs im Ernstfall eine entscheidende Rolle. Das Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit (ALT) und die Militär- und Zivilschutzorganisationen der beiden Kantone Graubünden und Glarus veranstalteten deshalb eine Übung, um für den Notfall gewappnet zu sein.

Zusammenarbeit als Pfeiler der Tierseuchenbekämpfung

Der Amtstierarzt des ALT ist für die Abklärung hochansteckender Tierseuchen ausgebildet und mit einem Tierseuchenkoffer ausgerüstet. Er untersucht die Tiere, entnimmt Laborproben für die Bestätigung der Diagnose, klärt Tierbewegungen ab und ordnet Sperrmassnahmen für die betroffene Tierhaltung an.

Die Seuchenwehrpioniere der kantonalen Militär- und Zivilschutzorganisationen Glarus und Graubünden setzen die Sperrmassnahmen vor Ort um, überwachen diese, unterstützen das ALT bei der Tötung und Entsorgung von angesteckten Tieren und reinigen und desinfizieren die Räumlichkeiten und Flächen innerhalb des gesperrten Gebietes. Der Einsatz der Seuchenwehrpioniere ist physisch und psychisch sehr belastend.

Im Mai 2023 wurde die Seuchenübung «Glasos 2023» durchgeführt, welche zu einem früheren Zeitpunkt geplant war, aber wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben werden musste (Medienmitteilung, 4. Mai 2023).