Gemeinsame Qualitätssteigerung der Heime in Glarus Nord

Die drei Altersheime in Glarus Nord führen gemeinsam eine neues System der Bewohnerbeurteilung ein: Ziel ist die Verbesserung der Qualität.



Die drei Alters- und Pflegeheime des Glarner Unterlandes in Niederurnen
Die drei Alters- und Pflegeheime des Glarner Unterlandes in Niederurnen

Die drei Alters- und Pflegeheime des Glarner Unterlandes in Niederurnen, Näfels und Mollis führen im laufenden Jahr das sogenannte „Resident Assessment Instrument“ (RAI), zu deutsch „Bewohner-Beurteilungs-Instrument“, ein. Damit werden halbjährlich die für die Pflege relevanten Eigenschaften aller Bewohner auf Fragebogen erfasst und computerunterstützt ausgewertet. Darauf aufbauend werden die Bewohner in sogenannte Pflegeaufwandgruppen eingeteilt, die wiederum die Basis für die Berechnung der Pflegekosten sind. Das RAI ersetzt das bisher verwendete BESA-System. Die Heime in Glarus Nord schliessen sich damit dem allgemeinen Trend der Umstellung auf RAI in der Ostschweiz an. So werden im Jahr 2009 viele Heime in den Kantonen St. Gallen und Thurgau ähnliche Projekte durchführen.


An einer Informationsveranstaltung in der linth-arena in Näfels wurde das neue RAI am Donnerstag den Heimbewohnern, ihren Angehörigen, dem Personal und den Heimärzten vorgestellt. Daniel Grob, Leiter des Alters- und Pflegeheimes Letz in Näfels, erklärte, der Systemwechsel werde für die Heime als Ganze kostenneutral verlaufen. Für einzelne Bewohner könne es jedoch zu Senkungen, aber auch Erhöhungen der Taxen kommen. Im letzteren Fall werde man das Gespräch mit den Betroffenen suchen um die Kostensteigerung zu begründen.

Laut Grob weist das RAI gegenüber dem herkömmlichen System eine Reihe von Vorteilen auf. Für das Personal führe das RAI zu grösserer Sicherheit bei der Beurteilung der Bewohner, denn der Interpretationsspielraum und damit der Unsicherheitsfaktor sei kleiner als beim herkömmlichen System.


Standardisierte Beobachtung als Basis


Einen ersten Einblick in die Praxis des RAI vermittelte Markus Anliker, Facharzt für Geriatrie im Pflegezentrum Baar und Geschäftsleitungsmitglied der Firma Q-Sys, die in der Schweiz die System-Schulung anbietet. Im Zentrum steht ein ausführlicher Fragebogen, der vom Pflegepersonal halbjährlich ausgefüllt wird und eine Fülle von Informationen über den Bewohner festhält. So werden etwa seine Fähigkeiten in der Wahrnehmung und der Kommunikation oder sein Wohlbefinden erfasst. Dazu kommen medizinische Daten zum Zustand des Körpers, zu Krankheiten oder zur Ernährung.


Die gesammelten Informationen können anschliessend für verschiedene Zwecke verwendet werden. Einerseits dienen sie zur Einstufung der Bewohner in eine der 34 sogenannten Pflegeaufwandgruppen. Jeder Gruppe kann auf Grund von Erfahrungswerten ein durchschnittlicher Pflegeaufwand in Minuten zugewiesen werden. Dies wiederum bildet die Grundlage für die Zuteilung zu einer Tarifstufe und damit für die Beiträge der Krankenkasse.


Vergleichbarkeit mit andern Heimen


Die Informationen können vom Heim aber auch zur Planung und vor allem zur Qualitätssicherung benutzt werden. Da die Daten nach einem einheitlichen System erhoben werden, können Vergleiche mit anderen Heimen angestellt und allfällige Schwachstellen der Pflege ausgemacht werden. Beispielsweise kann festgestellt werden, ob mehr oder weniger Medikamente abgegeben werden als andernorts und wie sich die Abgabe über einen bestimmten Zeitraum entwickelt hat.


Bis Mai dieses Jahres wird nun in den drei Heimen in Glarus Nord das Personal in mehreren Kurstagen mit dem RAI vertraut gemacht. Bis Ende Juli sollen alle Bewohner im neuen System erfasst sein und auf den 1. Januar des nächsten Jahres wird die Abrechnung umgestellt.