Gerichtshaus Glarus - Musterprozess mit Kantonsschülern

Nach Verkündigung des Urteils im Musterprozess mit den Kantonsschülern, durch den Kantonsgerichtspräsidenten, lic. jur. Andreas Hefti, wurden die Protagonisten mit einem langanhaltenden Applaus der interessierten Zuschauer belohnt.



Gerichtshaus Glarus - Musterprozess mit Kantonsschülern

Am Samstag öffnete das Gerichtshaus die Türe und lud die Bevölkerung unter anderem zu einem Musterprozess mit Schülerinnen und Schülern der Kantonsschule Glarus ins Gerichtshaus ein. Am Nachmittag beantworteten die Gerichtspräsidenten und der Gerichtsschreiber Fragen des Publikums. Kantonsrichter Kaspar Marti stellte Geschichte und Architektur des Gerichtssaales vor. Zur Freude der Organisatoren nutzten viele Glarnerinnen und Glarner die Gelegenheit, den Gerichtssaal einmal ohne „Zwang“ zu besichtigen und an einem Musterprozess teilzunehmen. Im Gerichtssaal war auch der letzte Platz besetzt und am Schluss waren sich die Zuschauer einig: Dieser Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Einladung des Gerichtspräsidenten Andreas Hefti auf ein Wiedersehen wurde am Schluss aber mit einem allgemeinen Lächeln zur Kenntnis genommen.

Vorbereitungen in der Kantonsschule

In den Klassen 5h und 5f der Kantonsschule Glarus wird Wirtschaft und Recht gelernt und im Rahmen dieser Ausbildung die Vorbereitung auf diesen Musterprozess getroffen. Mit Unterstützung des Rektors Peter Aebli und der Praktikantin Helen Sieber wurden zwei Parteien gebildet. Zur praktischen Anschauung konnten die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld einem echten Prozess im Gerichtshaus in Glarus beiwohnen. So konnten erste Eindrücke gesammelt und Abläufe studiert werden. Im Laufe der Vorbereitungen wurden die Vertreter der Anklage und des Beklagten bestimmt. Die Wahl wurde von den Schülerinnen und Schülern nach internen Bewertungen vorgenommen. Im Musterprozess Steinmann gegen Edelweiss wurde die klagende Partei durch eine „Anwältin“ und die beklagte Partei durch einen „Anwalt“ vertreten.

Musterprozess vor dem Kantonsgericht

Exakt um 09.00 Uhr wurden die Türen zum Gerichtshaus in Glarus geschlossen, sodass auch die leicht verspäteten (darunter leider auch der Schreibende) Zuschauer erst nach der Pause Einlass fanden. Im Prozess klagte ein Arbeitnehmer gegen seine Arbeitgeberin, die ihn zuvor fristlos entlassen hatte. Als Spruchkörper waltete eine Zivilkammer des Kantonsgerichtes unter der Leitung von Kantonsgerichtspräsident Andreas Hefti. Dass die beiden Hauptpersonen in diesem Prozess leicht nervös wirkten, war in Anbetracht der vielen Zuschauer und der Bedeutung dieses Anlasses allen klar. Trotzdem wurden mit grossem Engagement die Klingen gekreuzt und immer wieder mit klugen Worten dafür oder dagegen argumentiert. Nach Aussage von Peter Aebli war der Stress der beiden Parteien in der Pause enorm, denn im zweiten Teil des Prozesses waren vor allem die beiden Anwälte gefordert. Nach einer weiteren kurzen Pause schritt der Gerichtspräsident zur von beden Parteien mit grosser Spannung erwarteten Urteilsverkündung. Ungeachtet des Urteils gab es an diesem Morgen nur einen Sieger und zwar die Akteure der Kantonsschule Glarus. Der langanhaltende Applaus der Zuschauer konnte diesen tollen Eindruck nur bestätigen. „Der Einsatz der Beteiligten war gross, die Vorbereitung auf diese Verhandlung beispielhaft. Gefallen haben mir vor allem die gut formulierten Anträge und Argumentationen der Beteiligten. So betrachtet muss man sich um den juristischen Nachwuchs keine Sorgen machen.“ dies die Worte vom Gerichtspräsidenten an die jungen Kantonsschüler.

Das Interesse an der Glarner Justiz scheint in der Tat sehr gross und es ist gelungen, das zahlreich erschienene Publikum auf unterhaltsame aber doch realitätsnahe Weise mit der Ziviljustiz in Kontakt zu bringen.