Gesprächsrunde mit den zukünftigen Gemeindepräsidenten

glarus24 sprach mit den drei neuen Gemeindepräsidenten Martin Laupper, Glarus Nord, Christian Marti, Glarus und Thomas Hefti, Glarus Süd über die Zukunft der neuen Gemeinden. Aber auch über die wichtigsten Arbeiten in der Übergangsphase.



Die neuen Gemeindepräsidenten bereits an einem Tisch: Martin Laupper (Glarus Nord)
Die neuen Gemeindepräsidenten bereits an einem Tisch: Martin Laupper (Glarus Nord)

glarus24: Bevor wir uns der Zukunft zuwenden. Blicken wir doch nochmals kurz in die Vergangenheit. Genauer gesagt, auf den Moment als Ihre Wahl bestätigt wurde. Welche Gefühle und Gedanken gingen Ihnen da durch den Kopf? Vielleicht zuerst Herr Laupper, bei ihnen ist es ja am wenigste lange her?

Martin Laupper: Zuerst fand ich es sehr schön, dass ich diese Aufgabe übernehmen darf. Gleichzeitig empfand ich aber auch grossen Respekt vor dieser Verantwortung. Also gleichzeitig Gefühle der Freude und Euphorie und Respekt. Ich habe mich dann aber entschieden, mich zuerst einfach mal zu freuen.

glarus24: War es für sie selbst überraschend, dass sie im ersten Wahlgang die Spitzenposition erreicht haben?

Martin Laupper: Die FDP ist bekanntlich eine Doppelstrategie mit zwei unterschiedlichen Profilen gefahren, die zu Beginn nicht überall verstanden wurde. Vor allem aber um unterschiedliche Wählerschichten anzusprechen. Sicher war auch, dass man im zweiten Wahlgang nur noch mit einem Kandidaten antreten würde. Dass es aber schon im ersten Wahlgang eine solche Wende gegeben hat und ich bereits zu diesem Zeitpunkt am meisten Stimmen hatte, war für mich eine Überraschung.

glarus24: Hatten Sie Befürchtungen für den zweiten Wahlgang, da ja schon zwei Gemeindepräsidenten von der FDP kamen?

Martin Laupper: Natürlich wäre es mir viel lieber gewesen, das die Entscheidung bereits im ersten Wahlgang fallen würde. Und ich hatte schon Respekt, ob die Wähler noch einen dritten Freisinnigen wählen würden. Dieses Argument hat man auch versucht für den zweiten Wahlgang auszunutzen. Doch ich glaube, dass die Bevölkerung eine andere Empfindung hatte und einen unbelasteten Kandidaten und einen Neuanfang wollte.

glarus24: Vielleicht jetzt zum Gegenpol zum umkämpften Wahlkampf in Glarus Nord. Herr Hefti, bei ihnen konnte ja schon vor dem Urnengang mit der Wahl gerechnet werden, da es in Glarus Süd keinen Gegenkandidaten gab.

Thomas Hefti: Ja, ich hatte zwar keinen Gegner. Aber dennoch wollte ich ein klares Ergebnis, denn ansonsten wäre das ein schlechtes Zeichen. Sehr ungünstig wäre es gewesen, wenn ich nicht einmal das absolute Mehr erreicht hätte. In diesem Fall hätte ich mich zurückgezogen und das Amt jemand anderes überlassen. Dass das Resultat doch deutlich ausfiel, gibt mir eine gewisse Stärkung. Und wichtig ist auch, dass ich nicht nur von einem Teil der neuen Gemeinde gewählt wurde. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

glarus24: Hatte das 60% Mandat, eventuell Einfluss darauf, dass niemand sonst kandidierte?

Thomas Hefti: Es haben mich die Leute immer wieder gefragt, warum niemand anders kommt. Und ich sagte immer, da muss man nicht mich, da muss man die anderen fragen.

Martin Laupper: Ich denke nicht, dass das 60% Mandat der entscheidende Faktor war. Thomas Hefti konnte in der Vergangenheit ein grosses Vertrauen aufbauen. Es hätte wohl in Glarus Süd keiner den Mut gehabt gegen einen so guten Mann anzutreten. Wenn er seine Arbeit vorher nicht gut gemacht hätte, hätte sich sicher jemand zur Wahl gestellt.

glarus 24: Und wie waren die Gefühle bei ihnen, Herr Marti?

Christian Marti: Bei mir war es auf der einen Seite Erleichterung. Als man mir das Resultat bekannt gab, habe ich gemerkt, wie sich in mir viel löste. Dann aber auch Dankbarkeit an die Wähler und die zahlreichen Helfer. Und am Schluss vor allem aber auch der Respekt vor der Verantwortung, die dann langsam die Freude abgelöst hat.

glarus24: Sie und Herr Laupper sind ja momentan noch im Arbeitsprozess und übernehmen nun ein Vollamt. Wie haben Sie ihren Arbeitgeber über Ihre Pläne informiert?

Martin Laupper: Ich habe es meinen Arbeitgeber von Anfang an transparent gemacht und habe mögliche Szenarien abgesprochen. Vom Präsidenten des Verwaltungsrates habe ich von Anfang an eine grosse Unterstützung und Sympathie gespürt.

Christian Marti: Das war bei mir sehr ähnlich. Mit meinem Chef habe ich meine Kandidatur frühzeitig thematisiert und dann auch abgesprochen, was im einen, was im anderen Fall geschieht.

glarus24: Also haben Sie von dieser Seite keinen Druck verspürt?

Martin Laupper: Also für mich hatte das schon zwei Seiten. So eine Kandidatur zeigt natürlich, dass man gegebenenfalls bereit ist, etwas anderes zu machen. Oder vielleicht auch einen Absprung überlegt. Das war für mich schon die grösste Hürde.

glarus24: Wie sieht das bei ihnen aus, Herr Hefti?

Thomas Hefti: In dieser Hinsicht habe ich es mit meinem Anwaltsbüro einfacher. Und meine Frau hat mich von Anfang an unterstütz und ist ebenfalls in diesem Büro tätig. Wie ich schon im Vorfeld immer wieder betonte, werde ich meine Anwaltstätigkeit erheblich reduzieren. Aber es ist nicht so, dass ich aus dem Büro völlig verschwinden muss. Eines Tages kann ich ja auch wieder dorthin zurückkehren.

glarus 24: Sie sind jetzt gewählt für Gemeinden, die noch nicht wirklich existieren, und die alten Gemeinden bestehen weiterhin. Ab wann beginnt ihre Arbeit?

Thomas Hefti: Die Frage ist gut. Denn, obwohl wir erst nächstes Jahr ins Amt kommen, beginnt unsere Arbeit jetzt! In verschiedenen Stufen und Verantwortungen, aber dennoch müssen wir uns ab jetzt einbringen.

Christian Marti: Wir haben schon vor der Wahl gewusst, dass schon kurz danach die ersten Fragen auf uns zukommen werden. Es geht jetzt auch darum sich einzuarbeiten und Informationen zu gewinnen. Damit die neuen Behörden sehr bald in der Lage sind, Entscheide zu fällen. Das ist im Moment unsere Hauptaufgabe.
Nach Gemeindegesetz ist die neue Behörde ab 1.1.2010 im Amt. Für die Vorbereitungsarbeiten der neuen Gemeinden, als Ablösung der Projektorganisation. Und in der Mitte des Jahres überführen wir die alten Gemeinden in die drei neuen, die es ab 1.1.2011 gibt. Am Dienstag nach der Wahl erhielt ich diesbezüglich den ersten Anruf. Spasseshalber habe ich dann gesagt, dass ich den Anruf schon am Montag erwartet hätte. Also, wir sind bereits an der Arbeit.

Weitere Antworten der neuen Präsidenten erfahren Sie im zweiten Teil des Interviews, das am kommenden Montag publiziert wird.