Gewalt in einer sozialen Gesellschaft müsste nicht sein, da letztlich die Gewalt alle zu Verlierern macht.

Das Wegschauen ändert an der Tatsache des Vorhandenseins von Gewalt in unserer Gesellschaft überhaupt nichts.



Gewalt in einer sozialen Gesellschaft müsste nicht sein, da letztlich die Gewalt alle zu Verlierern macht.

Speziell die Jugendgewalt ist längst kein Trend mehr, sondern – wie verschiedene Ereignisse in der kürzeren Vergangenheit immer wieder aufgezeigt haben – zur erschreckenden Realität geworden. Allerdings soll an dieser Stelle auch ehrlicherweise gesagt sein, dass die Mehrheit der Jugend grundsätzlich nicht gewalttätig im Sinne des Wortes ist. Aber wie uns die Menschheitsgeschichte leider immer wieder gelehrt hat, ist es mehr als nur wichtig, dass man sich den Anfängen wehrt, damit letztlich nicht die vernünftige Mehrheit der Menschen ungewollt von einer kurzsichtigen Minderheit völlig vereinnahmt wird. So gesehen will das vor zwei Jahren ins Leben gerufene Glarner Projekt Stark ohne Gewalt ein sprichwörtlicher Hingucker sein, denn nur das Nichtwegschauen lässt uns die vielfältigen Probleme rund um die Gewalt erkennen und entsprechend Prävention betreiben.

Im zweiten Anlauf klappte es

Begonnen hat zumindest hier im Kanton Glarus alles mit einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema "Stark ohne Gewalt". Eine Veranstaltung, welche durch den katholischen Pfarrer von Schwanden, Josef Kohler, initiiert wurde und bei zirka 45 Personen aus den Berufssparten Erziehung, Polizei, Kirche Ärzte, Anwälte und Lehrerschaft regen Anklang fand. Daraus bildete sich eine Projektgruppe, bestehend aus ungefähr zwölf Personen, welche sich vertieft mit der Realisierung von Projekten im Zusammenhang mit Gewalt und Jugend befassen wollten. Allerdings schrumpfte die Gruppe bald einmal auf sechs Personen zusammen. Die von Josef Kohler entzündete Flamme drohte ein verkümmerndes Flämmchen zu werden, ja sogar zu erlöschen, bevor es als sterbendes Lichtlein in der Öffentlichkeit überhaupt zur Kenntnis genommen werden konnte. In dieser Situation entschlossen die noch verbliebenen Mitglieder der Projektgruppe, dass das Schweizerische Rote Kreuz, Abteilung Konfliktbearbeitung, die Federführung in dieser Sache übernehmen sollte. Der Beizug dieser Institution war nicht von Zufälligkeit, sondern resultierte vielmehr darin, dass die in der Gruppe involvierte Konflikttrainerin Irena Zweifel innerhalb der Projektgruppe das SRK bereits vertrat. Mit einem solch starken Partner im Rücken konnte das Projekt nochmals aufgegleist und auf eine wesentlich professionellere Ebene gebracht werden. Es bildete sich damit ein Projektausschuss, in welchem nun verschiedene Delegierte aus kantonalen Institutionen vertreten sind. Das tönt oberflächlich betrachtet einmal mehr nach einem weiteren verwaltungsmässigen Wasserkopf! Das ist aber beim Projekt Stark ohne Gewalt mit Sicherheit nicht der Fall, finden sich doch in der Projektgruppe elf Personen, welche berufsbezogen irgendwie einen Bezug zur Jugend und gegebenenfalls deren Probleme haben. Das Kultur- und Vereinszentrum Holenstein ist genau so vertreten, wie das Jugendhaus Gaswärch in Glarus. Aber auch das RAV, der Sozialdienst, die Erziehungsdirektion, die Landeskirchen und nicht zuletzt sogar die Polizei zeigen aktive Präsenz in dem Gremium.

Geplantes nimmt bereits Gestalt an

Der Projektausschuss mit Delegierten aus verschiedenen kantonalen Institutionen konnte also mit tatkräftiger Unterstützung des SRK realisiert werden. Als kurzfristiges Ziel will man nun klare Signale dahin setzen, dass in unserer Gesellschaft Gewalt nicht einfach hingenommen wird. Der Kanton Glarus soll dabei in die Pflicht genommen werden, indem er eine aktive Gewaltprävention fördert und mitträgt. Mittelfristig ist eine Vernetzung jener Institutionen geplant, welche irgendwie mit dieser Thematik etwas zu tun haben, damit das Gewaltpräventionsangebot letztlich dort an den Mann bzw. Frau gebracht werden kann, wo es entsprechende Probleme gibt oder geben könnte. Die Vision sieht denn auch langfristig vor, die Gewaltprävention zu institutionalisieren, je nach Situation und Ergebnisse Projekte zu entwickeln und wenn nötig in feste Strukturen zu überführen. Parallel dazu soll eine positive Konfliktkultur im Kanton Glarus auf der ganzen Breite gefördert werden.

Die theoretische Planungsphase konnte der Projektausschuss teilweise bereits abschliessen, wenngleich die Planung letztlich immer eine der Hauptaufgaben des Ausschusses bleiben wird. Zur Zeit ist man daran die ersten Teilprojekte in die Tat umzusetzen. In einer ersten Phase wird die Bevölkerung auf das Problem "Gewalt" aufmerksam gemacht und entsprechend sensibilisiert. Rund 70 Jugendliche aus dem Kanton Glarus liessen sich extra für ein Plakat fotografieren und wollen sich mit ihrem Tun für das Thema "Stark ohne Gewalt" einsetzen. Ein weiteres bereits laufendes Teilprojekte ist eine Kickoff-Veranstaltung mit Interventionstheater und einem Song Contest. Alles unter dem Motto, dass man auch ohne Gewalt – oder vielleicht gerade darum - stark sein kann. Solche Projekte werden in den nächsten zwei Jahren ihre Fortsetzung finden, damit schliesslich die angestrebten Ziele sukzessive erreicht werden können. Ansprechpartner sollen dabei die Jugendlichen und die Erwachsenen gleichermassen sein.

Ohne Geld geht fast nichts

Projekte dieser Art benötigen bekanntlich Geld, denn ohne finanzielle Mittel geht heutzutage praktisch fast nichts mehr. Der Projektausschuss investiert daher dauernd nicht ganz grundlos recht viel Zeit in die Beschaffung von finanziellen Mitteln. Einiges an Geldern wurde in der Folge durch verschiedene Institutionen bereits zugesagt, auf andere hofft man noch. Ein diesbezüglicher Hoffnungsträger ist sicherlich der Kanton Glarus, zumal seine Verantwortungsträger/innen das grösste Interesse daran haben müssten, dass Gewalt in unseren Breitengraden nicht zum täglich gelebten Alltag wird! Das Glarnerland dürfte daher mit dem Instrumentarium Stark ohne Gewalt über die kantonalen Grenzen hinaus eine Institution besitzen, die es so andernorts noch nicht gibt und gerade darum Beispiel-Charakter haben könnte. Illusionen haben aber die Verantwortlichen betreffend dem Angebot an Projekten und Aktionen gegen die Gewalt nicht, denn sie wissen nur zu gut, dass sie sich im realen Leben befindend nach der finanziell zur Verfügung stehenden Decke strecken müssen. Ein diesbezüglicher Goldregen wird also kaum zu erwarten sein, auch wenn kürzlich ein Bundesrat die Jugendgewalt zur Chefsache erklärt hat. Es liessen sich aber schon einige nützliche Sachen realisieren, wenn ab und zu die notwendigen Silberlinge dafür zur Verfügung gestellt würden.