Beim Stichwort Erdöl oder Bohrturm denken wohl die wenigsten an die Schweiz. Und doch ist die Schweiz eng mit der Suche nach Erdöl und dessen Förderung verbunden. Denn die Schweizer Geologen waren als «neutrale» Wissenschaftler bei weltweit tätigen Erdöl-Gesellschaften beliebt. Zudem hatten sie die Alpen studiert und kamen mit schwierigen geologischen Verhältnissen zurecht. Man nannte sie auch die «Swiss Gang». Einer von ihnen, der aus Ennenda stammende Daniel Trümpy (1893–1971), würde am 12. Januar seinen 125. Geburtstag feiern. Er begründete eine ganze Dynastie von Glarner Erdölgeologen. Ihm folgten zunächst sein zehn Jahre jüngerer Bruder Eduard Trümpy (1903–1966), später sein Enkel Daniel Trümpy «ins Erdöl» nach. Zudem waren zwei seiner Schwager Erdölgeologen, Hans E. Althaus (1893–1964) und Jean Tercier (1899–1961).
Daniel Trümpy wurde am 12. Januar 1893 in Ennenda GL geboren. Er publizierte bereits in der Gymnasialzeit zum Thema Geologie und so war es nur folgerichtig, dass er zuerst an der Universität Zürich, später in Lausanne und Bern Geologie studierte. Er doktorierte über den Aufbau der Falknis-Gruppe (Bergkette zwischen Graubünden und dem Fürstentum Liechtenstein), womit er ein Meisterwerk der klassischen Alpengeologie verfasste.
«Neutraler Geologe»
Nachdem Trümpy ohne grosse Begeisterung als Armeegeologe Militärdienst geleistet hatte, wurde er noch im Kriegsjahr 1917 als «neutraler Geologe» von der österreichisch-ungarischen Regierung nach Galizien entsandt. Hier nahm die europäische Erdölindustrie ihren Anfang. Trümpy musste jedoch schon bald nach der russischen Revolution fliehen und galt für einige Zeit als verschollen. Nach einer abenteuerlichen Reise zu Pferd tauchte Trümpy in Peking auf. Von dort zog er Mitte 1918 im Auftrag der deutschen Firma Krupp nach Südost-Asien, um Wolframminen zu orten und allenfalls aufzukaufen.
«Der Teufel soll’s holen!»
Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde Daniel Trümpy von der Firma Royal Dutch Shell engagiert. Die ersten Stationen lagen von 1919 bis 1921 in Marokko und Tunesien, wo er an verschiedenen Stellen Explorationsbohrungen durchführte. Solche Bohrungen waren immer mit einem grossen finanziellen Aufwand und dem Risiko verbunden, nichts zu finden. Der Geologe arbeitete oft alleine im Feld, trug aber die ganze Verantwortung. Dabei ist die Geologie immer auch Interpretationssache und damit subjektiv. So schrieb Trümpy einmal: «Mit dem Öl bin ich noch nicht im Reinen, der Teufel soll’s auch holen bei dieser Tektonik!»
Nach einigen Jahren in Argentinien und Venezuela erhielt Trümpy Mitte der 1920er-Jahre den Chefgeologenposten in Mexiko, wo er seine bedeutendsten Erfolge erzielte: er entdeckte mehrere grosse Erdölfelder. In den 1930er-Jahren wurde er für Shell Chefgeologe in Kolumbien und führte dort die Reflexionsseismik ein. Durch Explosion, Schlag oder Vibration werden seismische Wellen erzeugt, die Rückschlüsse über den Aufbau der Erdschichten erlauben. Damit kann ein Profilschnitt des Untergrunds erstellt werden, der über eventuell vorhandene Ölvorkommen Auskunft gibt.
Zweite Karriere
Im Jahre 1949 verliess Trümpy die Royal Dutch Shell. Er startete in Frankreich mit seiner Ernennung zum Experten für das «Institut Français du Pétrole» seine zweite Karriere. Dort wirkte er als Chef des Büros für Erdölexploration bis 1967. Daneben fungierte er als Experte für Erdölgeologie für ganz unterschiedliche andere Länder. Entsprechend unternahm er weiterhin lange und abenteuerliche Forschungsreisen. Angebote, in die Schweiz zurückzukehren und eine akademische Karriere einzuschlagen, schlug er mehrmals aus.
Daniel Trümpy verstarb am 16. Mai 1971 in Den Haag NL.
Glarner auf Erdölsuche
Daniel Trümpy fand für die Royal Dutch Shell weltweit bedeutende Erdölfelder.