Glarner Kantonalbank zurück in der Gewinnzone

Die Glarner Kantonalbank schafft in einem sehr schwierigen Umfeld die Rückkehr in die Gewinnzone. Zwar sind die Spuren der Aufarbeitung der fehlgeschlagenen Wachstumsstrategie in der Erfolgsrechnung des ersten Halb-jahres 2009 nicht zu übersehen. Die vorliegenden Ertragszahlen bewegen sich aber wieder in Richtung des Niveaus vor dem extremen Wachstum der letzten drei Jahre, bei einer vergleichbaren Strategie und einem vergleichbaren wirt-schaftlichen Umfeld



Rückkehr in die Gewinnzone:die Zahlen zeigen eine leichte Trenwendung (Bild: ehuber)
Rückkehr in die Gewinnzone:die Zahlen zeigen eine leichte Trenwendung (Bild: ehuber)

„Aufgrund des hohen Bereinigungsbedarfs bestehender Altlasten und des schwierigen wirt-schaftlichen Umfelds, dürfen wir das Semesterergebnis durchaus positiv bewerten", fasst GLKB CEO David Becher zusammen. Die Kosten konnten gesenkt werden, der gesetzlich erforderli-che Eigenmittelbedarf wurde bei gleichbleibender Bilanzsumme reduziert und die Eigenmittel-decke weiter gestärkt. „Die Glarner Kantonalbank übertrifft mit 155 %, auch dank der Unter-stützung befreundeter Kantonalbanken, den von der Eidg. Finanzmarktaufsicht (FINMA) gefor-derten Eigenmitteldeckungsgrad von 150 %", so CEO David Becher.

Sinkende Margen drücken auf das Zinsengeschäft

Der Betriebsertrag reduzierte sich im Jahresvergleich um knapp 20 % auf noch CHF 26.4 Mio. Die grössten Einbussen mussten im Erfolg aus dem Zinsengeschäft in Kauf genom-men werden, der sich um 24 % auf noch knapp CHF 20 Mio. verringerte. CEO David Becher dazu: „Nebst dem allgemeinen Margendruck wirken sich hier vor allem die notwendigen Zins-rückstellungen bzw. die nicht mehr fliessenden Zinserträge auf den notleidenden Kreditpositio-nen aus der gescheiterten Wachstumsstrategie negativ aus, da die meisten dieser Positionen im ersten Halbjahr 2008 noch voll ertragswirksam waren." Ein weiterer belastender Faktor sind die Zinsabsicherungskosten im Rahmen des starken Trends weg von variablen Hypothe-ken hin zu Modellen mit fixer Laufzeit. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienst-leistungsgeschäft reduzierte sich um rund 17 %. Neben der allgemeinen Situation an den Wertschriftenmärkten, sind hier im Vorjahresvergleich Kreditkommissionen, die ebenfalls auf-grund der Wachstumsstrategie vereinnahmt wurden, nicht mehr angefallen. Der Handelser-folg beinhaltete im Vorjahr die Verluste aus dem inzwischen sistierten Eigenhandel. Der üb-rige ordentliche Erfolg war im Vorjahr durch höhere Kosten bei eigenen Immobilienpositi-onen negativ beeinflusst.

Tiefere Kosten im Personal- und Sachaufwand

Obschon der Geschäftsaufwand um über 6 % reduziert werden konnte, musste beim Brutto-gewinn eine Reduktion von rund 35 % hingenommen werden. Die Reduktion beim Ge-schäftsaufwand konnte dank strenger und sehr breit abgestützter Kostenkontrolle nachhaltig erreicht werden. „Der um 4.6 % tiefere Personalaufwand resultiert aus einem durchschnitt-lich tieferen Personalbestand infolge von inzwischen mehrheitlich wieder besetzten Vakanzen und der Auflösung einer im Vorjahr nicht beanspruchten Rückstellung für variable Lohnbestand-teile", erläutert GLKB CEO David Becher. Beim Sachaufwand sind tiefere Kosten für Marke-ting und Drittleistungen die Haupttreiber für die tieferen Kosten. IT-Aufwendungen, höhere Re-visionskosten und Aufwände für die Vorarbeiten betreffend Umwandlung in eine spezialgesetz-liche Aktiengesellschaft sind die einzigen Kategorien mit namhaften Kostensteigerungen.

Die Positionen Wertberichtigungen, Rückstellungen und Verluste sowie ausseror-dentlicher Ertrag waren im Vorjahr geprägt durch die hohe Kreditrisikovorsorge. Die aktu-elle Risikovorsorge bewegt sich für das momentane wirtschaftliche Umfeld auf einem akzeptab-len Niveau.

Bei einer insgesamt stabilen Bilanzsumme, konnten im Rahmen der im letzten Jahr neu definier-ten Strategie erste Erfolge erzielt werden. Die ungedeckten Forderungen gegenüber Kunden wurden zugunsten von Hypothekarforderungen reduziert. Insgesamt sind die Kundenauslei-hungen leicht gewachsen, bei gleichzeitig stagnierenden Kundengeldern. Die Glarner Kanto-nalbank konnte nicht wie ähnlich gelagerte Institute vom Zustrom neuer Kundengelder profitie-

ren. Nebst dem erzielten Halbjahresgewinn haben zwecks Stärkung der Eigenmitteldecke mehrere Kantonalbanken unwiderrufliche Zusagen für nachrangige Darlehen abgegeben, wo-durch die GLKB den von der FINMA geforderten Eigenmitteldeckungsgrad von 150 % erfüllt. Der regulatorische Eigenmitteldeckungsgrad inklusive dieser Zusagen betrug per 30. Juni 2009 154.9 %. Mittelfristig sind aufgrund des an der diesjährigen Landsgemeinde verab-schiedeten neuen Kantonalbankgesetzes 165 % gefordert. Zusätzlich muss der Kantonalban-kenrabatt von 12,5 % kompensiert werden. Dieser wird bis Ende 2012 abgeschafft.

Verkauf der KMU Factoring AG

Die Glarner Kantonalbank verkaufte Ende Juli die seit dem Jahre 2007 gehaltene 90%-Beteiligung an der KMU Factoring AG mit Sitz in Altendorf/SZ an die Factoring Schweiz AG. Im Rahmen der im Herbst 2008 verabschiedeten strategischen Neuausrichtung, beurteilte die GLKB die Beteiligung an der Factoringgesellschaft als strategisch nicht mehr relevant. Die Transaktion wird im 3. Quartal 2009 technisch abgewickelt und verbucht.

Geschäftsleitung neu konstituiert

Innert Jahresfrist konnte die komplette Geschäftsleitung mit hochqualifizierten Führungskräften neu besetzt werden. Zusammen mit dem Bankrat konnte CEO David Becher, der im August 2008 den Anfang machte, mit Hanspeter Rhyner (Bereichsleiter Geschäftskunden, Februar 2009), Martin Dürst (Bereichsleiter Finanz & Logistik, Juli 2009) und Leonhard Walser (Be-reichsleiter Privatkunden, August 2009) drei menschlich und fachlich hervorragende Persön-lichkeiten gewinnen. Die nun wieder vollzählige Geschäftsleitung wird sich voll auf die bevor-stehenden Aufgaben und Herausforderungen konzentrieren. Insbesondere soll, nachdem die letzten 12 Monate vor allem im Zeichen der Bereinigung von Altlasten standen, die Kunden-pflege und –betreuung wieder in den Vordergrund rücken.

Neue Mitglieder im Bankrat

Auch der Bankrat erfuhr über die letzten eineinhalb Jahre einen kompletten Wechsel, womit keine Mitglieder mehr aus den Expansionsjahren vertreten sind. Mit Rudolf Stäger und Urs P. Gnos konnte der Bankrat jüngst durch einen ausgewiesenen Finanzfachmann sowie einen erfahrenen Juristen verstärkt werden. Der Bankrat ist nun optimal zusammengesetzt und kann seine strategischen und überwachungsmässigen Aufgaben vollumfänglich wahrnehmen.

Stand juristische Aufarbeitung

Aufgrund der hohen Wertberichtigungen im 2008 erhielt der Bankrat vom Regierungsrat den Auftrag, mögliche Sorgfaltspflichtverletzungen der zwischen 2005 und 2007 amtierenden Organe zu prüfen. Diese Abklärungen waren sehr komplex und zeitaufwändig. Die vorläufi-gen Resultate liegen seit wenigen Tagen vor. Über das weitere Vorgehen wird demnächst von den zuständigen Gremien entschieden.

Auf dem Weg zur AG

Die Umwandlung der Glarner Kantonalbank in eine spezialgesetzliche Aktiengesellschaft ver-läuft im Rahmen der Planung. Die Umwandlung wird im 2. Quartal 2010 rückwirkend auf den 1. Januar 2010 erfolgen.

Aussichten 2009

Die Glarner Kantonalbank erwartet auch im zweiten Semester ein weiterhin schwieriges wirt-schaftliches Umfeld und ähnlich hohen Risikovorsorgebedarf. Das Geschäftsjahr 2009 dürfte ein positives Resultat zeigen und wieder mit einem soliden Reingewinn abschliessen.