«Glarus soll offen sein für Neues»

Für die Entwicklung des Kantons seien Mut und Innovation gefragt, meint der neue Landratspräsident Richard Arthur Lendi. Der Molliser ist nicht nur der erste Präsident des verkleinerten Landrats, sondern auch der erste der BDP.



Lebt konstruktive Sachpolitik vor: der neue Landratspräsident Richard Lendi. (Bild: Jürg Huber)
Lebt konstruktive Sachpolitik vor: der neue Landratspräsident Richard Lendi. (Bild: Jürg Huber)

«Unser Ziel muss es sein, Arbeitsplätze aller Art in unsere Region zu bringen», meint Richard Lendi. Dies sei jedoch nur erreichbar, wenn dafür auch etwas unternommen wird. «Man kann nicht gegen alles sein, und anschliessend jammern, dass es mit dem Kanton nicht weitergeht.» Als Zugezogener – «als Schamauch» – habe er in gewissen Dingen auch den nötigen Abstand und ist nicht zu stark in einer Gemeinde oder Region verwurzelt. Er hat deshalb mehr das Gesammtgebilde Glarnerland im Auge.

Früh schon Führungsfunktion


Der 1952 Geborene wuchs im bündnerischen Tamins auf, als fünftes von neun Kindern. «Auch weil der Vater oft weg war, übernahm ich für meine kleineren Geschwister so etwas wie die Vaterrolle.» Der Vater hatte im Engadin eine Stelle und war maximal alle 14 Tage zu Hause. «Meine Mutter war de facto eine alleinerziehende Frau.» So war es auch selbstverständlich, dass die Kinder früh im Haushalt mithelfen mussten. Und in den Ferien wurde auf dem grosselterlichen Bauernbetrieb gearbeitet, um das knappe Familienbudget aufzubessern. «Das war damals ganz normal, richteten sich doch auch die Ferien nach den Bedürfnissen der Landwirtschaft.» Die Kindheit habe ihn sehr geprägt, meint Lendi zu diesem Lebensabschnitt, und es seien viele eindrückliche und schöne Erlebnisse dabei gewesen. Auch haben sich hier sein soziales Verständnis und sein Interesse für die Politik herausgebildet.

Durch Partnerin ins Glarnerland


Nach der Schulzeit absolvierte Lendi eine Lehre als Heizungszeichner und zog von zu Hause fort. «Wie im Glarnerland war es auch in Tamins üblich, dass die Jungen eine Arbeitsstelle in der Fremde annehmen.» Auch weil es für gewisse Berufe zu wenige Stellen gab. Lendi’s Stationen waren Chur, St. Gallen, Dübendorf, Jona und Schwanden. «Meine Frau stammt aus Schwanden und ist sehr heimatverbunden.» Mit den beiden Kindern war die Familie fast jedes Wochenende im Glarnerland, bevor sie definitiv nach Schwanden wechselte.

Selber ein Pendler


Von hier an begann seine politische Karriere im Glarnerland mit dem Eintritt bei der SVP Schwanden, welche er auch rund 10 Jahre präsidierte. Ausserdem gab es auch einen starken beruflichen Wechsel; 1991 übernahm er die Leitung des Alters- und Pflegeheimes in Schwanden. Heute leitet er ein grosses Heim in Wollishofen und zügelte aus diesem Grund von Schwanden nach Mollis. «Wie so viele Glarner bin ich auch Pendler und kann so den Verkehr im Kanton aus eigenen Erfahrungen einschätzen.» So ist die Umfahrungsstrasse bis nach Glarus für Lendi von eminenter Bedeutung. Auch damit Glarus Süd als Wohnraum attraktiver wird.

«Ich möchte mich an dieser Stelle auch ganz herzlich für die Unterstützung der Bevölkerung von Glarus Nord bedanken.» Seine Wahl in den Landrat sei nicht selbstverständlich, da er nur gerade seit zwei Jahren in Mollis wohnt. «Es war schon ein gewisses Risiko.» Er habe sich aber gesagt, wenn ihm das Vertrauen geschenkt wird, mach er es, ansonsten eben nicht.

Drei Jahre zu früh?


In den Landrat kam Lendi 2002 als Mitglied der SVP, 2007 wurde er ins Büro gewählt. Während den Querelen rund um die Abwahl von Christoph Blocher und die Wahl von Eveline Widmer-Schlumpf wechselte er zur neu gegründeten BDP. «Widmer-Schlumpf kommt aus einem Nachbardorf von Tamins, also waren hier auch gewisse persönliche Sympathien im Spiel.» Dass er bereits nach drei Jahren den höchsten Sitz im Landratsbüro einnehmen kann, kommt für ihn überraschend. «Eigentlich ist es drei Jahre zu früh!» Da aber drei Mitglieder des Büros in der letzten Legislaturperiode demissionierten, ist er jetzt schon an der Reihe. Dass seine Amtszeit gerade mit der ersten Periode des verkleinerten Landrats zusammenfällt, macht den Bündner besonders stolz. An der eigentlichen Tätigkeit des Präsidenten ändert auch die neue Landratsverordnung und die neuen ständigen Kommissionen wenig. «Es bedeutet aber mehr Arbeit für jedes einzelne Mitglied, vor allem für die Kommissionspräsidenten.» Das Amt des Landratspräsidenten sei nur mit einem flexiblen Arbeitsgeber möglich. Er befürchtet, dass es im neuen Landrat zu stärkeren Fluktuationen kommen kann, da viele die Mehrbelastung unterschätzt hätten.

Lendi selber möchte sich in seinem Amtsjahr bemühen, dass im Landrat eine konstruktive Sachpolitik, über die Partiegrenzen hinweg, geführt wird. «Man soll sich gegenseitig zuhören und einen Konsens finden können.»