Kurz vor den Frühlingsferien wurde den Lehrpersonen Glarus Süd eröffnet, dass unsere Schulleitung gemäss Beschluss des Gemeinderates von heute 240 auf 456 Stellenprozente (sic!) beinahe verdoppelt wird! Ausgenommen davon sind zudem die Stellen des Hauptabteilungsleiters sowie der Sekretariate. Es ist kein Geheimnis, dass mit diesem Schritt jährliche Mehrkosten von über 0,25 Millionen Franken generiert werden.
Diese kostentreibende Stellenaufstockung auf Stufe Verwaltung geschieht im Lichte sinkender Schüler- und Lehrerzahlen in Glarus Süd. Die Probleme, mit welchen wir Lehrpersonen im Klassenzimmer täglich konfrontiert sind, wurden vor dem Fällen dieses schwer zu verstehenden Entscheids wohl völlig ausgeblendet. Es würde den Rahmen dieses Leserbriefes sprengen, die momentanen Arbeitsbedingungen, welche sich mit früher in keiner Art und Weise mehr vergleichen lassen, sowie den heute herrschenden, weit verbreiteten Unmut zu beschreiben: Heterogenität, Integration lernschwacher und verhaltensauffälliger Kinder, die heutige Anspruchshaltung der Gesellschaft, die Zunahme der zu unterrichtenden Fächer, die qualitativ schlechtere Lehrerbildung gegenüber früher, die vermeintliche Qualitätsoptimierung mittels unnötigen, ressourcenverschleissenden Evaluationen, mehr Bürokratie sind einige Stichworte dazu. Möglicherweise nimmt sich ein Journalist bald einmal die Mühe, in allen Schulhäusern des Kantons die entsprechenden Auskünfte einzuholen. Für die geneigte Leserschaft dürften die Ergebnisse bestimmt interessanter zu lesen sein als die Meinungen zu den kommunalen Archivproblemen! Die zahlreichen Kündigungen durch Lehrpersonen im vergangenen sowie in diesem Jahr, in allen drei Gemeinden, sind ein Indiz dafür, dass im glarnerischen Schulwesen einiges nicht mehr rund läuft.
Die erwähnte Stellenaufstockung würde ich als Steuerzahler selbstverständlich akzeptieren, falls nicht in jedem Brief an die Erziehungsberechtigten argumentiert wird, Sparen sei angesagt. Am 28. November 2011 beschloss die Schulkommission Glarus Süd beispielsweise, die Schulreisebeiträge per Schuljahr 2012/13 um 20 Prozent zu kürzen. Betroffen davon sind einzig unsere Kinder! Auch die Verlegung der Schule Sool nach Mitlödi wurde u. a. mit finanziellen Einsparungen begründet. Die Schliessung weiterer Schulstandorte steht bald auf der gemeinderätlichen Traktandenliste. Eine Ausweitung des Schulverwaltungsstellenplanfonds würde ich selbstverständlich begrüssen, falls eine tatsächliche Entlastung der Lehrpersonen im administrativen Bereich eintreten würde. Das Gegenteil ist jedoch der Fall! Neue Stellen produzieren neue Weisungen, Beschlüsse und Aufträge, welche uns Unterrichtende unnötigerweise zusätzlich belasten.
Ich bin wohl nicht bekannt dafür, immer zu jammern, sondern glaube, zugunsten unseres Staatswesens in den vergangenen zwanzig Jahren als Lehrer sowie während nunmehr zwölf Jahren als Politiker einiges geleistet zu haben.
So überlege ich mir ernsthaft, als Mitglied der Personalvertretung Glarus Süd sowie als Mitglied der gemeindeübergreifenden Arbeitsgruppe «Berufsauftrag» zurückzutreten. Ich bin unter den gegebenen Umständen nicht mehr bereit, mich zusätzlich zum fordernden Lehrberuf für die Gemeinde einzusetzen, verdienen doch einzig meine Schülerinnen und Schüler meine hundertprozentige Arbeitskraft.*Schulhausvorstand Primarschule Hätzingen, alt Gemeindepräsident Luchsingen