Glokalisierung statt Globalisierung

«Erfolgreich durch Innovation und Mut» zu diesem Thema referierten am vergangenen Donnerstag im Rahmen des Linthkongresses namhafte Unternehmer in der Novarishalle der linth-arena sgu in Näfels. Aber auch ein Blick in die Zukunft wurde durch einen Trendforscher geworfen. Durch den Anlass führte die bekannte Fernsehmoderatorin Christine Meier.



Podiumsdiskussion am Linthkongress 2010; (von links) Daniel Hofer
Podiumsdiskussion am Linthkongress 2010; (von links) Daniel Hofer

Weit über 200 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Kultur aus dem Glarnerland nahmen an diesem Anlass teil, und sie verfolgten mit grossem Interesse die verschiedenen Referate. Gestartet wurde der Nachmittag mit einem Netzwerkapéro, wo bereits erste Gelegenheiten zu einem kurzen Gespräch stattfanden. In Abwesenheit von Regierungsrätin Marianne Dürst begrüsste Regierungsrat Rolf Widmer die Gäste mit der Frage:Macht das Glarnerland nicht nur schön, sondern auch erfolgreich? «Ja, denn der soeben gesehene Film über die Glarner Wirtschaft und auch die Vergangenheit haben gezeigt, dass wir erfolgreich waren und es sicher auch in der Zukunft sein werden.» Der persönliche Kontakt und die naturgegebene Nähe würden den Weg zu unkomplizierten Entscheidungen ermöglichen.

Einstieg mit Humor und wenigen Kreidestrichen

Zur Einstimmung in den Kongress begrüsste die Moderatorin die beiden jungen Mikael Krogerus und Roman Tschäppeler. Ihr Vortrag stand unter dem Motto «Erfolgsmodelle – die Welt in wenigen Strichen». Mit viel Humor und vielen unerwarteten Wendungen und Bemerkungen erklärten die beiden, nur mit einer Tafel, Kreide und Lappen ausgerüstet die wirtschaftlichen Zusammenhänge aus ihrer speziellen Sicht.

Eternit ist eine Kultur

Er sei kein CEO, sondern er sei ein Patron, ein Patron der swisspor-Gruppe zu der auch die Eternit Schweiz AG gehöre. Mit diesen Worten eröffnete Bernhard Alpstäg sein mit Spannung erwartetes Referat. Dabei nutze er gerne das Wort «sackstark», war es im Zusammenhang mit Entwicklung und Expansion seines Unternehmens, mit den innovativen Ideen oder dem steten Mut zu Neuem. «Wir brauchen den Mut zu Innovationen und neuen Produkten und dürfen uns durch sogenannte «Rohrkrepierer» nicht aus der Bahn werfen lassen. «Erfolg hat viel mit Lebensqualität zu tun und Erfolg kann man auf jedem Gebiet erreichen. Wenn man mit den Mitarbeitern zusammenarbeitet und bescheiden bleibt, aber, und das ist wichtig, etwas mehr arbeitet als die andern.» Dies in einfachen Worten sein Erfolgsrezept. Für ihn sei Eternit eine Kultur und ein wichtiger Pfeiler in der gesamten Gruppe.

Schnelles Handeln ist entscheidend

Anders als Alpstäg bezeichnete sich der zweite Referent, der Zürcher Nationalrat und ICT-Unternehmensleiter Ruedi Noser, nicht als Patron, sondern als CEO oder einfach als Chef. «In meinem Unternehmen, in dem ich bis zu 500 Mitarbeiter – alle mit Hochschulabschluss – beschäftige, werden die Entscheidungen durch diejenigen getroffen, welche über die entsprechende Kompetenzen verfügen.» Er fälle nur die Entscheide, die ans Eingemachte gingen. Nur mit viel Team-Kompetenz ist es uns möglich, schneller als die Konkurrenz beim Kunden zu sein. Nur so seien in der kurzlebigen Zeit Erfolge möglich. «Jedes Werkzeug, das heute in unsrem Betrieb eingesetzt wird, hat es vor vier Jahren noch nicht gegeben.»

Pioniermodell «E-Mobilität»

Unternehmensleiter der MIGROL AG, Daniel Hofer, stellte das Pionierprojekt M-Way. Einem Projekt, bei dem es sich noch zeigen wird, ob es zum erwarteten Erfolg führen wird. «Ich bin der Meinung, dass die Zeit für ein solches Projekt noch nicht reif ist.» Dies die Meinung eines neutralen Teilnehmers am Kongress. Hofer brachte zum Ausdruck, dass es auf dem Weg zum Erfolg eine gesunde Bodenhaftung brauche. Die Vision von Migrol AG, mit den Elektrofahrzeugen mit allen Facetten, lässt im Moment die Erwartungen recht hoch fliegen.

Eigene Stärken betonen

Die Regionen oder genauer gesagt der Kanton Glarus solle sich auf seine Stärken konzentrieren und diese auch immer wieder zum Ausdruck bringen. Der bekannte deutsche Trendforscher, Matthias Horx, betonte in seinem Referat, dass die Globalisierung bei den steigenden Energie- und Transferkosten eine Chance sei , aber nach seiner Meinung sollten sich die Regionen auf ihre Stärken konzentrieren. Glokalisierung statt Globalisierung. «Wo ich auch bin, überall tönt es gleich, überall werden die gleichen Stärken und Angebote in den Vordergrund gerückt.» Es ist heute von entscheidender Bedeutung, sich wie auch immer, der konkurrierenden Region oder Unternehmungen abzuheben.

«Leise» Podiumsdiskussion

In der Podiumsdiskussion fehlte es leider an spannenden und aktuellen Fragen aus dem Publikum. So wurde ruhig und informativ über die Probleme der Zukunft, der Führungsstrukturen und auch über die Möglichkeiten des Kantons oder der Region diskutiert. Aber wer die Moderatorin Christine Meier aus dem Fernsehen kennt, erwartete einige doch eher provokative Fragen. Leider fehlten wie erwähnt die zündenden Fragen aus dem Publikum, die dem Podium etwas mehr «Pfeffer» verliehen hätten.

Möglicherweise freuten sich die Teilnehmer bereits auf das vom, Team der linth-arena sgu reichhaltige, fantasievoll präsentierte Stehbuffet. Hier bot sich den Kongressbesuchern noch einmal die Gelegenheit zu vertiefenden Gesprächen oder zum Erfahrungsaustausch. «Ich habe mir vor allem am Schluss von der abschliessenden Podiumsdiskussion etwas mehr erwartet, sonst war es ein gelungener und vor allem interessanter und nachhaltiger Anlass.» Dies die Meinung eines Teilnehmers, der damit aber die Meinung vieler zum Ausdruck brachte.