Glückskinder

Einen berührenden DOK-Film strahlte das Schweizer Fernsehen am Gründonnerstagabend aus. Für einmal ging es nicht um schlechte Nachrichten, sondern um Glückskinder. Eines davon stammte aus dem Glarnerland.



Die «Begegnungen mit zufriedenen Menschen» im Schweizer Fernsehen waren sehr eindrücklich. (Bild: mb)
Die «Begegnungen mit zufriedenen Menschen» im Schweizer Fernsehen waren sehr eindrücklich. (Bild: mb)

Gute Nachrichten sind keine Nachrichten, lernt man im Journalismus. Zum Glück hat Pino Aschwanden in seinem letzten DOK-Film für das Schweizer Fernsehen diese Regel durchbrochen. Er porträtiert fünf Menschen, die sagen: «Ja, ich bin glücklich, glücklich trotz allem.»

Da ist der 81-jährige Kleinbauer Julius, Vater von elf Kindern, bescheiden und genügsam. Er arbeitet immer noch jeden Tag von morgens bis abends. Von sich selber sagt er, er sei der zufriedenste Mensch: «Ich bin glücklich, weil ich nicht zu viel will.»

Sehr eindrücklich ist die Begegnung mit der 33-jährigen Cindy, seit einem Unfall querschnittgelähmt. «Ich empfinde mich als Glückskind, weil ich ein zweites Leben geschenkt bekommen habe», bekennt sie. Sie will leben, auch im Rollstuhl: «Das Leben ist viel zu schön, als zu gehen. Auch so.»

Die frühere Krippenleiterin Larissa ist heute Hausfrau und Mutter. «Es ist ein Privileg, wenn man Kinder hat und zu Hause sein darf. Meine drei Kinder machen das Glück aus», sagt die 33-Jährige. Sie hält ihrem Mann den Rücken frei, sodass dieser Karriere machen kann.

Ein zufriedenes Leben in Armut und Keuschheit führt Bruder René. Der 52-Jährige lebt seit 30 Jahren im Kloster und ist heute der Zweitjüngste im Franziskanerkloster Näfels. «Macht Armut glücklich?», lautet die Frage im Film. «Ja, so wie ich sie lebe, es ist eine freiwillige Armut», antwortet der Mönch.

Die letzte Begegnung mit dem 82-jährigen Fred, «reich und gleichwohl glücklich», löst bei mir jedoch zwiespältige Gefühle aus. Der Zürcher Gastronom ist seit fünf Jahren mit der 47-jährigen Rafaela aus der Dominikanischen Republik verheiratet und hat in seinem Leben auch manchen Tiefschlag verkraften müssen. «Wer die Tiefen nicht erlebt, kann die Höhen nicht geniessen», so sein Fazit.

Der Film von Pino Aschwanden regt mit den berührenden Porträts zum Nachdenken an. «Das Glück ist in dir drin», heisst es am Schluss der eindrücklichen Dokumentation. Ja, so ist es. Wir müssen es aber auch erkennen und annehmen. Die positiven Einstellungen zum Leben, der ansteckende Lebensmut zum Beispiel von Cindy nach ihrem schweren Schicksalsschlag zeigen, dass das Leben auch in schwierigen Situationen lebenswert ist. Das Streben nach Glück ist eine Reise ins Innere, zu sich selber, zur eigenen Zufriedenheit.

Gerade die Osterbotschaft verheisst, dass nach der Schwere des Karfreitags die Auferstehung folgt, das Licht, die Freude – das Glück? – zurückkehren. Lassen wir uns anstecken von der Zufriedenheit der Porträtierten, die es im Leben nicht leicht haben und trotzdem glücklich sind. Akzeptieren wir uns, wie wir sind, und halten wir Ausschau nach den Glücksmomenten. Denn diese gibt es – trotz allem. Nach Karfreitag kommt Ostern – auf immer und ewig.