Grosse Rücksichtnahme auf Bevölkerung und Natur

Für die zahlreichen Arbeiten im Rahmen des Projekts «Linthal 2015» müssen in den kommenden Jahren rund 300 000 Tonnen Massengüter in den südlichsten Teil des Kantons Glarus transportiert werden. Aufgrund einer Auflage des Regierungsrates muss dies, zur Entlastung der Strasse, per Bahn geschehen. Die dazu notwendige Verladehalle in Linthal wurde am letzten Dienstag eingeweiht und wird am 18. Januar offiziell in Betrieb genommen.



Die neue Verladehalle in Linthal ist betriebsbereit. (Bilder: jhuber) Regierungsrat Röbi Marti spricht bei der Einweihung zu den geladenen Gästen. Rolf Mathis
Die neue Verladehalle in Linthal ist betriebsbereit. (Bilder: jhuber) Regierungsrat Röbi Marti spricht bei der Einweihung zu den geladenen Gästen. Rolf Mathis

Das Projekt «Linthal 2015» sei nicht nur die schwierigste Baustelle Europas, betonte Ständerat This Jenny bei der offiziellen Einweihungsfeier der Verladehalle in Linthal, sie beinhalte auch sehr grosse Schwierigkeiten im Bereich der Logistik. Und die Auflage, denn Transport der Massengüter mit der Bahn durchzuführen, habe diese Schwierigkeiten nicht kleiner gemacht. «Die Bauherrschaft hat sich hier sehr grosszügig gezeigt. Man muss aber auch einsehen, dass sie nicht alle Wünsche erfüllen kann.» Denn neben der erschwerten Logistik, sei der Transport mit der Bahn immer noch teurer als das Äquivalent auf der Strasse.

Grosse Leistung bereits beim Bau des KLL

«Die Anlieferung von Massengütern wie Zement und Stahl für das Kraftwerk Limmern muss gemäss einer Auflage des Regierungsrates vom 9. Juni 2009 mit der Bahn erfolgen», erklärte Regierungsrat und Baudirektor, Röbi Marti, die Ausgangslage für den Bau der Verladehalle in Linthal. Ausserdem blickte er auf die Geburtsstunde der Kraftwerke Linth-Limmern, denn ein solcher Bahntransport erfolgte auch schon beim ersten Bau der KLL in den Jahren 1958 bis 1963. Damals wurde Zement, meist in der Nacht, mit der Eisenbahn nach Linthal gebracht, dort in einem grossen Zementsilo umgeschlagen und in 16-Tonnen-Behältern bis zur Baustelle im Limmernboden transportiert. «Ich hege ehrfürchtige Bewunderung für die Leistungen, die unsere Vorfahren vollbracht haben. Dies notabene ohne die gleichen technischen Hilfsmittel wie heute.»

Grosse Entlastung der Strasse

Der Entscheid zum Transport mit der Bahn ist vor allem für die Bevölkerung des gesamten Kantons, vor allem für die Anwohner der Kantonsstrasse gefallen. «Durch diese Auflage entlasten wir die Strasse von rund 40 000 Lastwagenfahrten.» Auch Rolf Mathis, Leiter Axpo Hydroenenergie, sieht im Bau der Verladehalle einen richtigen Schritt für die Ausgewogenheit. «Es gibt hier kein Schwarz oder Weiss. Zusammen muss man den besten Kompromiss finden.»

Grosse Rolle des Kantons

Thomas Thalmann, SBB Cargo, betonte, dass nur dank der Verladehalle, der Umschlag von der Bahn auf weiterführende Transporte möglich ist. Die SBB habe ausserdem sehr früh ihr Interesse bekundet, sich bei Anlieferungen für «Linthal 2015» zu beteiligen. «Der Kanton Glarus hat hier eine tolle Rolle gespielt», lobte Thalmann den Einsatz der Regierung. Er hofft auch, dass dieser Schritt für weitere Kunden im Glarnerland von grossem Nutzen sein wird. «Die Bahn hat viele sehr treue Kunden im Glarnerland. Vielleicht werden es mit dem neuen Angebot noch einige mehr.»
Anschliessend wurde den geladenen Gästen demonstriert, wie der Warenumschlag in der Verladehalle speditiv vonstatten geht.
Die Verladehalle wurde in einer Rekordzeit im zweiten Halbjahr 2010 erbaut und wird am 18. Januar 2011 offiziell in Betrieb genommen. Ein Probebetrieb wurde schon seit Ende Dezember aufgenommen. Der Bau der Verladehalle erforderte eine beträchtliche Investition, ermöglicht aber einen sicheren, wettergeschützten Umschlag und eine Verminderung der Lärmbelästigung der Nachbarschaft.

Grosse Menge an Ausbruchmaterial

Die auf dieser Baustelle umzuschlagende Menge an Ausbruchmaterial, Kies und Sand ist mit etwas mehr als drei Millionen Tonnen noch beträchtlich grösser. Dieses Material wird jedoch komplett innerhalb der Baustelle im Tierfehd, auf dem Limmernboden oder beim Muttsee aufbereitet, weiterbearbeitet oder entsorgt. Das alles ohne Beanspruchung von öffentlichen Strassen und ohne Beeinträchtigung der Anwohner durch Baustellenverkehr.