Pünktlich um 04.30 Uhr stieg die Rekordzahl von 26 Turnern beim Bahnhof Ennenda in den Bus. Im Gepäck viel Vorfreude. Doch alles fing mit einer leisen Enttäuschung an. Aber dazu später mehr. Die Fahrt zum Flughafen zu nachtschlafender Stunde wurde rege benutzt, die Augen nochmals zu schliessen. Nach einem kräftigen Schluck Kaffee vor dem Abflug kam allmählich Leben in die Truppe. Gut gelaunt betraten wir nach einer guten Stunde Flug erstmals Hamburger Boden. Mit der S-Bahn zum Hotel, in nächster Nähe zum Hafen, das Gepäck deponieren und schon ging es zum Dungeon Hamburg. Schauspieler in mittelalterlichen Kostümen führten uns durch das Hamburg dieser Epoche. Einem Hamburg, geprägt von Bränden, Pest und Chollera. In teilweisen gruseligen Szenen wurden uns die Sorgen und Nöte der damaligen Zeit vermittelt.
Nach einer kleinen Erfrischung war der Besuch im Miniatur-Wunderland angesagt. Miniatur-Wunderland? Muss was für Kinder sein. Weit gefehlt. Mitten in der Speicherstadt beheimatet, und erst im Jahr 2000 gegründet, ist es bereits die grösste Modelleisenbahnanlage der Welt. Man muss nicht eingefleischter Modelleisenbahnfan sein, um sich von den Ausmassen beeindrucken zu lassen. 13 km Geleise, 14 500 Wagons, 335 000 Lichter, 215 000 Figuren, 228 000 Bäume, 8850 Autos und der längste Zug ist 14,5 m lang. Ein Fughafen mit startenden und landenden Flugzeugen. Noch eindrücklicher die Führung mit Blick hinter die Kulissen. Die Letzten mussten sich jedenfalls beeilen, das brasilianische Buffet nicht zu verpassen.
Ausreichend gestärkt (die meisten mussten sogar das Dessertbuffet sausen lassen) machten wir uns auf den Weg zur Führung über die Reeperbahn. Gebucht war eigentlich Olivia Jones. Doch sie, oder doch er, oder gut glarnerisch sächlich (?), auf jeden Fall «d’s Olivia» hat uns zwei Tage vorher abgesagt. Flugs was anderes gebucht und statt dem stattlichen zwei-Meter-Guide «Olivia» stand die zierliche «Coco» vor uns. Die Tour mit Coco war keine Führung im herkömmlichen Sinne, das war ein authentischer Bericht über das Leben auf der Reeperbahn. Mit Herz, Wissen, Witz, ohne Berührungsängste, die Dinge unaufgeregt beim Namen zu nennen, erzählt von einer aufgestellten Persönlichkeit, die ihre Stadt liebt. Die Reeperbahn erhielt ihren Namen von Taumachern, den sogenannten Reepschlägern, die für die Herstellung von Schiffstauen eine lange, gerade Bahn brauchten. So erfuhren wir auch, dass es in Hamburg eine Ladenstrasse nur für Männer gibt. Wir Landeier waren aber von den schnell wechselnden Auslagen völlig überfordert, die agressiven Verkaufsmethoden ungewohnt. Wir waren so schnell durch, dass manche Frau in ihrem Urteil bestätigt worden wäre, Männer taugen nicht für’s «lädele». Vor allem wartete am anderen Ende unsere Reiseleiterin, die uns mit vielen Geschichten in Staunen versetzte und manchem Besucher der Mund offen stehen blieb. Aber alle waren sich einig: Die morgentliche, leise Enttäuschung entpuppte sich als Glücksfall.
Der Samstag begann mit einer Stadt- und anschliessender Hafenrundfahrt. Den freien Nachmittag nutzten die meisten, um in einem der kleinen Restaurants am Hafen oder im Portugiesenviertel, in der Nähe unseres Hotels, eine Kleinigkeit zu essen und sich anschliessend zu erholen. Der Abend stand im Zeichen der Musical. «König der Löwen» und «Die heisse Ecke» waren angesagt. Letzteres beschreibt, im Stile der Niederdorfoper, das Leben auf dem Kietz. Mittelpunkt eine Würstchenbude, wo sich alles trifft. Die mit viel Charme, kecken Sprüchen und witzigen Pointen gespickte Aufführung liess uns herzhaft lachen.
Der Sonntag begann bereits um 06.00 Uhr. Fischmarkt stand auf dem Programm. Fisch, Blumen, Früchte, Gemüse und vieles mehr wird mit markigen Sprüchen lautstark angeboten. In der ehemaligen Fischauktionshalle ging es anschliesssend rockig zu und her. Im Wechsel spielten zwei Gruppen Titel aus den 70ern und 80ern. Kurz nach sieben, gestärkt mit Bratkartoffeln und Spiegeleiern, Matjesbrötchen und sonstigen Leckereien, nahmen wir die morgentliche Party in Angriff. Um 10.00 Uhr Abmarsch zur St. Michaeliskirche, Michel genannt. Der traumhafte Blick vom Kirchturm über die Stadt Hamburg und die leichte Brise, die uns um den Kopf wehte, sorgte für Wohlbfinden in Kopf und Seele.
Die zweistündige Fleetfahrt, Fleet ist ein fliessendes Gewässer, führte uns von der Binnenalster durch zwei Schleusen in die Speicherstadt. Nochmals viel Informationen, die einige mit geschlossenen Augen und seeligem Gesichtausdruck «aufnahmen». Ein letzte Erfrischung und schon ging es wieder Richtung Fluhafen. Nach der Landung in Kloten liessen wir uns entspannt in die Sessel im Bus fallen, liessen die tollen Tage nochmals Revue passieren. Der Präsident danke unter grossem Applaus Ernst Schreiber für die gelungene Organisation. Lust bekommen, das nächste Mal dabei zu sein? Komm einfach vorbei oder besuch uns auf unserer Webside www.mtvennenda.ch.
Grosses Staunen in Hamburg
Die diesjährige Turnerreise vom 14. – 16. Juni führte den MTV Ennenda in die Stadt an der Alster.
Die diesjährige Turnerreise vom 14. – 16. Juni führte den MTV Ennenda in die Stadt an der Alster. (Bild: zvg)