„Hängt die Wäsche wieder an der Sonne auf!“

Der Umweltjournalist Hanspeter Guggenbühl machte in seinem Vortrag klar, dass der Vor-rat an Energierohstoffen zu Ende geht. Alternativenergie decke aktuell nur einen Bruchteil des Bedarfes ab. Deshalb plädiert er für rigorose Sparmassnahmen und fordert deren poli-tische Umsetzung.



Die Ziele der zukünftigen Energieversorgung lassen sich nach Ansicht des bekannten Umweltjournalisten Hanspeter Guggenbühl nur mit rigorosen Sparmassnahmen verwirklichen. (Bild: Werner Beerli-Kaufmann)
Die Ziele der zukünftigen Energieversorgung lassen sich nach Ansicht des bekannten Umweltjournalisten Hanspeter Guggenbühl nur mit rigorosen Sparmassnahmen verwirklichen. (Bild: Werner Beerli-Kaufmann)

Die zweite Veranstaltung im Rahmen der Vortragsreihe „Neue Bescheidenheit“ von „Glarus welt-offen“ lockte viele Interessierte ins Gesellschaftshaus in Ennenda. Treffender konnte der Einstieg zum Thema „Wie sich die Energiezukunft politisch beeinflussen lässt“ nicht sein. Mit der Darbie-tung der Jugendhaus-Tanzgruppe „Roundabout“ zum Song des Rappers Stress „Wir haben nur eine Erde“ wurde die Botschaft des nachfolgenden Vortrages sozusagen vorweggenommen.

Die meisten Experten, so Guggenbühl, seien sich einig, dass die gesicherten Erdölreserven noch rund 40 Jahre ausreichen. „Zuerst wird das Erdöl knapp, dann Erdgas und folgend Kohle. Sonne und Wind hingegen strahlen und wehen bis zum Weltuntergang“, so der Umweltfachmann etwas leicht sarkastisch formulierend. Die Frage sei nur, wie viele ungesicherte Rohstoffreserven es noch gebe. Entscheidend sei jedoch, wann das Maximum, beispielsweise der Erdölförderung, der sogenannte Peak, überschritten und das Angebot abnehmen werde.

Das Ende des Erdölzeitalters

Die Verknappung der Energierohstoffe führe zu steigenden Marktpreisen, was wiederum Umver-teilungskämpfe und soziale Spannungen auslösen könne, bis hin zum Krieg. Einen Vorge-schmack hätte uns der Irakkrieg geboten. „Unabhängig davon“, so der mehrfache Buchverfas-ser, „welche Prognose eintrifft, steht fest: Erdöl und Erdgas werden mittelfristig knapp, wenn sich das Wirtschaftswachstum im gewohnten Rahmen fortsetzt“.

Deshalb plädiert der Autor für rigorose Sparmassnahmen an allen Fronten und dass der Haupt-energieträger Öl durch einen andern ersetzt wird. Doch der Umstieg habe seine Grenzen. „Mit Sonnenergie beispielsweise bringen Sie keine grosse Limousine auf Autobahngeschwindigkeit und keinen Jumbo-Jet in die Höhe“. Zwar habe die Sonnenenergie durchaus ihr Potential. Doch die Alternativenenergien könnten die riesigen Verbrauchsmengen an Erdöl, Erdgas und Strom nur in begrenztem Masse ersetzen.

Wirkung des Solarstromes wird überschätzt

In der anschliessenden, teils heftig geführten Diskussion erklärte der Autor die Chancen des Mo-dells der 2000-Watt-Gesellschaft. „Aktuell verbrauchen wir mit 6000 Watteinheiten, also dreimal mehr als der Durchschnitt der Weltbevölkerung. Wollen wir die 2000-Watt-Gesellschaft verwirkli-chen, bedeutet dies massive Sparmassnahmen, welche weh tun“. Um dies politisch umsetzen zu können, müsste seiner Meinung der Bund Verbrauchsgrenzen vorschreiben, damit der aktuelle Stand der Technik schneller angewendet wird.

Weitere Voten in der Diskussion zeigten auf, wie kontrovers die Thematik ist. So regte sich ein Teilnehmer darüber auf, dass Guggenbühl die Herstellung von Solarstrom aus Fotovoltaikanla-gen und alle anderen alternativen Energieträgern als unbedeutend verniedliche. „Denken Sie doch nur an die Windenergie“, gab ihm der Journalist zu verstehen. „Da gibt es Einsprachen von Landschaftsschützern, und in der Schweiz hat es schlichtweg zu wenig Wind. Und trotz Anbau-schlacht von Fotovoltaikanlagen macht die Stromerzeugung nur 0,03 Prozent der gesamten Stromproduktion aus.“ Allein für den Strombedarf aller Wäschetumbler und Heugebläse müsste 30-mal mehr Solarstrom produziert werden, so der Autor. Es gäbe aber auch ganz einfache Lö-sungsansätze, die schnell umgesetzt werden können, „beispielsweise, wenn wir die Wäsche ein-fach wieder an der Sonne aufhängen würden!“